Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)
teilweise, weil es einem persönlich vertraut ist, und teilweise, weil es eine Konfiguration widerspiegelt, die wir unzählige Male auf Bildern und im Leben gesehen haben. Aber das Nachspielen des Rituals verstärkt auch die Asymmetrie der Beziehung, denn der Mann ist stabil, stark und beschützend, und die Frau ist instabil, beschützt, ohne ihren Mittelpunkt zu finden.
Ein Gedicht von Cheryl Romney-Brown dreht sich um das immer wiederkehrende Bild einer Frau, die ihr Gesicht an der Schulter eines Mannes vergräbt. Sie zeigt auf, wie diese Geste sich im gesamten Leben einer Frau ständig wiederholt:
IN THE CROOK OF HIS NECK
Fine hairs on his shoulders gleam
like epaulets, reminding me of silk
mulberry threads Penelope used
for tapestries spun waiting
for her hero to come home.
We, women, always long for men
to step out of a myth or a Marlboro ad.
It begins all over again as he
caresses my back. I inhale the scent,
begin to relax. Once more I become
a defenseless girl wanting only
to close my eyes, bury my head
in the crook of his neck. Ref 124
How old was I the first time,
possibly three? It happened
when Daddy came home. »Please
hold me, protect me, werewolves
are out, their eyes burning hot.
If you don’t I know I will die.«
I closed my eyes, buried
my head in the crook of his neck.
When I was sixteen, ripe but pure,
down by the arbor on a hot summer night,
my first beau’s lips brushed mine. »My hero,
your Juliet’s here.« Pink tulle bound
my heart. I closed my eyes, buried
my head in the crook of his neck.
I am a grown woman, mother of men.
Experience fades; memory stills.
If only for a moment. I am saved.
My hero is here for maybe an hour,
willing to do battle, kill all my foes.
Illusions, myths, whatever is true.
I close my eyes, bury my head
in the crook of his neck.
(in der Übersetzung etwa:
IN DER BEUGE SEINER SCHULTER
Feine Haare glänzen auf seinen Schultern
wie Epauletten, lassen mich an Seide denken
die Maulbeerfäden, die Penelope in
Bildteppiche webte, während sie auf
die Heimkehr ihres Helden wartete.
Wir, Frauen, sehnen uns immer nach Männern,
die aus einem Mythos oder einer Marlboro-
Werbung heraustreten.
Alles beginnt wieder von vorn, als er
meinen Rücken liebkost. Ich atme den Duft ein,
beginne mich zu entspannen. Einmal mehr werde ich
ein schutzloses Mädchen, möchte nur
meine Augen schließen, meinen Kopf vergraben
in der Beuge seiner Schulter.
Wie alt war ich das erste Mal,
vielleicht drei? Es geschah,
als Papa nach Hause kam. »Bitte
halt mich, beschütz mich, die Werwölfe
sind los, ihre Augen brennend heiß.
Tust du es nicht, weiß ich, ich werde sterben.«
Ich schloss meine Augen, vergrub
meinen Kopf in der Beuge seiner Schulter.
Als ich sechzehn war, reif, aber rein,
unten bei der Laube in einer heißen Sommernacht,
streiften die Lippen meines ersten Beaus die meinen.
»Mein Held,
deine Julia ist hier.« Rosa Tüll band
mein Herz. Ich schloß meine Augen, vergrub
meinen Kopf in der Beuge seiner Schulter.
Ich bin eine erwachsene Frau, Mutter von Menschen.
Die Erfahrung verblasst; die Erinnerung verstummt.
Wenn auch nur für einen Augenblick, ich bin gerettet.
Mein Held ist hier, vielleicht eine Stunde lang,
bereit, in den Kampf zu ziehen, alle meine Feinde zu töten.
Illusionen, Mythen, was auch immer wahr sein mag.
Ich schließe meine Augen, vergrabe meinen Kopf
in der Beuge seiner Schulter.
Romney-Browns Gedicht fängt die kindliche Natur der asymmetrischen Umarmung ein, bei der eine Frau ihren Kopf an die Schulter eines Mannes legt und sich an ihn schmiegt, und es veranschaulicht die beschützende Bedeutung dieser Gebärde. Die Dichterin führt dieses köstliche Gefühl des Beschütztwerdens auf die Beziehung zurück, die sie als Kind zu ihrem Vater hatte. Vermutlich könnte auch ein kleiner Junge sich so an seinen Vater oder seine Mutter kuscheln, Trost und Schutz suchen. Aber als Erwachsene hat die Frau in dieser Konstellation immer noch die Position des Kindes, während der Mann die Position des Vaters übernommen hat.
Das Gedicht illustriert auch, wie automatisch eine Frau die beschützte Position einnimmt, auch wenn sie mit Männern zusammen ist, die sie nicht tatsächlich beschützen. Das Standardtableau wandelt sich nicht; bei ihrer ersten Verabredung nimmt das junge Mädchen ihre festgelegte Haltung ein, und ein halbes Leben später, nach ihrer Scheidung, tut sie es
Weitere Kostenlose Bücher