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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
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anderen handeln, aber um in dieser Welt als wir selbst und nicht nur als Rädchen im Getriebe zu überleben, müssen wir auch eigenständig handeln.
    In gewisser Hinsicht sind alle Menschen gleich: Wir alle essen und schlafen und trinken und lachen und husten, und oft essen wir die gleichen Sachen und lachen über dieselben Dinge wie die anderen. Aber in gewisser Hinsicht ist jeder Mensch einzigartig, und die unterschiedlichen Wünsche und Vorlieben einzelner Individuen können miteinander in Konflikt geraten. Menschen, denen man dasselbe Menü vorsetzt, treffen eine unterschiedliche Auswahl. Und wenn es Kuchen zum Nachtisch gibt, besteht die Gefahr, dass der eine ein größeres Stück bekommt als der andere  – und die noch größere Gefahr, dass man denkt, der andere hätte ein größeres Stück bekommen, ob es nun stimmt oder nicht.

Asymmetrien
    Wenn Intimität heißt »Wir sind uns nah, und wir sind gleich«, und Unabhängigkeit bedeutet »Wir sind getrennt und anders«, ist es leicht verständlich, dass Intimität und Unabhängigkeit mit Bindung und Status zusammenhängen. Das entscheidende Merkmal von Bindung ist Symmetrie: Die Menschen sind gleich und fühlen sich einander gleichermaßen verbunden. Das entscheidende Merkmal von Status ist Asymmetrie: Die Menschen sind nicht gleich; sie nehmen unterschiedliche Plätze in einer hierarchischen Ordnung ein.
    Diese Dualität wird besonders deutlich, wenn Leute Sympathie oder Mitgefühl bekunden, was immer potentiell mehrdeutig ist. Man kann solche Äußerungen als entweder symmetrisch, als Ausdruck freundschaftlicher Gefühle unter Gleichgestellten, oder als asymmetrisch, als Aussage eines Überlegenen gegenüber einem Unterlegenen, interpretieren. Wenn man einen Arbeitslosen fragt, ob er schon einen neuen Job gefunden habe, ein Ehepaar, ob das sehnsüchtig erwartete Kind unterwegs sei, oder einen nichtberufenen Professor, ob er seine Berufung erwarte, so kann das gemeint sein – und interpretiert werden (gleichgültig, wie es gemeint ist) – als Ausdruck menschlicher Verbundenheit von jemandem, der Verständnis hat und Anteil nimmt, oder aber als Anspielung auf bestimmte Schwächen, die von jemandem geäußert wird, dem es besser geht und der sich dessen bewusst ist, also als Herablassung. Die letztere Auslegung von Mitgefühl scheint für viele Männer selbstverständlich zu sein. Ein Bergsteiger namens Tom Whittaker, der selbst behindert ist und Behindertenwanderungen leitet, machte einmal die Bemerkung: »Jemanden, den man bewundert, kann man nicht bemitleiden.« Eine Aussage, die mir grundfalsch erschien.
    Es ist die Symmetrie von persönlichen Beziehungen, durch die Gemeinschaft entsteht: Wenn zwei Menschen sich um Nähe bemühen, bemühen sich beide um dasselbe Ziel. Und es ist die Asymmetrie von Status, durch die Wettstreit entsteht: Es können nicht zwei Leute die Oberhand haben, deshalb sind Verhandlungen über Status vom Wesen her immer kontrovers. In meinen früheren Arbeiten bin ich der Frage nachgegangen, von welchen Faktoren Intimität (die ich als Verbundenheit bezeichnete) und Unabhängigkeit bestimmt werden, aber ich habe den Einfluss des Statusdenkens und der damit verknüpften kontroversen Strukturen nicht genügend berücksichtigt. Doch nachdem ich diese Dynamik erkannt hatte, bin ich überall darauf gestoßen. Das verwirrende Verhalten von Freunden und Mitarbeitern wurde plötzlich verständlich. Ref 7
    War es mir vorher immer ein Rätsel gewesen, warum mein Mann und ich so unterschiedlich reagierten, ergab es jetzt plötzlich einen Sinn. In einem Jazzkeller zum Beispiel hatte die Bedienung mir Krabbenkuchen empfohlen, die sich dann als scheußlich erwiesen. Ich war mir nicht sicher, ob ich sie zurückschicken sollte oder nicht. Als die Kellnerin vorbeikam und fragte, ob wir zufrieden seien, antwortete ich, dass mir die Krabbenkuchen eigentlich nicht so gut schmeckten. Sie fragte: »Was ist damit nicht in Ordnung?« Mein Mann fixierte die Tischmitte und entgegnete: »Sie schmecken nicht ganz frisch.« Die Kellnerin schnappte: »Es sind tiefgefrorene Krabben! Was haben Sie denn gedacht?« Ich sah sie direkt an und sagte: »Wir mögen sie einfach nicht so gern.« Sie entgegnete: »Also, wenn sie Ihnen nicht schmecken, könnte ich sie zurücknehmen und Ihnen etwas anderes bringen.«
    Nachdem sie mit den Krabben abgezogen war, mussten mein Mann und ich lachen, weil uns bewusst wurde, dass wir gerade ganz automatisch einen der typischen

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