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„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Gunschmann
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über der Tanzfläche. Zunächst traf es Baron Egon von Brenninger zu Wangenwerder, der an den Treppenstufen des Aufgangs zur DJ-Kan zel stand, und der aus irgendeinem Grund übers Geländer kippte und mit dem Gesicht voraus auf die Wodkaflasche knallte, die sich die Bandmitglieder der Münchner Freiheit zusammengespart hatten. Aber das war – wie sich noch zeigen sollte – erst der Beginn eines Nahkampfs, einer Prügelei, wie Bud Spencer und Terence Hill sie nicht besser hätten inszenieren können.
    Anfang der Neunzigerjahre war eine bestimmte Generation aus Erben herangewachsen, und natürlich waren auch Barone und Gräfinnen, Fürsten und Prinzessinnen darunter – wir nannten sie gerne »die Barbours«, weil sie immer diese grünen und blauen Jacken anhatten. Es war eine eingeschworene Gemeinschaft, meist waren es Schüler oder Absolventen exklusiver Internatsschulen. Je adliger sie waren, desto ausgiebiger flippten sie im P1 aus und wurden zu weiblichen und männlichen Xanthippen. Sie schlugen, sie kratzten und sie küssten sich, dann fraßen sie sich gegenseitig auf.
    Ich erinnere mich noch an jenen Abend, an dem ich Kira kennengelernt hatte. Wir sind nach dem P1 zum See gefahren. Das war so ein Spruch, der kam um fünf Uhr morgens bei Sonnenaufgang immer gut an: »Fahren wir noch an den See?« Kira war etwas verdutzt, als ich sie nach Dienstende zu meinem alten R 4 lotste. Wahrscheinlich hatte sie bei mir zumindest einen englischen Sportwagen oder einen italienischen Spider erwartet. Nachdem ich den Hamburger, der mindestens schon zwei Wochen in seiner Packung dahinvegetierte, vom vorderen Fußraum auf die Rückbank bugsiert hatte, nahm sie auf dem Beifahrersitz Platz. Der Modergeruch des vergammelten Cheeseburgers schien sie nicht zu stören. Ich legte eine selbst gemixte Kassette in den Rekorder und mit Andreas Dorau fuhren wir der aufgehenden Sonne entgegen. »Stoned faces don’t lie«. Wie recht er doch hatte.
    Auf der Fahrt erzählte sie mir vom maroden Familienschloss am Genfer See und dem Hotel Cala di Volpe auf Sardinien; dort hätten sie im August immer die Präsidentensuite gebucht. Ich schaute sie von der Seite an. Die blonden Härchen auf ihrem Unterarm, die im Morgenlicht golden leuchteten, hatten doch einen ganz eigenen Sexappeal. Freiin Shakira von der Trinck war ihr vollständiger Name. Er war in ihre Handtasche eingenäht, das konnte ich gut lesen, da sie die Tasche weit geöffnet auf ihrem Schoß platziert hatte. Männer schauen gerne in Frauenhandtaschen, weil sie immer hoffen, etwas übers Sexleben der Damen zu erfahren, wenn sie die Pille, einen Dildo oder Kondome finden. Sie hatte gerade eine dreimonatige Beziehung mit dem Tausendsassa Rodrigo de Viragale hinter sich, einem Urenkel eines französi schen Ölmagnaten mit Motoryacht am Cap d’Antibes und mit Luxusschlitten in Monaco. Kennengelernt hatte sie ihn im Les Caves du Roy in Saint Tropez. Er war ein echter Arsch – und wer mit dem Attribut echt apostrophiert wird, der ist es auch wirklich – und machte immer den Dicken im P1. Als wir ihn eines Tages wegen einer Rauferei rauswarfen und ihn nicht mehr reinließen, holte er gleich eine Hundertschaft der Polizei, weil er behauptete, wir würden ihm sein rosa Poloshirt nicht mehr rausgeben. Dabei musste ich an Carla Huntington aus London denken, die uns angezeigt hatte, als wir ihren Sir James, einen fetten, sabbernden Mops, nicht mit reingelassen hatten, da er meinem Kollegen Jochen auf die Mokassins gekackt hatte. Und niemand scheißt Jochen einfach so auf die Slipper.
    Kira zuzuhören und dabei Auto zu fahren, war gar nicht so einfach, denn die klischeebehafteten Phrasen brachten mich nahe an den Rand des Sekundenschlafs, und als wir kurz vor dem Rialto-Bad am Ammersee in die Uferpromenade einbogen, musste ich mich schwer konzentrieren, vor lauter Jet-Set-Stuss nicht gleich ins erste Segelboot an der Herrschinger Marina anstatt auf den kleinen Kiesparkplatz zu steuern. Als wir schließlich stehenblieben, ließ ich sie aussteigen und fuhr davon. Ich sah sie nie wieder.
    Nach »Adel-Egons« unsanfter Landung auf der Wodkaflasche hatte DJ Speedy jetzt »Pull up to the Bumper« von Grace Jones aufgelegt und zwar die Acht-Minuten-Version, denn er befürchtete Schlimmstes und war hinter Theos Bar geflitzt, die sich ebenfalls im ersten Stock befand. Obwohl Speedy mindestens respektable hundertzwanzig Kilogramm auf die Waage brachte, war er ein Schisser vor dem Herrn, wenn es Stress

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