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„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Gunschmann
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Hauptsache die kostbare Schampusflasche überlebte. Immerhin würden ihm im Bruchfall 850 Mark Umsatz flöten gehen. Als er dann die Arme hochreckte und die Flasche über den Kopf hob wie ein jubelnder Olympionike seine Goldmedaille, war das Kreischen der Mädchen noch lauter als bei einem Konzert von Take That und die Jungs klopften ihm anerkennend auf die Schulter, als hätte er den Champagner nur für sie gerettet.
    Sollte ich nun so tun, als wäre ich von dem Faustschlag ins Gesicht ohnmächtig geworden, damit ich mich nicht mehr prügeln musste oder sogar von Sharon zu ihr nach Hause gefahren werden würde, um dort vielleicht in den Genuss eines scharfen private lap dance zu kommen? Die Vorstellung war einfach zu schön, auf ihrem Esszimmerstuhl zu sitzen, während Sharon ihre Beine um meine Hüfte wickelte und ihren gepiercten Bauchnabel gegen meine Nase drückte. Meine fantastischen Hirngespinste über die strippende Lebensretterin wurden jäh unterbrochen, als Biwak mit einem Baseballschläger in der Hand auf uns zukam: »Now we maken summatime!« Sein Kauderwelsch aus Kreolisch, Französisch und Englisch konnte kaum ein Mensch verstehen, aber wir hatten ihn immer mit Erdbeerlimes geködert, dann funktionierte er wie ein Kohlenschlepper.
    Ich wusste, dass irgendwann der Moment kommen würde, an dem Biwak komplett ausrastete. Und dann, das war sonnenklar, waren Hopfen und Malz verloren. Das Weiße in seinen Augen würde hervortreten, sein Adrenalin würde bis in die Fußspitzem schießen und dann würde er loslegen mit einer waghalsigen Mischung aus Capoeira, Street Dance und Thai-Boxen. Das nannte er »Summatime«. Ich hatte höchsten Respekt vor diesem Wort und wollte eigentlich nie erfahren, was dann wirklich passieren würde. Biwak griff sich den Baseballschläger, holte über den Kopf nach hinten aus und knallte ihn genau aufs Schlüsselbein eines Typen, den ich nur als Riesenmonster beschreiben kann. Er war mindestens zwei Meter zehn groß, so breit wie die ganze Treppe, seine an den Seiten kurz geschorenen Haare waren blau gefärbt und er trug die Lederweste einer weltbekannten Rockerband. Wahrscheinlich hatte er in seiner vergilbten Jeansjacke Stahlschutzplatten eingenäht, denn jeder andere Mensch wäre innerhalb von Sekunden mit einer zerschmetterten Schulter zu Boden gegangen. Der Höllensohn aber verzog nicht mal eine Miene. Das sind dann jene Momente, in denen man freundlich grüßen und einfach weitergehen sollte. Das Monster aber musterte Biwak, den kleinen drahtigen Schwarzen mit dem hellblonden Dutt auf dem kahl rasierten Schädel. Sekundenlang standen sie so da und sahen sich in die Augen. Dann zog Biwak den Holzschläger von unten nach oben genau zwischen die Beine des Banditen. Der verdrehte die Augen, hechelte nach Luft, sein Schrei war nicht zu hören, dann sackte er zusammen und setzte seinen Riesenhintern auf eine Treppenstufe. Hier blieb er hocken, stierte apathisch vor sich hin, ließ die Arme hängen und hoffte, dass sich der Schmerz baldmöglichst in andere lebenswichtige Organe verlagern würde. Biwak freute sich wie ein Schneekönig, legte sich jetzt mächtig ins Zeug und sprang mit den Füßen voraus mitten ins Gemetzel, das sich mittlerweile von der Wendeltreppe auf die Tanzfläche verlagert hatte.
    Ich war blind, also zumindest konnte ich nichts mehr sehen, weil das Blut aus meiner Stirnwunde, die mir der blonde Punkrocker mit den wuscheligen Haaren verabreicht hatte, über beide Augen lief. Mit der Sehkraft eines Maulwurfs ausgestattet stolperte ich in den schmalen Eingang der Big Bar von Balu. Ich konnte mich gerade noch auf einen leeren Bierträger retten, als Biwak von demselben blonden Wuschelkopf, den ich vorher schon hatte kennenlernen dürfen, quer über den gesamten Bartresen gezogen wurde, sodass alle Gläser und Flaschen zu Boden fielen, und irgendein Amerikaner mit einem ärmellosen Holzhackerhemd und einer ansehnlichen Vokuhila-Frisur versuchte, mit gekonnten Jonglierbewegungen die von der Bar fliegenden Longdrinkgläser zu retten oder vielmehr den restlichen Alkohol, der sich noch darin befand.
    Der Moment, in dem alle Beteiligten vor Ehrfurcht und Respekt erstarrten und in ihren Kampfaktionen innehielten, war gekommen, als »Häuptling Thunder« erschien. Der riesenhafte Stadtindianer Mike Thunder hatte in dieser schweren Minute den Bann des Isarflimmerns über das P1 gelegt und mit seinem kriegsbemalten, nackten Oberkörper und dem Bowiemesser mit der vierzig

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