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„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Gunschmann
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gab. Und Stress gab’s ab dem Moment, als einer der anwesenden Alt-Punker, ein langhaariger Zottelbär mit schwarz lackierten Fingernägeln und farbigen Kontaktlinsen, mit Benny und Carlos zusammenstieß, wobei deren Drinks zu Bruch gingen. Die beiden betrieben eine Spielhalle in der Bayerstraße und kannten kein Pardon, wenn es drauf ankam. Benny brüllte den Alt-Punker an, er solle ihm die Drinks bezahlen. Als Antwort kam weder Geld für die Getränke noch ein beschwichtigendes »Sorry«, sondern gleich eine hochgezogene Linke, die Bennys Haarbüschel über seinen Koteletten jedoch nur streifte. Benny bäumte sich auf, um seinem Magenschwinger noch mehr Power mitzugeben, dann nutzte er die zusammengekrümmte Schmerzensstellung des Alt-Punks und griff in die zerzauste Mähne, um sein gleichzeitig hochgezogenes Knie in dessen Gesicht zu platzieren. Yeehaw! Das Knacken des Jochbeins konnte selbst Kurt hören, der zur Szenerie jetzt in Sekundenschnelle dazustieß und versuchte, die Streithähne auseinanderzubringen. Mitnichten: Jetzt ging der Spaß erst richtig los, und als es Kurt schwante, dass dieser Alt-Punk, der Ozzy-Osbourne-Verschnitt, kein Solo-Gruft-Punkrocker war, sondern zu Deutschlands bekanntester Punkband gehörte und mit Entourage und Roadies mindestens fünfzehn Mitstreiter dabei haben musste, hatte er den Barkeepern der unteren Bars bereits Zeichen gegeben, Biwak, unseren Allround-Commie, zu mir an die Tür zu schicken, um mit der ganzen Verstärkung nach oben zu eilen. Auf der Treppe kam uns der zusammengefaltete Alt-Punk entgegengerollt und kotzte Biwak auf seine offenen Sandaletten. Drei weitere Punkrocker, die das Geschehen von unten mitbekommen hatten, hüpften die Stufen empor und sprangen mit allen vieren voran in das Knäuel der Rowdies. Wer sollte nun eigentlich wen prügeln? Und vor allem: Warum?
    In einer solchen Situation, in der sich nun alle Beteiligten befanden, ist es am besten, man haut einfach mal zu und wartet ab, was passiert. Blöd nur, wenn deine Faust jemanden trifft, der entweder zu dir gehört oder Fritz The Fist heißt und niederbayrischer Champion im Halbschwergewicht war. Nun traten die Frontmänner der Punkband auf den Plan. Der blonde Sänger mit den wuscheligen Haaren wich dem Schlag des niederbayrischen Champions gekonnt aus und drehte sich einmal um die eigene Achse. Mit diesem Schwung aus der Drehung heraus katapultierte er seine Faust, die in einem schwarzen alten Lederhandschuh mit abgeschnittenen Fingern steckte, geradewegs mitten in mein Gesicht zwischen die Augen. Dies sorgte dafür, dass all meine Gliedmaßen taub wurden und ich mich in einer Art Ohnmachtsvorstadium auf die obersten Stufen der Treppe setzte. Aufgewacht bin ich in Sharons Armen, die sich diesmal nicht als Stripperin an der Stange, sondern als Krankenschwester auf der Treppe verdingte. Sie hatte mich vor einem Absturz übers Balkongeländer bewahrt, als sie ihre durchtrainierten Arme um meinen Hals legte, sodass ich Angst hatte, sie würde mich aus Freude über meine Rettung glatt erwürgen.
    Theo hatte das Szenarium von seiner Bar aus mitbekommen und schnappte sich eine Jeroboam-Flasche Champagner, schwang sie mit beiden Armen über den Kopf, um sie dem ihm am nächsten stehenden Typen, den er als Gegner ausmachen konnte, über den Schädel zu ziehen, als er am Treppenabsatz das Gleichgewicht verlor und rückwärts über die schon immer zu niedrige Holzbalustrade aus dem ersten Stock schnurstracks auf die Tanzfläche im Erdgeschoss flog. Das waren mindestens drei Meter. Theo war Anfang fünfzig und immer noch very good in shape . Er trainierte jeden Tag drei Stunden in Ludwigs Sportsclub vor den Monsterspiegeln, trank immer zwei von diesen Energie spendenden Vitamindrinks und ging danach eine halbe Stunde ins Solarium, weil dort die nette Maya am Empfangstresen saß, die er so gern mochte. Er fuhr jeden Abend mit seinem Peugeot-Rennrad ins P1, das ihm Eddie Merckx als Bezahlung für eine durchzechte Nacht schenkte. Egal, ob Hochsommer war oder minus zehn Grad Kälte herrschten, das Fahrrad war sein Motor und Peugeot sein Antrieb. Es war diese Kombination aus angeborener Behendigkeit und erworbener Fitness, die ihn davor rettete, sich bei diesem Kunstsprung vom P-1-Balkon nicht das Genick zu brechen. Theo rollte sich ab wie ein Kunstturner am Hochbarren beim Abgang und kam auf den Knien sitzend zum Stillstand. Wahrscheinlich wäre es ihm egal gewesen, sich Hände, Hals und Füße zu brechen,

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