„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)
Zoozie’z, die den Text mitsingen konnten. Als DJ hätte ich nicht wirklich aussichtsreiche Chancen gehabt, mehr als zehn gute Tracks hintereinander aufzulegen, ohne dass sich ein Groupie » La dolce Vita« von Ryan Paris gewünscht hätte. Ich war heilfroh, letztendlich nicht als Gläser spülender DJ im Zoozie’z versauern zu müssen, sondern als Nachtleben-Rookie gleich an der P-1-Tür gelandet zu sein.
Eines Abends waren im P1 alle in heller Aufregung, weil die Stones kommen sollten. Es wurden Tische gerückt und Plätze an der Bar freigemacht. Ein Riesen-Bohei. Dabei hatte keiner gemerkt, dass Mick Jagger bereits seit einer Stunde zum Sound von DJ Speedy auf der P-1-Tanzfläche abrockte, um ein paar Minuten später die Pfarrerstochter Bettina aus Gröbenzell anzutanzen. Als Charlie Watts und Ron Wood schließlich ankamen, hatte der Ober-Stone das angebetete Mädel schon längst bekehrt und war mit ihr durch den Hinterausgang entschwunden. Dabei wären sie beinahe über Keith Richards gestolpert, der an der Wandverkleidung neben der Tanzfläche lehnte und schon seit ein paar Minuten im Stehen vor sich hin döste. Direkt neben dem Schreiner Michi.
Tempel der Glückseligkeit
Nicht einmal die weltberühmten Scorpions konnten auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ihren größten Hit in die Tat umsetzen und an der Tür des P1 einen »Wind of Change« auslösen. Nach dem »Heute nicht, Jungs« des Türstehers erwiderte einer der langhaarigen Musiker mit den Fransen-Lederjacken: »Wir sind aber die Scorpions.« Die Antwort folgte auf dem Fuß: »Eben drum!« Willkür, Ekstase und Enttäuschung machten das P1 Mitte der Achtziger schnell über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt, so kamen auch die Promis, Superstars und Rockbands und baten und bangten um Einlass – sie führten sich auf, trieben es toll, stürzten ab. Die internationale Presse liebte das P1 und machte Jagdszenen, Münchner G’schichten und Skandale öffentlich, dass es einem Baby Schimmerlos angst und bange werden würde. Bizarr, schrecklich und doch schön, wie Maxim Biller in seinem 1991 erschienen Buch Die Tempojahre die In-Crowd beschreibt: »Der ›P1‹-Mensch ist überhaupt ganz prächtig anzuschauen, er ist immer schweißüberströmt, und wenn er nicht fickt, dann tanzt er!« In einem Artikel übers P1 in seinem legendären Kultmagazin Tempo traf er dann den Nagel auf den Kopf: »München ist die Stadt des P1, und wenn Ihr sagt, dass Euch das nicht gefällt, dann nur, weil Ihr neidisch seid!«
It’s Disco Music: The Munich Sound
Nachdem Rock ausgedient hatte, wurde in München der Disco Sound geboren. Wer an diese legendäre Musik denkt, assoziiert sie eher mit den DJs im Studio 54 in NYC als mit einem musikliebenden Südtiroler namens Hansjörg Moroder, übrigens ein Neffe Luis Trenkers. Statt Bergsteigen aber wollte Giorgio Moroder – so nannte er sich später – lieber Gitarre spielen und Musik produzieren. 1973 gründete er in München mit dem Musicland sein eigenes Tonstudio und machte dort eine Schönheit namens LaDonna Andrea Gaines , die es als Leadsängerin auf der Europatournee des Hippie-Musicals Hair nach München verschlagen hatte, über Nacht zum neuen Star am Musikhimmel. »Love to love you Baby« von Donna Summer wurde als 17-minütiges Disco-Opus zuerst in den USA und dann im Rest der Welt ein Riesenhit. Das war der Startschuss für die Disco-Ära: Alle wollten den Munich-Sound und München war eine Zeit lang Welthauptstadt der Discomusik. Die großen Stars der Popgeschichte kamen, sangen und tanzten. Wenn im P1 ein junger Mann auf der Tanzfläche ausflippte und man dachte: »Der sieht ja aus wie Mick Jagger.« Dann war es Mick Jagger. Munich Disco war bis Anfang der Achtzigerjahre ein echtes Trademark, ein Markenname. Moroder, Donna Summer, die Silver Convention (»Fly Robin Fly«) und Harold Faltermeyer (»Axel F.«) legten hier den Grundstein für ihre Weltkarrieren mit mehr als 500 Millionen verkauften Platten.
SIEBEN
»Dress spectacular«
S chauplatz: Vorgarten. Zeitpunkt: Dienstagfrüh. Großaufnahme: Briefkasten.
Das Reihenmittelhaus des alternden Soapdarstellers – er spielte in der TV-Serie Heidekraut , dann in etlichen Folgen von Grüne Wiesen, hohe Berge , dann war er pleite – sah in der gerade aufgegangenen Sonne aus wie ein aufgeklapptes Puppenhaus. Am Gartentor war die Hölle los.
Der dickliche Beamte in weißem Ganzkörper-Overall und hellblauen Plastikhandschuhen hantierte an dem schon
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