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„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Gunschmann
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derangierten Briefkasten so lange herum, bis er an der linken oberen Ecke aus seiner Wandhalterung brach. Die anderen Ermittler der Spurensicherung standen alle herum und bemühten sich redlich, nicht grinsen zu müssen. Mit versiertem Handgriff holte er das feuchte Kuvert mit einer Klammerzange aus dem Postkasten. Dem beigen Umschlag war anzusehen, dass sein Inhalt dem Empfänger in der Regel nicht per Briefpost zugestellt wurde. Das Papier des Kuverts war aufgeweicht und man konnte am unteren Rand Fettspuren erkennen – einfach eklig. Die Kripobeamten hielten sich die Nase zu, es roch nach verwestem Fleisch und Moder, dann öffneten sie den Klebestreifen mit einer Pinzette und förderten eine etwa postkartengroße, durchsichtige Plastiktüte zutage. Die Haushälterin nahm die Hände vor die Augen. Sie hatte die Münchner Kripo erstens gerufen, weil Michi M., der alerte Fernsehschauspieler, nie länger als zwölf Stunden außer Haus war, ohne dass sie wusste, wo er sich aufhielt, und weil sie zweitens einen schlimmen Verdacht hegte, was da im Briefkasten des Herrn M. seit drei Tagen vor sich hingammelte.
    Verdammt noch mal, woher wusste das Fernsehen schon wieder von dieser Sache mit Michi M.? Nahaufnahme: Die Kamera zoomte auf die Plastiktüte, doch die Beamten schirmten das »Beweisstück« vor dem Kameraobjektiv ab. Schnitt. Der Bericht kam in der Abendschau als zweite News des Tages. Die Haushälterin bemühte sich sichtlich, die Fragen des Interviewers so korrekt wie möglich zu beantworten: Seit einem Tag und einer Nacht sei M. verschwunden, dreimal habe jemand angerufen und wieder aufgelegt, ohne etwas zu sagen, aus dem Briefkasten sei ein bestialischer Gestank gekommen, und als sie das Kuvert in die Hand genommen habe, habe es sich angefühlt, als befände sich ein knochiger Finger darin. Außerdem habe sie es ja nur gut gemeint, denn immer wieder höre man ja davon, dass Kidnapper zum Beweis ihrer Tat und zur Bekräftigung ihrer Lösegeldforderung abgeschnittene Körperteile an die Angehörigen schickten.
    Klare Sache, wie es schien: Wenn man sich alles zusammenreimte, sah es ganz übel aus für den lieben M. Auflösung: Die Reporter und die Ermittler der »Task Force Briefumschlag« wären besser beraten gewesen, gleich auf den Absender des Kuverts zu schauen – P1, Prinzregentenstraße – und gleich die Einladung in Augenschein zu nehmen, die an der Plastiktüte mit dem Knochen hing: Eine Einladung zum P-1-Sommerfest unter dem Steinzeit-Motto »Die Flintstones«. Die Frage, ob das Beweisstück tatsächlich mit einer Entführung in Zusammenhang gebracht werden könne, hätte sich wohl von selbst beantwortet.
    Ach, genau: Der Verursacher der ganzen Aufregung war schnell in der Person des Metzger Manni gefunden. So brillant die Idee des P1 war, so unglücklich geriet die Ausführung in diesem Einzelfall: Die Idee war, als Einladung zur Fred-Feuerstein-Party Knochen zu verschicken, nur hatte Mannis Lehrling Peterl den Kalbsknochen für Michi M. nicht sorgfältig genug von Fleischresten befreit. Zu Peterls Entschuldigung kann angeführt werden, dass niemand einen dreitägigen Poststreik und 35 Grad Hitze auf der Liste hatte. Die Steinzeitparty selbst allerdings fiel buchstäblich der Natur zum Opfer: Wegen strömenden Regens kamen gerade mal zweihundert Knochenjäger. Das Gute daran: ein TV-Bericht und drei Tage Schlagzeilen in den Münchner Boulevardblättern – bessere Werbung fürs P1 gab’s nicht. Und Michi M.? Der kam nach einer zweitägigen Sauftour wieder nach Hause und hatte alle Finger noch dran.
    Kurt hatte uns immer eingebläut, dass die P-1-Partys etwas ganz Besonderes sein müssten. Wir suchten Themen aus, die wir gut umsetzen konnten. Dann fuhren wir in die Bavaria-Filmstudios zur Film- und Theaterausstattung (FTA) und sammelten Kostüme, Dekoration und den ganzen Krimskrams ein, den wir für die Party brauchten. Balu wurde als Fahrer für den Transporter nie wieder eingeteilt, nachdem er die Laderampe an der Lieferzone in der Bavaria Filmstadt geschrottet hatte. Und als wir nach der Party das Zeug wieder zurückbrachten, haben wir dem Lagerboss eine Flasche Kognak und eine Havanna geschenkt, sonst hätten wir eine fette Rechnung bekommen, da das weinrote Samt-Innenfutter aus dem Draculasarg nach der Vampirparty leider komplett dran glauben musste.
    Andere Party: Den durchtrainierten Studenten hatte ich beim Unifest in der Mensa angequatscht. Erst zierte er sich tierisch, dann sagte er doch

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