Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Gunschmann
Vom Netzwerk:
verqualmten Coffeeshop hineingeplatzt, in dem alle Gäste die Nüchternheit für beseitigt erklärt hatten, und weg von der berühmt-berüchtigten Bananenbar, in der gelenkige Tanzmäuse der anwesenden Manneszunft vorführten, wie weit sie die gelbe Frucht anhand ihrer Scheidenmuskulatur-Akrobatik schießen konnten. Myk hatte sich auf seiner Verfolgungsjagd einen Laufpartner dazu geholt, beide scheuchten sie nun den nackten Willi durch die engen Gassen. Amsterdamned, Willi hatte einfach kein Glück an dem Tag. Myk schnitt ihm über einer kleinen Brücke den Weg ab und bekam ihn an seinem Gemächt zu packen, das ohne festen Halt zwischen seinen Beinen baumelte. Ihr kennt das Kratzen spitzer Fingernägel an einer Kreidetafel, so in der Art musste man sich Willis grellen Schrei vorstellen, als Myk seine Klöten zu fassen bekam. Sein Kompagnon, ein unwichtiger Hartgeld-Lude, sprang von links über den schmalen Grachtenbach und blieb mit seinem rechten Fuß im Karabiner einer Bootsboje hängen, wobei er sich zwei Zehen brach, seinen sperrigen Körper einmal um die eigene Achse drehte und dann rücklings ins Brackwasser kippte. Willi ging inzwischen ab wie eine Rakete, bis Myk seine Eier wieder freigab, dann trat Willi nach hinten aus wie ein wild gewordener Hengst und ließ den Holländer fliegen. Voll auf die Schnauze. Ein paar Sekunden lang war es seelenruhig, der Hartgeld-Lude trieb mit dem Kopf nach unten in der Totmannstellung langsam ab und Myk, das miese Schwein, war von dem Pferdekuss noch immer völlig benommen. In der nackten Blöße, in der er sich befand, fasste sich Willi letztendlich doch ein Herz und sprang in die stinkende Gracht, um den »Treib-Täter« vorm Ertrinken zu retten. Auch noch Wochen danach zogen wir Willi mit der Schlagzeile vom De Telegraaf auf: »Deutscher Sextourist rettet Amsterdamer Zuhälter das Leben!«
    Eines Tages rief der Programmchef eines Münchner Lokalsenders an. »Das hättest du wohl nicht gedacht, dass ich mich bei dir melde, oder?«, witzelte der Radiomann, ich war wirklich sehr überrascht, und er weiter: »Wollen wir nächste Woche mal unser Projekt angehen?« Mir war irgendwie nicht ganz klar, was er denn wollte, ich konnte mir nur eins vorstellen, dass es jetzt endlich an der Zeit war, mit der P-1-Radioshow loszulegen. Im Sommer hatten wir dem Sender unser Konzept präsentiert – einen lustigen Abendtalk mit Türstehern, DJs und Gästen aus dem P1, doch damals hatte sich der Radiosender nicht wirklich getraut, die P-1-Show auf den Äther zu schicken, da der Sender dachte, die Nummer könnte zu hart oder zu ausschweifend werden. Ganz unrecht hatten sie damit nicht. Die Woche darauf hatten wir unsere erste Sendung. Der Barkeeper Theo, mein Türsteherkollege Jochen und DJ Speedy waren mit von der Partie und alle waren wir mächtig aufgeregt, als die rote Birne anging und das Schild »On Air« aufleuchtete. Damals durften wir die Musik noch selber aussuchen und DJ Speedy legte als erstes »Memphis Soul Stew« von King Curtis auf, eine Wahnsinns-Live-Nummer, acht oder neun Minuten lang. Als wir dran waren, brachten wir keinen richtigen Ton heraus, Speedy versuchte, das Beste draus zu machen und laberte über den King-Curtis-Song, wobei er sich bestimmt zehnmal verhaspelte. Der Tontechniker hinter der Glasscheibe verdrehte die Augen und zeigte mit einer Handbewegung an, dass wir doch immer weitermachen sollten. Trotzdem: Funkstille. Kennt Ihr diesen Augenblick, in dem Ihr euch nichts sehnlicher wünscht, als auf der Stelle verschwinden zu können, wie die Bezaubernde Jeannie in der gleichnamigen TV-Serie? Versinken wollte ich im Erdboden, so peinlich war mir die Kiste. Aber dann Jochen: Der hatte sich gar nichts geschissen und legte gleich mal volle Pulle los, dass die Hörer nun anrufen und ihm als P-1-Türsteher Fragen stellen könnten, die sie nie zu fragen gewagt hätten. Die Grundidee war gar nicht mal so schlecht, die Quote stimmte, und es wurden immer mehr, aber leider ging nach zwanzig Minuten gar nichts mehr, weil die Telefonistin die über zweihundert Anrufe nicht alleine bewältigen konnte. Viele aber kamen durch: »Du Sau, du hast mich letzte Woche nicht reingelassen!« Oder: »Was glaubt Ihr, wer Ihr seid, wenn Ihr uns an der Tür wegschickt?« Es gab aber nicht nur Beschimpfungen, zwei Mädels schrien ins Telefon: »Jochen, wir wollen ein Kind von dir!« Mittlerweile hatten wir unser Selbstbewusstsein wieder und machten eine wirklich gute erste P-1-Radioshow .

Weitere Kostenlose Bücher