„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)
Wir luden uns viele Gäste ein: Bayern-Spieler, It-Girls und Münchner Stadtmusikanten. Die Hörer dankten es uns mit einer bombigen Einschaltquote, die selbst den Sender überraschte.
Im Spätsommer spielten wir in der P-1-Sendung »Telefon-Terror-Toni«, da riefen wir zwischen den Platten von Madonna und den Commodores irgendwo an und drückten den Leuten einen schwachsinnigen Sermon auf. Einmal verlosten wir Freikarten für Münchens größten Puff: Ihr werdet nicht glauben, wer da alles anrief, und später wäre beinahe noch das Telefonnetz wegen Überlastung zusammengebrochen. Die coolste Aktion aber war die Pizza-Nummer: Wir riefen mit verstellter Stimme beim Pizzaservice an und bestellten 150 Pizzen, die doch bitte ins P1 geliefert werden sollten, dort hätten sie Hunger, und die würden auch vor Ort die Rechnung bezahlen. Immerhin sollte die Lieferung um die tausend Mark kosten. Kurt im P1 war darüber jedoch gar nicht amüsiert, als die drei Pizzaboys darauf bestanden, dass die 150 Pappschachteln, die mit dem leckeren Inhalt ins P1 geliefert wurden, dort auch bezahlt werden sollten. Im Allgemeinen hatten Kurt solche Aktionen ziemlich kalt gelassen und wäre der gönnerhafte P-1-Gast nicht gewesen, der die Rechnung letztendlich bezahlte, die Pizzastory hätte sicher kein gutes Ende genommen. Warum die P-1-Show schließlich nach einem Dreivierteljahr abgesetzt wurde, konnten wir nachträglich nicht mehr erfahren. Vielleicht lag es auch an unserem Stüberl-Report , bei dem wir in der P-1-Radioshow brauchbare Tipps über ausgefallene Sexpraktiken für junge Frauen in der Ehe gaben.
ZEHN
Von Profikillern und anderen Superstars
D er Typ im schwarzen Anzug war schon öfters gekommen. Er kreuzte immer nach zwölf an der Tür auf, wenn der Laden langsam voll wurde. Jedes Mal war er allein unterwegs und ich hatte es ihm immer wieder gesagt: »Sorry, du kommst hier nicht rein, du bist kein Stammgast.« Es war das fünfte oder sechste Mal, glaube ich, dass er es wieder versuchte, als er mich mit einem Blick ansah, dass ich mir fast in die Hosen gemacht hätte. Ich muss dazusagen, dass es in meiner ganzen Zeit als Türsteher immer wieder Momente gab, in denen ich einfach Schiss hatte. Die Angst vor einem Irren oder einer Schlägerei ist zwar dauerpräsent, aber beherrschbar, denn sonst hätte man den Respekt vor dem Gegenüber verloren. Als Türsteher spielt man mit den Gegensätzen. Es ist zwar ein unvergleichliches Machtgefühl, das einen befällt, wenn man über Freud und Leid der Nachtschwärmer entscheidet. Na ja, ganz so schlimm ist es aber weder für den Türsteher noch für den Gast, es geht ja schließlich um nichts – also um nichts Existenzielles. Einzig auf die Stimmung wirkt es sich aus; sie ist gut, wenn man rein darf, und sie ist schlecht, wenn man draußen bleiben muss. Für den Türsteher spielt das keine Rolle, weil er so oder so nichts davon hat. Schließlich ging es mir vor meiner Zeit als Türsteher genauso: Damals kam ich ebenfalls nicht rein und jetzt stehe ich hinter der Tür und darf auch nicht auf die Tanzfläche. Ein jammervoller Zustand.
Der Typ im schwarzen Anzug aber – seine schwarzen, kurz geschnittenen Haare waren mit tonnenweise Vaseline nach hinten geklatscht – musste nur einmal die Augen zusammenkneifen wie Charles Bronson und man wusste, der Mann konnte auch rot sehen. Er war irgendwo in den Vierzigern, nicht zu klein und sehr gut gebaut, und wahrscheinlich hatte er mehrere Schuss- und Stichwunden aus diversen Auseinandersetzungen davongetragen, war aber immer als Sieger vom Platz gegangen. Das sah man ihm an. Vermutlich duldete er ums Verrecken keine Niederlage. Nein, so einen Typen kann man nicht einfach vor der Tür stehen lassen, außer man hat die Figur eines Golems und die Schlagfertigkeit von Jackie Chan. Mein »Charles Bronson« aber hatte eine Kanone. Und zwar eine ganz große, eine 44er Magnum. Also, es stand schlecht für mich und es war glasklar, dass ich spätestens nach zehn Minuten mit gebrochenen Knochen auf dem Weg ins Krankenhaus sein würde, wenn ich ihn noch mal abblitzen ließe. Und ich muss ehrlich zugeben, zum Abtreten fühlte ich mich echt noch zu jung.
Die dicke Wölbung unter seinem Sakko konnte ich gut erkennen, als er sich nach vorne beugte und auf mich zukam. Eigentlich interessierte es mich einen Scheißdreck, was er mir zuflüstern wollte, ich war vielmehr damit beschäftigt, mir eine taktisch kluge Strategie auszudenken, wie ich aus der Nummer
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