„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)
Kohle altes Gras zu kaufen, um dann den halben Kühlschrank leer zu fressen, dessen Inhalt ja auch eine ganze Stange gekostet hat, um nach einer Stunde wieder alles auszukotzen. Also wirklich, ich habe echt kein schlagendes Argument dafür gefunden, und auch das ganze Da-kann-ich-dann-besonders-gut-einschlafen-Geplänkel kann doch auch keiner mehr hören. Da mach ich doch lieber zwei Tage im After-Hour-Club durch und falle danach von alleine todmüde in die Federn. Im Übrigen dürfte diese Alternative noch wesentlich preisgünstiger sein als die Kiffen-Kotzen-Variante.
Auf dem P-1-Parkplatz hatte ich das dumpfe Gefühl, Cookie wollte mit uns irgendwelche Deals aushandeln. Das würde doch hier hoffentlich keine Aktion à la French Connection werden? Die Entzugsszene in dem phänomenalen Drogenkrimi, wie Gene Hackman als »Popeye« Doyle in einem abgewrackten Kellerloch mit Bananen und tafelweise Schokolade vom »H« runterkommen sollte, schlug mir schon damals so auf den Magen, dass mir die Lust auf harte Sachen für ein paar Jahre bereits als Jugendlicher verging. Aber ich hatte keine Ahnung, es kam noch schlimmer.
Die Fahrertür des 86er Corolla öffnete sich und Cookie stieg aus. Die Kleine hinterher, sie tat mir leid in ihrem hautengen Schlauchkleidchen mit der hauchzarten Jacke drüber, sie fror wie ein Schneider, sodass ich ihr spontan meine Lederjacke anbot. Ich konzentrierte mich zwar auf Cookie, aber im Augenwinkel registrierte ich, wie die Kleine irgendwas aus ihrer rechten Hand in die Innentasche meiner Jacke steckte. In diesem Moment gab ich dem Parkwächter ein Zeichen, wir drehten ab und gingen zurück zum P1. Fünf Minuten später stand die Polizei vor unserer Tür und nahm die beiden mit.
Am Flughafen in Paris hatte die französische Zollbeamtin mit dem neckischen Schiffchen auf ihrem roten Haar mittlerweile ein Auge auf mich geworfen. Das glaubte ich zumindest solange, bis sie mich zu einem angeranzten Plastikvorhang führte, hinter dem sich eine Kabine ohne Fenster befand, mit nur einer Pritsche drin und sonst nichts, will sagen: Es war genau der richtige Ort für eine intensive Leibesvisitation. Die Situation erinnerte mich an den Rennfahrerstreifen Tage des Donners , in dem die Mechanikercrew Tom Cruise eine falsche Polizistin auf den Leib hetzt, die ihn mal so richtig durchsuchen soll. Es herrschte nun ein paar Sekunden lang Totenstille, wir standen uns gegenüber und starrten uns an wie bei einem Mexican Standoff. Die angespannte Ruhe fand ein Ende, als sich die schöne Zöllnerin die pulverbeschichteten Untersuchungshandschuhe über ihre schmalen Hände stülpte und dann anfing, ein paarmal zu klatschen. Sie: »Legt der Rocco noch bei euch auf?« Ich war verblüfft über ihre Frage, zumal sie in zwar gebrochenem, aber sehr gut verständlichem Deutsch daherkam, hatte ich doch eine ausgiebige Rektaluntersuchung erwartet, und jetzt fragte mich die Tante vom Pariser Flughafenzoll nach dem DJ im P1 – war das zu fassen?
Ich versuchte, mich zusammenzureißen. »Ja, ja, der Rocco legt bei uns noch auf, äh, kennst du ihn?«, fragte ich sie. »Ich hab vor zwei Jahren mit seiner Freundin Kaya im Café Schwabing gekellnert«, kam als Antwort, und dann zog sie die Handschuhe aus und drehte sich noch mal zu mir um: »Viel Spaß in Paris!« Als Rebecca und ich endlich im Taxi Richtung Innenstadt saßen, fand ich in der Innentasche meiner Lederjacke ein klitzekleines Plastiktütchen. Zum Glück war es leer.
In Paris stiegen wir im Hotel de la Place du Louvre ab, einem kleinen Boutique-Hotel mitten in der Stadt. Rebecca war anzumerken, dass sie ganz schön k. o. war und sie legte sich erst mal aufs Bett. Ich nahm eine Dusche und als ich fertig war, sagte sie wie aus heiterem Himmel: »Heute Nacht ist Silvester! Lass uns einfach losgehen und sehen, was auf uns zukommt.« Um acht zogen wir los und landeten ein paar Taximinuten später zuerst in der berühmten Disco Les Bains Douches, dem damals besten Club in der Seine-Metropole. Der französische Maître am Begrüßungsdesk näselte uns entgegen: »Ah, oui, wir ’aben noch une table pour vous.« Da waren wir aber froh und auch das Motto – Italienische Nacht – fanden wir irgendwie nett. Erst als wir im Voraus umgerechnet zweitausend Mark für zwei Spaghetti-Menüs auf das Desk legen sollten, machten wir kehrt und verschwanden auf Französisch.
Ein paar Straßen weiter, mitten im Pariser Rotlichtbezirk, standen wir vor einer vergammelten Tür mit
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