Du Mich Auch
Mann löscht man doch nicht«, antwortete Beatrice.
Evi sah gebannt zu, wie Beatrice ihr Handy zückte und den Speicher anklickte. Sie spürte, wie ihr Herz zu klopfen anfing. Robert. Seine Augen. Seine Hände. Alles war wieder da.
Eine Weile wartete Beatrice, dann ließ sie das Handy sinken. »Nur die Mailbox.«
Sie wussten, was das bedeutete. Und sie hatten nur zu gut vor Augen, was Robert gerade davon abhielt, ans Handy zu gehen. Mit verklärten Gesichtern hingen sie ihren Erinnerungen nach. Irgendwie gehört er dazu, dachte Evi. Er ist Teilder Verschwörung, und ihm allein gebührt die Ehre, dass wir wieder Frauen sind.
»Schade eigentlich, dass wir ihn mit anderen Klientinnen teilen müssen«, sagte Beatrice nach einer Weile.
»Na, irgendwoher muss ja die Miete kommen«, meinte Katharina. »Und die Medikamente fürs moribunde Mütterlein.« Sie trank einen Schluck Sprizz. »Selbst wenn wir zusammenlegen – ob er sich überhaupt darauf einlassen würde?«
»Worauf?«, fragte Evi aufgeregt.
»Nur auf uns, mit Haut und Haar, rund um die Uhr.«
Eine Minute lang war es still am Tisch. Sie alle rechneten stumm hoch, wie viel Honorar er an einem guten Tag und in einer noch besseren Nacht verdienen mochte.
»Zu teuer«, sagte Beatrice.
»Viel zu teuer«, pflichtete Katharina ihr bei.
Evi sagte nichts. Sie besaß vielleicht bald schon genug Geld für einen ganzen Harem von Callboys. Doch sie wollte es nicht so, stellte sie verwundert fest. Nicht für Geld. Jedenfalls nicht auf Dauer.
Sie griff zu ihrer Handtasche, um ihren Lippenstift herauszuholen, als plötzlich das Licht ausging. Alle im Lokal begannen zu kreischen. Irgendwo wurde ein Glas umgestoßen und zersplitterte. Auch das Trio fatal schrie auf. Was hatte das zu bedeuten?
Ein Funkenregen näherte sich, und das Licht ging wieder an.
»Überraschung gelungen?«, fragte Pietro. Er balancierte eine Platte mit Bergen von Eis und Früchten, in denen Wunderkerzen steckten.
»Hui, gelungen«, japste Beatrice.
Pietro stellte die Platte mitten auf den Tisch und legte drei große Löffel dazu. »Dolce für die dolce signorine«, verkündete er.
Sofort waren alle kalorienarmen Vorsätze vergessen. Die drei Freundinnen langten zu, als könnte man das süße Leben mit großen Löffeln essen. Und war es nicht genau so?
Zufrieden sah Pietro zu, wie enthemmt die drei schlemmten. »Noch eine Sprizz?«, fragte er.
»Drei, per favore«, nickte Beatrice.
Sobald er gegangen war, zog sie wieder ihr Handy hervor. Diesmal schien es zu klappen.
»Robert? Ach, sorry, André?« Sie hörte irritiert zu. »Was soll das heißen, er steht nicht zur Verfügung?«
Katharina und Evi ließen ihre Löffel sinken.
»Dann bestell ihm einen schönen Gruß von den drei Damen aus der Präsidentensuite. Ja, du kannst ihm meine Nummer geben. Es ist dringend.«
Ratlos sah sie ihre Freundinnen an. »Er ist abgetaucht.«
»Wie jetzt?«, fragte Katharina.
Beatrice zuckte die Achseln. »Eine Auszeit. Mehr wusste dieser André auch nicht. Und was machen wir jetzt?«
Völlig perplex saßen sie da. Alle Hoffnung hatten sie auf Robert gesetzt, einen Plan B gab es nicht. Doch es war klar, dass Beatrice keine Soloperformance in der Liebesgrotte hinlegen würde. Nicht nach den erwartbaren Komplikationen, die sie gemeinsam erörtert hatten.
»Dann kommen eben wir mit«, brach Evi das Schweigen.
»Was?« Beatrice rutschte der Löffel aus der Hand. Klirrend fiel er zu Boden.
»Für immer, für ewig, für uns! Schon vergessen?«
»Ohne mich!«, rief Katharina. »Schluss mit lustig. So was kann ich mir nun wirklich nicht leisten.«
Doch Evi ließ nicht locker. »Muss sich eine Familienpolitikerin nicht auch um Frauen kümmern, die auf die schiefe Bahn geraten sind? Vor Ort, meine ich?«
Verständnislos starrten die anderen beiden sie an.
Evi grub ihren Löffel in die schmelzenden Eisreste und schob ihn sich in den Mund. »Wenn die Sache auffliegt, kannst du immer noch sagen, du hättest undercover recherchiert.«
»Genau!«, sagte Beatrice. »Die Politikerin mit den ungewöhnlichen Methoden. Die mutigste Volksvertreterin der Republik! Eine, die weiß, wo der Straps drückt. Weil sie sich selbst ein Bild gemacht hat!«
Katharina legte den Kopf schräg und dachte nach. Sie dachte ziemlich lange nach. Dann reckte sie entschlossen das Kinn vor.
»Es ist Wahnsinn.« Sie schluckte. »Aber es gefällt mir.«
»Abgemacht«, triumphierte Evi. »Um wie viel Uhr ist morgen der, der
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