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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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lebhaft befahrenen Ausfallstraße. Schon von weitem sah man ein Schild, das in neonrosa blinkenden Lettern »Girls, Girls, Girls« verhieß. Der niedrige, gestreckte Bau erinnerte an ein zu groß geratenes Schrebergartenhäuschen und wirkte ziemlich heruntergekommen.
    »Boah, was ’ne miese Hütte«, sagte Beatrice. »Ist das nicht krass? In unserem Loft musste sogar die Klobrille von einem italienischen Designer sein, und hier gibt er sich mit billigstem Trash zufrieden.«
    »Vielleicht gerade deshalb«, war Katharinas trockener Kommentar. »Ist doch immer dasselbe: Zu Hause wollen sie Kaviar, aber woanders reicht eine Currywurst.«
    Sie stiegen aus. Neugierig nahmen sie Beatrices neue Wirkungsstätte in Augenschein. Die verwitterten Steinputten vor dem Haus. Die bunten Lämpchengirlanden in den Büschen. Den Vorhof zur Hölle hatten sie sich irgendwie anders vorgestellt.
    Beatrice ging voran, während die anderen beiden ihr zögernd folgten.
    »Ich habe Pfefferspray dabei«, flüsterte Evi.
    »Nee, echt jetzt?«, fragte Katharina beeindruckt. »Aber die K.o.-Tropfen hat unsere kleine Kräuterhexe hoffentlich zu Hause gelassen. Sonst endet der Abend auf der Polizeiwache.«
    Evi verschwieg lieber, dass das Innenfach ihrer Handtasche prall gefüllt war mit Medikamenten für alle Lebenslagen. Man konnte nie wissen.
    Beatrice klingelte schon an der Tür. Ein Schrank von einem Mann öffnete. Er trug einen schwarzen Anzug und eine grimmige Miene zur Schau. Seine massige Statur, die verspiegelte Sonnenbrille und das gegelte Haar wiesen ihn auf den ersten Blick als einen Türsteher der resoluten Sorte aus.
    »Was soll’n das werden?«, grunzte er. »Die Swingernacht ist montags.«
    »Ich habe ein Bewerbungsgespräch, werter Herr«, erwiderte Beatrice förmlich. »Wenn Sie denn mal die Freundlichkeit hätten, uns reinzulassen.«
    Verdutzt zeigte er auf einen dunklen Flur, an dessen Ende rötliches Licht schimmerte.
    Ein paar Sekunden später standen sie in einer matt beleuchteten Bar. Hinter dem Tresen spülte eine grauhaarige ältere Frau in einem schmutzigen Kittel Gläser. Der Raum war angefüllt mit niedrigen Couchen aus rotem Leder. An den tiefroten Wänden zogen sich flache Bassins entlang, in denen kniehoch Wasser stand. Es war brüllend heiß, ein muffiger Geruch lag in der Luft.
    Beatrice erholte sich als Erste von dem Anblick. »Könnte ich bitte die Chefin sprechen?«, fragte sie.
    »Bei der Arbeit«, sagte die alte Frau unwirsch. »Was kann ich für dich tun, Süße?«
    »Wir – wir haben telefoniert«, antwortete Beatrice verblüfft. Auch eine Puffmutter hatte sie sich entschieden anders vorgestellt. »Ich bin die Uschi.«
    Die Frau kniff die Augen zusammen. »Ah, die Hausfrau, die dringend einen Nebenjob braucht. Und wer sind die anderen beiden?«
    »Kiki und Jeanette. Noch zwei Hausfrauen«, war alles, was Beatrice dazu einfiel.
    Die alte Frau schüttelte den Kopf. Dann zündete sie sich eine Zigarette an und kam hinter dem Tresen hervor. Sie reichte Beatrice gerade mal bis zur Schulter. Ihre schlauen alten Fuchsaugen musterten den Neuzugang so sorgfältig wie ein Autohändler einen verbeulten Gebrauchtwagen. Missbilligend verzog sie den Mund.
    »Pass auf, Schätzchen, das hier ist nicht der Straßenstrich. Mit dem Lametta und der Bemalung kannst du gerade mal in ’nem Transenclub punkten. Die Kunden wollen Natur. Geht euch waschen, dann reden wir weiter.«
    Entsetzt wichen die drei zurück. Sie brauchten ihre Masken. Die Schminke hatte sie weitgehend unkenntlich gemacht. Und dabei musste es bleiben.
    »Können wir es nicht erst mal so probieren?«, flehte Evi.
    »Anfängerinnen«, grollte die Chefin. »Also gut. Zum Geschäft. Um halb zehn öffnen wir. Ihr bringt die Kunden dazu, Champagner zu trinken, klar? Immer gleich ’ne ganze Flasche. Und sofort anfassen, immer mitten rein ins Getriebe. Nur nicht so zimperlich. Für euch sind fünf Mäuse pro Pulle drin, also füllt die Kerle ab.«
    »Und was bezahlen die?«, fragte Katharina.
    »Drei Hunnis pro«, war die Antwort. »Jetzt zum Service. Alles ist genau geregelt. Verderbt uns bloß nicht die Preise.«
    Mit teilnahmsloser Stimme zählte die Chefin auf, welche einschlägigen Dienstleistungen wie viel Honorar einbrachten. »Ohne Gummi das Doppelte. Die Hälfte geht ans Haus. Sobald ihr den Gang zu den Séparées betretet, wird die Asche fällig. Wer schummelt, macht nähere Bekanntschaft mit Joe.«
    Sie zeigte auf den Türsteher, der sich mit

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