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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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sie.
    »Immer derselbe Trash«, maulte Sven.
    »Trash«, echote Kalli.
    Sie hatten sich zwei Becher mit Wackelpudding aus dem Kühlschrank geholt und schlangen das grünliche Zeug im Stehen herunter.
    »Ich muss mit euch reden«, sagte Evi. »Es ist wichtig.«
    Sven sah genervt zur Decke. »Hast du nicht ’ne Freundin zum Reden? Oder einen Therapeuten? Ich hab jedenfalls keine Lust auf ›Gespräche‹.«
    »Ich auch nicht«, fiel Kalli ein.
    Normalerweise wären sie jetzt in ihren Zimmern verschwunden, hätten ihre Laptops angeworfen und sich mit ihren Freunden verabredet. Doch heute war nicht »normalerweise«. Es würde vieles anders werden. Nein, alles musste anders werden.
    »Setzen«, befahl Evi ebenso laut wie zackig und zeigte auf die Küchenstühle.
    Interessanterweise ließen sich beide ohne Widerspruch auf die Stühle fallen und sahen sie erwartungsvoll an. Diesen Tonfall waren sie von Evi nicht gewohnt.
    »Hast du ’ne Krise oder so was?«, fragte Sven unsicher.
    Evi blieb stehen, während sie ihre Arme verschränkte. »Euer Vater ist krank. Ab jetzt müssen wir zusammenhalten.«
    »Wie jetzt – krank?«, fragte Kalli erschrocken. »Bisschen krank oder mittel oder doll?«
    »Das ist noch nicht ganz klar«, wich Evi aus. »Aber ich möchte, dass wir mehr gemeinsam unternehmen. Ihr seid so gut wie gar nicht mehr zu Hause.«
    Sven legte herausfordernd die Füße auf den Küchentisch. »Man nennt das Erwachsenwerden. Ich bin fast achtzehn, Kalli ist vierzehn. Kuscheln läuft nicht mehr. Kauf dir doch ’nen Hund, wenn dir langweilig ist.«
    Erschrocken sah Evi ihn an. Das war Wernersound. Genauso kaltschnäuzig, genauso gefühllos. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie erntete, was sie gesät hatte. Die Kinder kannten sie ja nur als verschrecktes Hausmütterchen. Und bewunderten ihren großspurigen Vater. Was hatte Evi ihnen denn gegeben all die Jahre außer Tonnen von Spaghetti bolognese, gebügelten T-Shirts und folgenlosen Ermahnungen? Was hatte sie von sich gezeigt? Viel war es nicht. Diese Erkenntnis traf sie jäh wie ein Faustschlag.
    Sie schluckte ihre verletzten Gefühle herunter. »Keine schlechte Idee, so ein Hund«, erwiderte sie. »Wir könnten eine Menge Spaß haben. Was für einen wollt ihr denn?«
    Das war eine Wendung des Geschehens, die die beiden nicht erwartet hatten. Allein das Wort Spaß aus Evis Mund wirkte so befremdlich wie ein Clown auf einer Beerdigung.
    Kalli fing sich als Erster. »Einen Cockerspaniel!«, rief er.
    »Nee, einen Kampfhund, einen ganz bissigen«, widersprach Sven.
    »Erst mal nimmst du die Füße vom Tisch, Sven«, sagte Evi mit fester Stimme. »In zehn Minuten fahren wir ins Tierheim. Keine Widerrede. Wer meckert, bekommt kein Taschengeld. Klar soweit?«
    Überrascht starrten die beiden Jungen ihre Mutter an. Langsam stellte Sven seine Füße auf den Boden.
    »Klar soweit?«, wiederholte Evi.
    »Das Taschengeld kann ich mir auch von Papa holen«, sagte Sven.
    »Versuch’s«, erwiderte Evi cool. »Er schläft allerdings. Und wacht auch so bald nicht wieder auf. Also – Abflug in zehn Minuten.«
    Sie drehte sich auf dem Absatz um. Die Sache mit dem Hund gefiel ihr. Es wurde Zeit, dass das Leben zurückkehrte in dieses trostlose Haus. Im Grunde war es kein Wunder, dass die Jungen lieber bei ihren Freunden waren. Daheim gab es ja nur eine depressive Kochmamsell und einen fiesen Haustyrannen. Bisher jedenfalls.
    Sie lächelte in sich hinein. Werner würde toben, wenn er von dem neuen Mitbewohner erfuhr. Er hasste Tiere. Umso besser, dachte Evi.

Kapitel 7
     
    Das Amore mio gehörte zu jenen leicht verklebten Restaurants, in denen alles die Zufriedenheit von Generationen glücklicher Pastaesser verströmt. Rotkarierte Tischdecken und süßlichen Italopop inbegriffen. Ein Wohlfühllokal.
    Spricht für Beatrice, dachte Evi. Sie hatte einen neongrellen Szeneladen befürchtet, in dem es unterkühlt zuging wie in einem Eiswürfelfach. Umso erleichterter war sie, wie gemütlich das Restaurant wirkte. Das Licht war schummrig, und es duftete nach frischem Brot.
    »Drei Sprizz!«, rief Beatrice. »Mit Prosecco, caro mio!«
    »Aber gern, principessa«, erwiderte Pietro, der Chef des Ristorante. Er schien eine lange, vertrauensvolle Beziehung zu Beatrice zu pflegen, denn er strich ihr leicht über die Wange, bevor er ging.
    »Sprizz? Was ist das denn?«, fragte Evi, die etwas Ungebührliches in dieser Bezeichnung witterte.
    »Das Kultgetränk des neuen Jahrtausends«, erwiderte

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