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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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Als ob das etwas ändern würde. Sogar, wenn sie nicht an meiner Seite ist, denke ich ständig an sie.
     
    Eine gute Sache ist dann doch an der Trennung von Brittany: Ich hatte die letzten zwei Wochen Zeit, über den Mord an meinem Vater nachzudenken. Ich erinnere mich leider nur bruchstückhaft an die Mordnacht. Irgendetwas passt nicht, aber ich weiß nicht, warum. Papá hat gelächelt, geredet und war dann schockiert und nervös, als plötzlich die Waffe auf ihn gerichtet wurde. Hätte er nicht die ganze Zeit über auf der Hut sein müssen?

    Heute ist Halloween, die Nacht, die Hector für den Drogendeal ausgewählt hat. Ich bin schon den ganzen Tag ruhelos. Insgesamt habe ich heute sieben Autos generalüberholt, vom Ölwechsel bis zum Austausch abgenutzter und defekter Dichtungen.
    Hectors Waffe habe ich in meiner Schlafzimmerkommode gelassen, weil ich nicht mit einer Knarre rumlaufen will, wenn es nicht unbedingt sein muss. Das ist eigentlich vollkommen dämlich, denn es wird nur der erste von vielen Drogendeals sein, die ich in meinem Leben abwickeln werde.
    Du bist wie dein alter Herr. Ich schüttle die Stimme in meinem Kopf ab, die mich schon den ganzen Tag verfolgt. Como el Viejo .
    Ich kann nichts daran ändern. Ich erinnere mich an all die Male, die mein papá gesagt hat: Somos cuates, Alejandro . Du und ich, wir sind aus demselben Holz geschnitzt. Er hat immer Spanisch mit mir gesprochen, als sei er noch in Mexiko. Wirst du eines Tages so stark sein wie dein padre ?, fragte er mich stets. Und ich sah zu meinem Vater hoch, als sei er ein Gott. Claro, papá . Ich will so werden wie du.
    Mein Vater hat nie zu mir gesagt, ich könnte eines Tages besser sein oder besser handeln als er. Und heute Nacht werde ich eine exakte Kopie meines alten Herrn abgeben, auch wenn ich versucht habe, anders zu sein, indem ich Carlos und Luis erklärt habe, sie könnten einen anderen Weg einschlagen als ich. Es war idiotisch von mir zu glauben, ich wäre ihnen ein gutes Vorbild.
    Meine Gedanken wandern zu Brittany. Ich habe versucht zu verdrängen, dass sie mit jemand anderem zum Halloweenball gehen wird. Die Gerüchte besagen, sie gehe mit ihrem Ex hin. Vergeblich versuche ich den Gedanken daran aus dem Kopf zu bekommen, dass ein anderer sie berühren wird.

    Ihr Halloween-Begleiter wird sie sicher küssen. Wer würde diese süßen, weichen rosa Lippen nicht küssen wollen?
    Ich werde heute arbeiten, bis es Zeit für den Deal ist. Denn wenn ich stattdessen allein zu Hause hockte, würde ich vor lauter Grübeln noch den Verstand verlieren.
    Mir rutscht der Niethammer aus der Hand und landet mitten auf meiner Stirn. Ich bin deswegen nicht sauer auf mich, ich gebe Brittany die Schuld. Und um acht Uhr bin ich stinkwütend auf meine kleine Chemiepartnerin, sei es nun gerechtfertigt oder nicht.

51
    Brittany
    Ich stehe vor Enriques Autowerkstatt und versuche, tief in den Bauch zu atmen, um meiner Nervosität Herr zu werden. Enriques Camry ist nirgends zu sehen, also ist Alex allein.
    Und ich werde ihn gleich verführen.
    Wenn ich mit dem, was ich trage, nicht seine volle Aufmerksamkeit bekomme, weiß ich nicht, womit sonst. Ich werde alles geben, was ich habe … ich fahre sämtliche Geschütze auf. Nach einem weiteren tiefen Atemzug poche ich entschlossen an der Tür. Dann schließe ich fest die Augen und bete, dass mein Plan aufgehen wird.
    Während ich warte, öffne ich meinen langen Mantel aus silbrig glänzendem Satin und lasse die kalte Abendluft über meine nackte Haut fahren. Erst als das Knarren der Tür Alex’ Anwesenheit ankündigt, öffne ich langsam die Augen. Doch es sind nicht Alex’ dunkle Augen, die meinen spärlich bekleideten Körper von oben bis unten mustern. Es ist Enrique, der meinen rosafarbenen Spitzen-BH und mein knappes Cheerleadingröckchen anstarrt, als hätte er im Lotto gewonnen.
    Vor Scham im Erdboden versinkend, hülle ich mich wieder in meinen Mantel. Wenn ich ihn doppelt um mich schlingen könnte, würde ich es tun.
    »Äh, Alex«, sagt Enrique lachend, »hier ist jemand, der Süßes oder Saures mit dir spielen will.«

    Mein Gesicht ist wahrscheinlich tomatenrot, aber ich bin entschlossen, die Sache durchzuziehen. Ich bin hier, um Alex zu zeigen, dass ich ihn nicht so einfach aufgeben werde.
    »Wer ist es?«, höre ich Alex’ Stimme aus dem Inneren der Werkstatt.
    »Ich wollte sowieso gerade gehen«, sagt Enrique und drückt sich an mir vorbei. »Richte Alex aus, er soll hinter euch

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