Du oder das ganze Leben
»Es fühlt sich so an, als würden eine Million Fußballspieler mit ihren Stollen darauf rumtrampeln.«
»Autsch«, sagt er lachend. »Weißt du was? Ich habe mal gehört, dass Küssen dagegen hilft.«
»Ist das eine billige Art, mir zu sagen, dass du mich küssen willst?«
Er sieht in meine Augen, sein dunkler Blick nimmt meinen gefangen. » Querida , ich will dich immer weiterküssen.«
»Ich fürchte, es wird nicht ganz so einfach. Ich möchte Antworten. Zuerst die Antworten, dann die Küsse.«
»Bist du deshalb nackt unter deinem Mantel?«
»Wer hat gesagt, dass ich nackt bin?«, sage ich und beuge mich zu ihm.
Alex stellt den Teller ab.
Falls mein Mund noch immer brennt, bemerke ich es kaum. Jetzt ist es an der Zeit, das Ruder in die Hand zu nehmen. »Lass uns ein Spiel spielen, Alex. Ich nenne es: Stell eine Frage, dann mach dich nackig. Jedes Mal, wenn du eine Frage stellst, musst du ein Kleidungsstück ausziehen. Jedes Mal, wenn ich frage, muss ich eins ausziehen.«
»Ich schätze, ich kann sieben Fragen stellen, querida . Wie viele hast du?«
»Zieh was aus, Alex. Du hast deine erste Frage gestellt.«
Er nickt zustimmend und schleudert seinen Schuh weg.
»Warum fängst du nicht mit deinem T-Shirt an?«, frage ich.
»Dir ist schon klar, dass du gerade eine Frage gestellt hast. Ich glaube, das ist dein Stichwort …«
»Ich habe keine Frage gestellt«, protestiere ich.
»Du hast gefragt, warum ich nicht mit meinem T-Shirt angefangen habe.« Er grinst.
Mein Puls beschleunigt sich. Ich ziehe meinen Rock aus, halte meinen Mantel dabei aber fest geschlossen. »Jetzt sind es noch vier.«
Er versucht cool zu bleiben, aber in seinen Augen entdecke ich einen Hunger, der mir bekannt vorkommt. Und das provozierende Grinsen ist definitiv verschwunden, als er sich die Lippen leckt.
»Ich brauche dringend eine Zigarette. Zu dumm, dass ich aufgehört habe. Vier sagst du?«
»Das hat sich verdächtig nach einer Frage angehört, Alex.«
Er schüttelt den Kopf. »Nein, Klugscheißerchen, das war keine Frage. Netter Versuch. Hm, lass mal überlegen. Warum bist du wirklich hergekommen?«
»Weil ich dir zeigen will, wie sehr ich dich liebe«, antworte ich.
Alex blinzelt ein paar Mal, aber abgesehen davon zeigt er keinerlei Rührung. Dieses Mal zieht er das T-Shirt über den Kopf. Er wirft es beiseite und präsentiert mir seinen bronzefarbenen Waschbrettbauch.
Ich knie neben ihm, voller Hoffnung, ihn in Versuchung zu führen und aus dem Gleichgewicht zu bringen. »Möchtest du aufs College gehen? Die Wahrheit.«
Er zögert. »Ja. Wenn mein Leben anders wäre.«
Ich ziehe eine Sandale aus.
»Hast du je mit Colin geschlafen?«, fragt er.
»Nein.«
Er zieht seinen rechten Schuh aus, ohne mich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
»Hast du es mit Carmen getan?«, frage ich.
Er zögert. »Das willst du nicht hören.«
»Doch. Das will ich. Ich will alles wissen. Mit wie vielen Frauen du zusammen warst, die erste Person, mit der du geschlafen hast …«
Er reibt sich den Nacken, als müsste er dort einen verspannten Knoten lösen. »Das sind eine Menge Fragen.« Er schweigt kurz. »Carmen und ich … also, ähm, ja, wir hatten Sex. Das letzte Mal im April, bevor ich herausgefunden habe, dass sie mich betrogen hat. Vor Carmen ist alles ein bisschen verschwommen. Ich hatte so eine Phase, in der ich alle paar Wochen mit einem anderen Mädchen zusammen war. Und ich habe mit den meisten geschlafen. Es war das Letzte.«
»Hast du dich immer geschützt?«
»Hm.«
»Erzähl mir von deinem ersten Mal.«
»Das war mit Isabel.«
»Isabel Avila?«, frage ich total perplex.
Er nickt. »Es ist nicht so, wie du denkst. Es passierte den Sommer bevor wir auf die Highschool kamen und wir wollten beide dieses Jungfräulichkeitsdrama hinter uns bringen und herausfinden, warum alle Sex für so unglaublich hielten. Es war ätzend. Ich habe herumgefummelt, während sie nicht aufhören konnte zu lachen. Wir fanden beide, dass es eine lausige Idee war, mit jemandem zu schlafen, der wie Bruder oder Schwester für einen ist. Gut, damit habe ich dir alles erzählt. Zieh bitte deinen Mantel aus.«
»Nicht so schnell, Don Juan. Wenn du mit so vielen Frauen geschlafen hast, woher weiß ich dann, dass du dir nichts einfangen hast? Sag mir, dass du dich hast testen lassen.«
»Im Krankenhaus haben sie mich getestet, als sie meinen Arm geklammert haben. Vertrau mir, ich bin sauber.«
»Ich auch. Falls du dich das
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