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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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wir werden wohl nie Freundinnen sein. Aber ich kann sehen, dass wir auch nie Feindinnen sein werden.
    Nach dem Training gehe ich mit Sierra zu meinem Auto. Sie ist vollauf damit beschäftigt, ihrem Freund Doug eine SMS zu schreiben.
    Ein Stück Papier klemmt hinter einem meiner Scheibenwischer. Als ich danach greife, erkenne ich Alex’ blauen Nachsitzzettel. Ich knülle ihn zusammen und pfeffere ihn in meine Tasche.
    »Was war das denn?«, fragt Sierra.
    »Nichts«, erwidere ich und hoffe, sie hat verstanden, dass ich nicht darüber reden will.
    »Hey, Leute, wartet doch mal!«, ruft Darlene und kommt auf uns zugerannt. »Ich habe gerade Colin auf dem Footballfeld getroffen. Er hat gemeint, wir sollen auf ihn warten.«
    Ich gucke auf meine Uhr. Es ist beinah sechs und ich möchte
nach Hause, um Baghda zu helfen, das Abendessen für Shelley zuzubereiten. »Ich kann nicht.«
    »Doug hat mir zurückgeschrieben«, sagt Sierra. »Er hat uns auf eine Pizza zu sich eingeladen.«
    »Ich komme mit«, sagt Darlene. »Jetzt, da Tyler zurück nach Purdue gegangen ist und ich ihn wahrscheinlich wochenlang nicht sehen werde, langweile ich mich zu Tode.«
    Sierras Finger fliegen wieder über die Tasten. »Ich dachte, du würdest ihn nächstes Wochenende besuchen?«
    Darlene steht mit in die Hüften gestemmten Händen da. »Das dachte ich auch – bis er angerufen und gesagt hat, alle Mitglieder der Verbindung müssten im Verbindungshaus schlafen wegen irgend so eines dämlichen Aufnahmerituals. Solange er danach noch in der Lage ist, mich ordentlich durchzuvögeln, werde ich das eine Wochenende ohne ihn verschmerzen.«
    Bei der Erwähnung des Wortes »vögeln« beginne ich in meiner Handtasche nach den Autoschlüsseln zu kramen. Wenn Darlene erst einmal angefangen hat, über Sex zu reden, sollte man auf Abstand gehen, denn sie findet einfach kein Ende. Und da ich nicht vorhabe, meine sexuellen Erfahrungen (oder den Mangel derselben) jemandem anzuvertrauen, haue ich jetzt ab. Der perfekte Zeitpunkt, sich aus dem Staub zu machen.
    Ich klimpere mit den Schlüsseln, woraufhin Sierra mir eröffnet, dass Doug sie mitnehmen wird. Also werde ich allein nach Hause fahren. Ich bin gerne allein. Dann muss ich niemandem etwas vorspielen. Ich kann sogar die Musik aufdrehen, so laut ich will.
    Die Freude über meine neue CD währt jedoch nicht lange, denn ich fühle, wie mein Handy in der Hosentasche vibriert und ziehe es heraus. Zwei Nachrichten auf der Mailbox und eine SMS. Alle von Colin.
    Ich rufe ihn auf seinem Handy an. »Brit, wo bist du?«, fragt er.

    »Auf dem Weg nach Hause.«
    »Komm rüber zu Doug.«
    »Meine Schwester hat eine neue Pflegerin«, erkläre ich. »Ich muss ihr ein bisschen helfen.«
    »Bist du immer noch angepisst, weil ich deinem Gangsterchemiepartner gedroht habe?«
    »Ich bin nicht angepisst, ich bin genervt. Ich habe dir gesagt, ich kläre das allein, doch du hast mich komplett ignoriert. Und du hast mitten im Gang eine Riesenszene gemacht. Du weißt, dass ich es mir nicht ausgesucht habe, neben ihm zu sitzen«, erkläre ich Colin.
    »Ich weiß, Brit. Ich kann den Kerl einfach nicht ausstehen. Sei nicht sauer.«
    »Bin ich nicht«, sage ich. »Ich hasse es nur, mit anzusehen, wie du völlig grundlos dermaßen aus der Haut fährst.«
    »Und ich hasse es, mit anzusehen, wie der Typ dir was ins Ohr flüstert.«
    Eine mörderische Migräne wird meinen Kopf jeden Moment in tausend Stücke zerspringen lassen. Dass Colin mir eine Szene macht, nur weil ein Kerl mit mir geredet hat, kann ich so was von überhaupt nicht gebrauchen. Das hat er bisher noch nie getan und es wird dazu führen, dass ich noch mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und Gerüchte stehe, als es eh schon der Fall ist. Und das passt mir ganz und gar nicht. »Lass uns einfach vergessen, dass es je passiert ist.«
    »Einverstanden. Ruf mich heute Abend an«, sagt er. »Falls du dich doch noch loseisen und zu Doug kommen kannst, werde ich da sein.«
    Als ich nach Hause komme, ist Baghda in Shelleys Zimmer im Erdgeschoss. Sie müht sich gerade ab, Shellys spezielle undurchlässige Unterhosen zu wechseln, aber Shelley liegt in der falschen Position. Normalerweise ist ihr Kopf dort, wo nun
ihre Füße sind, und ein Bein hängt aus dem Bett. Es ist die reinste Katastrophe und Baghda stöhnt und ächzt, als wäre es die schwierigste Sache, die sie je getan hat.
    Ich frage mich, ob meine Mom ihre Referenzen überprüft hat.
    »Ich mach das schon«, sage ich zu

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