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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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Blau. Blau bringt mich zu sehr durcheinander. Schokoladenbraun ist eine klare Sache, viel einfacher in den Griff zu bekommen.
    Irgendetwas stimmt an der Sache nicht, aber ich kann nicht genau sagen, was. Und als die Lippen der Schokoladenlady meine berühren, will ich nur noch alles Blaue aus meinem Gedächtnis verbannen. Sogar, als ich mich daran erinnere, dass diese Schokolade einen bitteren Nachgeschmack hat.
    » Sí «, sage ich, nachdem meine Lippen sich von ihren gelöst haben. »Lasst uns feiern gehen. ¡Vamos a gozar! «
    Eine Stunde später stehe ich bis zur Taille im Wasser. Das löst den Wunsch in mir aus, ein Pirat zu sein, der auf den einsamen Meeren der Welt zu Hause ist. Natürlich weiß ich irgendwo in meinem benebelten Hinterkopf, dass ich gerade auf den Lake Michigan hinausblicke und nicht auf einen Ozean. Aber ich denke im Moment nicht klar und ein Pirat zu werden, scheint eine verdammt gute Option zu sein. Keine Familie, keine Sorgen, niemand mit blondem Haar und blauen Augen, der mich wütend ansieht.

    Arme wie Tentakel schlingen sich um meinen Bauch. »Woran denkst du, tesoro ?«
    »Ein Pirat zu werden«, murmle ich dem Oktopus zu, der mich gerade seinen Schatz genannt hat.
    Die Saugnäpfe des Oktopus küssen meinen Rücken und suchen sich ihren Weg bis zu meinem Gesicht. Anstatt Angst zu haben, fühle ich mich gut. Ich kenne diesen Oktopus, diese Tentakeln.
    »Du wirst ein Pirat und ich eine Meerjungfrau. Dann kannst du mich retten.«
    Irgendwie finde ich, dass ich derjenige bin, der gerettet werden müsste, denn sie ertränkt mich mit ihren Küssen. »Carmen«, sage ich zu dem braunäugigen Oktopus, der sich in eine sexy Meerjungfrau verwandelt hat. Mit einem Mal wird mir bewusst, dass ich betrunken bin, nackt, und bis zur Taille im Wasser des Lake Michigan stehe.
    »Schh, entspann dich und hab Spaß.«
    Carmen kennt mich gut genug, um mir dabei zu helfen, die Realität zu vergessen und mich lieber der Fantasie hinzugeben. Ihre Hände und ihr Körper umschlingen mich. Im Wasser fühlt sie sich schwerelos an. Meine Hände gleiten zu den Orten, an denen sie zuvor bereits gewesen sind und mein Körper presst sich an vertrautes Terrain, aber die Fantasien lassen auf sich warten. Und als ich zurück zum Ufer blicke, erinnert mich der Lärm, den meine Rowdyfreunde veranstalten, daran, dass wir Zuschauer haben. Meine Oktopus-Meerjungfrau liebt das Publikum.
    Ich aber nicht.
    Ich nehme meine Meerjungfrau an der Hand und gehe mit ihr zum Ufer zurück.
    Die Kommentare meiner Freunde ignoriere ich und weise meine Meerjungfrau an, sich anzuziehen, während ich meine
Jeans überstreife. Danach packe ich sie erneut an der Hand und schlängle mich mit ihr durch die Menge, bis wir ein freies Plätzchen bei unseren Freunden finden.
    Ich lehne mich an einen großen Felsbrocken und strecke die Beine aus. Meine Ex-Freundin setzt sich auf meinen Schoß, als hätten wir nie Schluss gemacht und sie mich nie betrogen. Ich fühle mich gefangen, in der Falle.
    Sie nimmt einen Zug von etwas Stärkerem als einer Zigarette und reicht es an mich weiter. Ich blicke auf einen schmalen, selbst gedrehten Joint.
    »Der ist nicht aufgepeppt, oder?«, frage ich. Ich bin breit genug, das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, sind harte Drogen in meinem Körper, der schon mit Bier und Marihuana zugedröhnt ist. Mein Ziel ist, abzuschalten, nicht, die Radieschen von unten zu sehen.
    Sie setzt ihn an meine Lippen. »Es ist reines Acapulco-Gold, tesoro. «
    Vielleicht wird es meine Erinnerung ein für alle Mal auslöschen und mich Schießereien und Ex-Freundinnen und Wetten, die sich darum drehen, heißen Sex mit ausgerechnet dem Mädchen zu haben, das mich für den Abschaum des Planenten hält, vergessen lassen.
    Ich nehme den Joint aus ihrer Hand und inhaliere.
    Die Hände meiner Meerjungfrau wandern meinen Brustkorb hoch. »Ich kann dich glücklich machen, Alex«, flüstert sie. Sie ist so nah, dass ich den Alkohol und das Gras in ihrem Atem riechen kann. Vielleicht ist es aber auch mein Atem, ich bin nicht sicher.
    »Gib mir noch eine Chance.«
    Zugedröhnt und besoffen zu sein führt dazu, dass ich völlig durcheinander bin. Und als in meinem Kopf das Bild von Brittany und Colin Gestalt annimmt, wie sie gestern Arm in Arm
durch die Schule marschiert sind, ziehe ich Carmens Körper näher zu mir heran.
    Ich brauche kein Mädchen wie Brittany.
    Ich brauche die heiße, feurige Carmen, meine verlogene kleine

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