Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
Vom Netzwerk:
zu Angesicht zu fragen, warum sie mich hat hängen lassen. Ohne ein zweites Mal darüber nachzudenken, schwinge ich mich auf mein Motorrad und nehme Kurs auf die Northside. Ich weiß, wo sie lebt … In dem großen, überdimensionierten weißen Haus mit Säulen, die den Eingang flankieren.
    Ich stelle meine Maschine in der Auffahrt ab und läute an ihrer Tür. Dann räuspere ich mich, damit mir die Worte nicht im Hals stecken bleiben. Mierda , was soll ich zu ihr sagen? Und warum bin ich so unsicher, als ginge es darum, sie zu beeindrucken? Als ginge es darum, was sie von mir hält.
    Niemand kommt. Ich läute noch einmal.
    Wo ist ein Diener oder Butler, um einem die Tür zu öffnen, wenn man einen braucht? Als ich gerade aufgeben und mich selbst dafür ohrfeigen will, dass ich tue, was auch immer ich hier glaube zu tun, öffnet sich die Tür. Vor mir steht eine ältere Version von Brittany. Offensichtlich handelt es sich um ihre Mutter. Als sie mich entdeckt, macht sei keinen Hehl aus ihrer Abscheu.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragt sie widerwillig. Ich schätze, sie hält mich entweder für jemanden von der Crew, die ihren Garten in Ordnung hält, oder für einen der Typen, die von Haus zu Haus gehen und Leute belästigen. »In diesem Viertel ist Hausieren verboten.«
    »Ich, ähm, bin nicht zum Hausieren hier. Mein Name ist
Alex. Ich wollte nur wissen, ob Brittany, äh, vielleicht zu Hause ist?« Na toll. Jetzt murmle ich alle zwei Sekunden »äh«.
    »Nein.« Ihre Antwort ist genauso abwehrend wie ihr Blick.
    »Wissen Sie, wo sie hingegangen ist?«
    Mrs Ellis schließt die Tür bis auf einen Spalt. Sie will damit wahrscheinlich verhindern, dass ich ins Haus spähe und in Versuchung gerate, ihre Wertgegenstände zu stehlen. »Ich gebe keine Informationen über den Aufenthaltsort meiner Tochter. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden«, sagt sie und schlägt mir die Tür vor der Nase zu.
    Ich bleibe bedröppelt davor stehen wie ein kompletter pendejo . Es würde mich nicht wundern, wenn Brittany hinter der Tür gestanden und ihrer Mutter Instruktionen gegeben hätte, mich abzuwimmeln. Ich traue es ihr durchaus zu, solche Spielchen mit mir zu treiben.
    Ich hasse Spiele, die ich nicht gewinnen kann.
    Ich gehe mit eingekniffenem Schwanz zu meinem Motorrad zurück und überlege, ob ich mich jetzt wie ein getretener Hund oder ein wütender Pitbull fühlen soll.

17
    Brittany
    »Wer ist Alex?«
    Das sind die ersten Worte meiner Mom, als ich mit Dad vom Flughafen zurückkomme.
    »Er ist ein Junge aus der Schule, der in Chemie mein Partner ist«, erwidere ich langsam. Warte mal. »Woher weißt du von Alex?«
    »Er war hier, nachdem du zum Flughafen aufgebrochen bist. Ich habe ihn weggeschickt.«
    Als die Synapsen meines Hirns sich kurzschließen, holt die Realität mich mit einem Schlag ein.
    Oh nein!
    Ich habe meine Verabredung mit Alex heute Morgen vergessen.
    Schuldgefühle überwältigen mich, als ich mir vorstelle, wie er in der Bücherei auf mich gewartet hat. Ich war diejenige, die sich nicht sicher war, ob er überhaupt kommen würde, und nun bin ich diejenige, die ihn hat stehen lassen. Er muss verdammt sauer auf mich sein. Schluck. Mir wird schlecht.
    »Ich möchte nicht, dass er hier noch mal auftaucht«, sagt sie.
    »Die Nachbarn werden sich sonst über dich das Maul zerreißen.« Ich weiß, dass sie »wie über deine Schwester« denkt.
    Eines Tages werde ich hoffentlich an einem Ort leben, wo ich
mir keine Sorgen um das Gerede der Nachbarn machen muss. »Ist gut«, sage ich nur.
    »Kannst du keinen anderen Partner bekommen?«
    »Nein.«
    »Hast du es versucht?«
    »Ja, Mom, das habe ich. Mrs Peterson weigert sich, neue Paare zu bilden.«
    »Vielleicht hast du es nicht vehement genug versucht. Ich rufe am Montag in der Schule an und bringe sie dazu …«
    Schlagartig hat sie meine volle Aufmerksamkeit. Ich ignoriere den pochenden Schmerz an der Hinterseite meines Schädels, wo meine Schwester mir ein Büschel Haare ausgerissen hat. »Mom, ich regle das allein. Es besteht keine Veranlassung, dass du in der Schule anrufst und ich wie eine Zweijährige dastehe.«
    »Hast du das von diesem Alex – diese Respektlosigkeit gegenüber deiner Mutter? Auf einmal widersprichst du mir, weil du mit diesem Jungen zusammengesteckt wurdest?«
    »Mom …«
    Ich wünschte Dad wäre hier, um die Wogen zu glätten. Aber er ist direkt in sein Arbeitszimmer verschwunden, als wir nach Hause gekommen sind, um seine E-Mails zu

Weitere Kostenlose Bücher