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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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streckt sich.
    Oh mein Gott. Ich stecke in großen Schwierigkeiten. Weil ich ihn anstarre. Ich kann meine Augen nicht von seinen wie gemeißelten Trizeps und Bizeps und allen andern »eps« lösen, die er hat. Die Schmetterlinge in meinem Bauch haben sich verzehnfacht, als unsere Blicke sich treffen.

    »Hey.« Ich schlucke schwer. »Ich, hm, schätze, ich sollte dir danken, dass du mich hierher gebracht hast, anstatt mich bewusstlos am Strand liegen zu lassen.«
    Sein Blick hält meinen weiter fest. »Letzte Nacht ist mir etwas klar geworden. Du und ich, wir sind gar nicht so verschieden. Du spielst das gleiche Spiel wie ich. Du benutzt dein gutes Aussehen, deinen Körper und deinen Verstand, um sicherzustellen, dass du diejenige mit der Kontrolle bist.«
    »Ich habe einen Kater, Alex. Ich kann noch nicht mal klar denken und du zwingst mich zu philosophischen Höhenflügen.«
    »Siehst du, du spielst schon wieder ein Spielchen. Zeig mir die wahre Brittany, mamacita . Wenn du dich traust.«
    Macht er Witze? Die wahre Brittany? Ich kann nicht. Denn dann würde ich anfangen zu weinen und vielleicht dermaßen austicken, dass ich mit der Wahrheit herausplatzen würde. Der Wahrheit – dass ich das perfekte Image nur geschaffen habe, damit ich mich dahinter verstecken kann. »Ich gehe besser nach Hause.«
    »Bevor du das tust, solltest du lieber noch mal ins Badezimmer gehen«, sagt er.
    Bevor ich fragen kann, wieso, erhasche ich einen flüchtigen Blick auf mein Spiegelbild in einem Wandspiegel. »Oh, verdammt!«, kreische ich. Schwarze Wimperntusche klebt in vertrockneten Bröckchen an meinen Lidrändern und schwarze, verschmierte Streifen ziehen sich über meine Wangen.
    Ich sehe aus wie eine Leiche. Ich haste an ihm vorbei ins Badezimmer und starre mein Spiegelbild an. Mein Haar gleicht einem Vogelnest. Als wäre die Wimpertusche, die meine Wangen verunstaltet, nicht übel genug, ist der Rest meines Gesichtes so bleich wie das meiner Tante Dolores ohne Make-up. Ich habe Tränensäcke unter meinen Augen, als wollte ich Wasservorräte für die Wintermonate anlegen.

    Alles in allem ist es kein schöner Anblick. Egal, wessen Standard man zu Grunde legt.
    Ich mache etwas Klopapier nass und reibe unter den Augen und an meinen Wangen herum, bis die Streifen weg sind. Ja, gut, ich bräuchte meinen Augen-Make-up-Entferner, um alles komplett abzubekommen. Und meine Mom hat mich gewarnt, dass Reiben unter den Augen meine Haut ausleiert und ich früher als nötig Falten bekommen werde. Aber außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Als die Maskarastriemen nicht mehr zu erkennen sind, behandle ich die Tränensäcke mit kaltem Wasser.
    Ich bin mir durchaus bewusst, dass es sich dabei nur um Schadensbegrenzung handelt. Ich kann die Unvollkommenheiten nur notdürftig kaschieren und hoffen, dass mich niemand sonst in diesem Zustand sieht. Ich benutze meine Finger als Kamm, mit mäßigem Ergebnis. Dann bausche ich mein Haar auf und hoffe, der Wilde-Mähne-Look wird besser aussehen als der Rattennest-Look
    Ich spüle meinen Mund mit Wasser aus und reibe mit dem Finger etwas Zahnpasta auf meine Zähne, in der Hoffnung, damit das Schlimmste einer Nacht aus Kotzen, Trinken und Schlaf aus meinem Mund zu bekommen, bis ich zu Hause bin.
    Wenn ich nur Lipgloss dabeihätte …
    Aber das habe ich nun mal nicht. Ich drücke die Schultern durch und kehre mit hoch erhobenem Kopf in das Wohnzimmer zurück, wo Isabel gerade in ihr Zimmer zurückkehrt und Alex aufsteht, als er mich sieht.
    »Wo ist mein Handy?«, frage ich. »Und zieh dir bitte was an.«
    Er bückt sich und hebt mein Handy vom Fußboden auf. »Warum?«
    »Der Grund dafür, dass ich mein Handy brauche«, sage ich, während ich es ihm abnehme, »ist, dass ich ein Taxi rufen
möchte und der Grund, weshalb ich möchte, dass du dir etwas anziehst, ist, nun ja, weil …«
    »Hast du noch nie einen Kerl mit nacktem Oberkörper gesehen?«
    »Ha, ha. Sehr witzig. Glaub mir, an dir ist nichts dran, was ich nicht schon mal gesehen hätte.«
    »Sollen wir wetten?«, sagt er. Seine Hände gleiten zum Knopf seiner Jeans und lassen ihn aufspringen.
    Isabel kommt genau in dem Moment herein. »Ho, Alex, behalt bitte deine Hose an.«
    Als sie mich anguckt, hebe ich abwehrend die Hände. »Sieh mich nicht so an. Ich wollte mir gerade ein Taxi rufen, als …«
    Sie schüttelt den Kopf, während Alex seine Hose wieder zuknöpft, geht zu ihrer Handtasche und schnappt sich einen

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