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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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frage, ob es medizinisch möglich ist, nach einem Menschen süchtig zu sein.
    Ich räuspere mich. »Du bist dran«, sage ich, zur Kasse deutend.
    Er bewegt sich mit seinem Tablett vorwärts, auf dem ein
Stück Pizza liegt. »Ich zahle für sie mit«, sagt er und zeigt auf mich.
    Die Kassiererin winkt mich herbei. »Was hast du? Einen Teller Minestrone?«
    »Ja, aber … Alex, du musst mich nicht einladen.«
    »Keine Sorge. Einen Teller Suppe kann ich mir gerade noch leisten«, sagt er sarkastisch und gibt der Kassiererin drei Dollar.
    Colin drängelt sich in die Schlange und steht plötzlich neben mir. »Verpiss dich. Besorg dir ein eigenes Mädchen zum Anglotzen«, fährt er Alex an, dann scheucht er ihn weg.
    Ich bete, dass Alex es ihm nicht heimzahlen wird, indem er ihm erzählt, dass wir uns geküsst haben. Sämtliche Leute in der Schlange beobachten die Szene. Ich fühle ihre Blicke im Nacken. Alex nimmt sein Wechselgeld von der Kassiererin entgegen und geht ohne einen Blick zurück nach draußen auf den Hof, wo er normalerweise mit seinen Freunden sitzt.
    Ich komme mir so selbstsüchtig vor, weil ich den Zuckerguss von beiden Torten will. Ich möchte das Image aufrechterhalten, das ich mir so hart erarbeitet habe. Zu diesem Image gehört Colin. Aber gleichzeitig will ich Alex. Ich kann nicht aufhören mir zu wünschen, dass er mich wieder in den Arm nimmt und küsst, bis ich völlig atemlos bin.
    Colin sagt zu der Kassiererin: »Ich zahle für ihres und meins.«
    Die Kassiererin sieht mich verwirrt an. »Hat nicht der andere Junge schon für dich gezahlt?«
    Colin wartet darauf, dass ich sie korrigiere. Als das nicht passiert, sieht er mich angewidert an und stürmt aus der Cafeteria.
    »Colin, warte!«, rufe ich ihm hinterher, aber entweder hört er mich nicht oder will mich nicht hören. Ich sehe ihn erst in Chemie wieder, aber da kommt er knapp vor dem Läuten in die Klasse und wir haben keine Gelegenheit zum Reden.

    Während der Stunde experimentieren und beobachten wir. Alex dreht Reagenzgläser mit flüssigem Silbernitrat und Kaliumchlorid in den Händen. »Für mich sehen beide wie Wasser aus, Mrs P.«, sagte er.
    »Der Schein kann trügen«, erwidert Mrs Peterson ungerührt.
    Mein Blick wandert zu Alex’ Händen. Diese Hände, die jetzt damit beschäftigt sind, die richtige Menge Silbernitrat und Kaliumchlorid abzumessen, sind dieselben, die meine Lippen so zärtlich berührt haben.
    »Erde an Brittany.«
    Ich blinzle, aus meinem Tagtraum gerissen. Alex hält mir ein Reagenzglas entgegen, das mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt ist.
    Was mich daran erinnert, dass ich im helfen sollte, die Flüssigkeiten zusammenzuschütten. »Äh, sorry.« Ich nehme ein Reagenzglas und schütte seinen Inhalt in dasjenige, das Alex mir hinhält.
    »Wir sollen aufschreiben, was passiert«, sagt er und benutzt das Rührstäbchen, um die Chemikalien zu vermischen.
    Wie durch Magie erscheint eine feste weiße Masse in der klaren Flüssigkeit.
    »Hey, Mrs P., ich glaube wir haben die Antwort auf unsere Probleme mit der Ozonschicht gefunden!«, zieht Alex die Lehrerin auf.
    Mrs Peterson schüttelt den Kopf.
    »Also, was sehen wir im Reagenzglas?«, fragt er mich. Er liest von dem Blatt ab, das Mrs Peterson zu Beginn der Stunde ausgeteilt hat. »Ich würde sagen, die wässrige Flüssigkeit ist jetzt wahrscheinlich Kaliumnitrat und die weiße Masse Silberchlorid. Was meinst du?«
    Als er mir das Reagenzglas reicht, berühren sich unsere Finger.
Und verweilen. Es löst ein Kribbeln in mir aus, das ich nicht ignorieren kann.
    Ich sehe hoch. Unsere Blicke treffen sich und einen Moment glaube ich, dass er versucht, mir eine Botschaft zu senden, doch dann verdüstert sich sein Gesichtsausdruck und er sieht weg.
    »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«, flüstere ich.
    »Das musst du schon ganz allein herausfinden.«
    »Alex …«
    Aber er weigert sich, mir eine Antwort auf meine Frage zu geben. Ich schätze, es ist echt mies von mir, ihn um Rat zu bitten, wo er doch Teil meines Problems ist.
    In Alex’ Nähe fühle ich ein Prickeln wie früher an Weihnachten.
    So sehr ich versucht habe, es zu leugnen, ich sehe Colin an und weiß … Ich weiß, dass unsere Beziehung nicht mehr die ist, die sie mal war. Sie ist Geschichte. Und je eher ich mit Colin Schluss mache, desto eher kann ich aufhören, darüber nachzugrübeln, warum ich überhaupt noch mit ihm zusammen bin.
    Ich treffe Colin nach der Schule am Hinterausgang. Er trägt

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