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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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drängt mich, die Situation auszunutzen, aber mein Verstand (der in meinem Schädel) behält die Kontrolle.
    Ein zufriedener Seufzer entweicht Brittanys Lippen, als würde sie nur zu gern für immer in meinen Armen liegen.
    Ich streife mit der Zungenspitze ihre Lippen, verführe sie dazu, ihren Mund zu öffnen. Sie berührt spielerisch meine Zunge mit der ihren. Unsere Münder und Zungen vermengen sich zu einem langsamen, erotischen Tanz, bis das Geräusch der sich öffnenden Haustür Brittany zurückschrecken lässt.
    Verdammt. Ich bin stinkwütend. Erstens, weil ich mich in Brittanys Kuss verloren habe. Zweitens weil ich wollte, dass dieser Augeblick nie vergeht. Und drittens bin ich stinkwütend auf mi’amá und meine Brüder, weil sie zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt nach Hause gekommen sind.
    Ich beobachte Brittany dabei, wie sie versucht, geschäftig auszusehen, als sie sich nach ihren Büchern bückt und sie aufhebt. Meine Mutter und meine Brüder stehen in der Tür, die Augen fallen ihnen schier aus dem Kopf.
    »Hallo Ma«, sage ich verunsicherter, als ich es sein sollte.
    Der strenge Ausdruck in mi’amás Gesicht verrät mir, dass sie
nicht gerade erfreut ist, uns in dieser eindeutigen Situation zu erwischen. Vermutlich glaubt sie, wir hätten noch ganz anderes vorgehabt, als nur zu knutschen.
    »Luis und Carlos, ab in euer Zimmer«, befiehlt sie, als sie um Fassung ringend den Raum betritt. »Willst du mich deiner Freundin nicht vorstellen, Alejandro?«
    Brittany steht auf, die Bücher in der Hand. »Hallo. Ich bin Brittany.« Sie ist selbst noch dann unfassbar schön, wenn ihre sonnengebleichten Haare von meinen Fingern zerwühlt und von der Motorradfahrt zerzaust sind. Brittany streckt ihre Hand aus. »Alex und ich haben für Chemie gelernt.«
    »Was ich gesehen habe, war kein Lernen«, sagt meine Ma und ignoriert die ausgestreckte Hand.
    Brittany zuckt zusammen.
    » Mamá , lass sie in Frieden«, sage ich scharf.
    »Mein Haus ist kein Bordell.«
    » Por favor, mamá «, sage ich entnervt. »Wir haben uns nur geküsst.«
    »Küssen führt dazu, kleine niños zu machen, Alejandro.«
    »Lass uns hier verschwinden«, sage ich. Das Ganze ist mir unendlich peinlich. Ich greife mir meine Jacke von der Couch und streife sie über.
    »Es tut mir leid, wenn ich Ihnen in irgendeiner Weise zu nahegetreten bin, Mrs Fuentes«, sagt Brittany sichtlich aufgewühlt.
    Meine Mutter nimmt die Sachen, die sie eingekauft hat und geht an Brittany vorbei in die Küche. Die Entschuldigung ignoriert sie völlig.
    Als wir draußen sind, höre ich Brittany tief durchatmen. Ich schwöre, es klingt, als sei alles, was sie noch zusammenhält, ein seidener Faden. Das war jetzt wohl genau das Gegenteil von dem, wie es eigentlich laufen sollte: Mädchen nach Hause bringen,
Mädchen küssen, Mädchen von der eigenen Mutter beleidigen lassen, Mädchen geht weinend davon.
    »Nimm es dir nicht zu Herzen. Sie ist nicht daran gewöhnt, dass ich Mädchen nach Hause bringe.«
    Brittanys ausdrucksstarke blaue Augen scheinen distanziert und kalt. »Das hätte nicht passieren dürfen«, sagt sie und ähnelt dabei mehr einer Statue als einem lebendigen Menschen.
    »Was? Der Kuss oder die Tatsache, dass er dir so gut gefallen hat?«
    »Ich habe einen Freund«, sagt sie, während sie an dem Riemen ihrer Designertasche nestelt.
    »Versuchst du gerade, mich zu überzeugen oder dich?«, frage ich sie provozierend.
    »Mach dich nicht über mich lustig. Ich will nicht, dass meine Freunde denken, ich hätte den Verstand verloren. Ich will nicht, dass meine Mutter ausflippt. Und Colin … ach Alex, ich bin im Moment einfach total durcheinander.«
    Ich strecke meine Hände aus und hebe die Stimme, etwas, das ich normalerweise vermeide, denn wie Paco festgestellt hat, bedeutet es, dass mir an einer Sache etwas liegt. Doch das tut es nicht. Warum sollte es? Mein Verstand befiehlt mir verdammt noch mal die Klappe zu halten, während gleichzeitig die Worte aus meinem Mund strömen. »Ich blick es nicht. Er behandelt dich, als wärst du sein verdammtes Maskottchen.«
    »Du hast doch gar keine Ahnung, wie es mit Colin und mir ist.«
    »Dann verrat es mir, verdammt noch mal«, sage ich. Meiner Stimme ist die Anspannung deutlich anzuhören. Einen Moment gelingt es mir, ihr nicht entgegenzuschleudern, was ich eigentlich sagen will, doch dann kann ich nicht länger widerstehen und sage es ihr direkt ins Gesicht. »Denn dieser Kuss … er hat etwas bedeutet. Das

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