Du oder die grosse Liebe
Marco hattest.«
»Es war vollkommen anders«, sage ich kopfschüttelnd. »Vielleicht haben wir keine Chance auf eine gemeinsame Zukunft, aber ich weiß im Grunde meines Herzens, dass das mit uns sehr viel tiefer geht als alles, was ich mit Marco hatte.«
»Da liegst du falsch.« Er umklammert meine Faust fester, hindert mich daran, ihn zu berühren. »Hey, Derek!«, brüllt er.
Derek steckt seinen Kopf durch die Tür. »Ja?«
»Schaff sie hier raus, bevor ich noch was Dummes mache.«
Derek berührt meine Schulter. »Nik … du musst ihn jetzt allein lassen.«
Ich schlucke den riesigen Kloß in meinem Hals hinunter. »Ich liebe dich, Luis.«
Luis schließt die Augen. »Derek … schaff sie hier weg!«
Ich weiche von ihm zurück und atme tief ein. Ich dringe nicht zu ihm durch. Er hat ein neues Kapitel in seinem Leben aufgeschlagen und mich zurückgelassen.
45
Luis
Weniger als eine Stunde, nachdem Nikki und Company das Haus verlassen haben, bekomme ich Überraschungsbesuch von Alex und Carlos. Ihnen ist offenbar zu Ohren gekommen, dass ich das neuste LB-Mitglied bin, denn sie scheinen überhaupt nicht erstaunt darüber, mich in diesem Zustand zu sehen.
»Unter die Dusche mit dir«, sagt Alex und wirft mir ein Handtuch zu. »Du stinkst.«
»Lass dir nicht zu lange Zeit«, sagt Carlos und tätschelt mein Bein. »Das Abendessen ist in einer Dreiviertelstunde fertig.«
Er hebt Granny auf, die mir nicht von der Seite gewichen ist.
»Ich will kein Abendessen«, verkünde ich ihm. »Und gib mir meinen Hund zurück.«
»Du wirst etwas essen wollen, wenn du erfährst, was ich koche.«
Ich blinzle zu meinen Halbbrüdern hoch. Ich bin davon ausgegangen, dass sie mich zusammenstauchen würden, aber das tun sie nicht. Sie sind einfach … da.
Ich stelle mich unter die Dusche und lasse das heiße Wasser das getrocknete Blut von meinem Körper waschen. Aber die Tatasche, dass ich jetzt mit Haut und Haaren der Latino Blood gehöre, kann ich nicht abwaschen. Oder die Tatsache, dass ich Nikki für immer weggestoßen habe, was mir tausendmal mehr wehgetan hat als das Einritzen der Buchstaben L und B in meine Haut. Chuy tat dies mit einem Schraubenzieher.
Ich habe sie verloren. Aber im Grunde ist das etwas Gutes. Ich hätte sie am Ende doch nur enttäuscht, und ich will sie nicht noch mehr verletzen, als ich es ohnehin schon getan habe.
Als ich aus dem Badezimmer komme, sitzen meine Brüder am Küchentisch. Sie reden leise miteinander. Offenbar diskutieren sie darüber, was sie jetzt mit mir machen sollen. Als ich mich nicht zu ihnen setze, nehmen sie ihre Teller mit in mein Zimmer und lehnen sich an die Wand, während sie das Essen verschlingen. Der Duft nach Fleisch und Gewürzen lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber ich möchte mich im Moment nicht mit ihnen auseinandersetzen … oder mit ihnen essen.
»Was macht ihr zwei da?«, frage ich.
Alex und Carlos sehen sich an und zucken mit den Schultern. »Essen, Brüderchen«, sagt Alex. »Wonach sieht es denn aus?«
Ich zeige auf meine Zimmertür. »Wir haben eine Küche, wisst ihr. Esst gefälligst da.«
»Mir gefällt’s hier«, sagt Carlos. »Was ist mit dir, Alex?«
Alex lädt sich eine Gabel voll carne guisada – das ist mein Lieblingsgericht, das wissen sie genau. »Mir auch«, sagt er und macht eine Riesenshow daraus, sich die Gabel in den Mund zu schieben und verzückt aufzustöhnen, als sei er im Carne-guisada -Himmel.
Nach dem Essen legt sich Carlos in meinem Zimmer auf einer Gästematratze auf den Boden. »Übernachtest du nicht bei Kiara im Hotel?«, frage ich ihn.
»Heute nicht. Und morgen auch nicht. Du hast diesen Plan versaut.«
»Gib mir nicht die Schuld daran«, widerspreche ich. »Geh ins Hotel. Ich möchte, dass du gehst.«
Als ich meine schmerzenden Knochen ins Badezimmer schleppe, bemerke ich Alex, der auf der Wohnzimmercouch campiert. »Geh nach Hause zu deiner Frau und deinem Kind«, fordere ich ihn auf.
»Ich bleibe diese Woche hier. Mi’amá ist bei Brit und Paco, nur für den Fall, dass du dich gefragt hast.«
»Ich brauche euch nicht als Babysitter. Mir geht es gut.«
Sobald ich eine Packung Aspirin geschluckt habe, wird es mir gut gehen.
Er lacht, während er mich von oben bis unten mustert. »Ja, klar. Du siehst auch gut aus, Brüderchen. Geh ins Bett und lass deinen Körper den Heilungsprozess starten.«
»Wo bleibt die Predigt?«, frage ich. Ich bin nicht so dumm zu glauben, ich wäre schon vom Haken. Carlos
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