Du oder die grosse Liebe
hat mich nicht gerade vom Hocker gerissen.«
»Dich habe ich noch nie spielen sehen, also bist du offenbar nicht daran gewöhnt, bei den großen Jungs mitzuspielen.«
Sie lacht sarkastisch. »Ich bin eine Austauschschülerin aus Minnesota, Fuentes. Minnesota . Du weißt schon, der kleine Staat, in dem sie NHL -Spieler züchten. Eishockey liegt uns im Blut. Ich habe mit Mädchen gespielt, die dich schwindelig skaten können, also wirst du derjenige sein, der nachher Trost braucht. Es ist nur so ’ne Idee, aber ich schätze, dass es die Luft aus deinem aufgeblasenen Ego lassen wird, von einem Mädchen geschlagen zu werden.«
»Beweis erst mal, was du draufhast«, sagt Junior, zieht seine Eishockeykluft an und verlässt die Umkleide. Für wen hält die sich? Er hat sie noch nie spielen sehen, also wie gut kann sie schon sein?
Juniors Dad und seine Onkel stehen vor der Umkleide und warten auf ihn.
»Was ist mit deiner Lippe passiert?«, fragt ihn sein Onkel Alex. »Sie blutet.«
Onkel Carlos lacht. »Ich hab immer gedacht, Hockeyspieler prügeln sich auf dem Eis und nicht abseits davon.«
Bevor Junior etwas erwidern kann, marschiert Yates in voller Montur aus der Umkleide. »Viel Glück, Junior . Du wirst es brauchen«, sagt sie. Dann tätschelt sie im Vorbeigehen mit ihrem Eishockeyschläger seinen gepolsterten Po.
Junior zeigt mit dem Finger auf sie. »Ist es zu fassen, dass ich gegen dieses Miststück spielen muss?«
»Was hast du mit ihr gemacht?«, fragt sein Vater ihn nach einem Blick auf seine geplatzte Lippe.
»Nichts.« Da sein Vater ihm offensichtlich nicht glaubt, fügt Junior hinzu: »Schon gut, ich glaube, ich hab Müll geredet … und womöglich ihre Haare berührt.«
»Schätze, sie hat dir eine Lektion erteilt, hm?«, sagt sein Vater.
Eine Lektion. Das Letzte, was Junior braucht, ist, vom Torhüter der gegnerischen Mannschaft eine Lektion erteilt zu bekommen. Junior beobachtet, wie der lange blonde Pferdeschwanz des Mädchens an dem Schriftzug YATES auf ihrem Trikot hin und her peitscht, als sie den Gang Richtung Eis entlangstolziert. Er hätte es nie für möglich gehalten, dass man in voller Hockeymontur und Schlittschuhen stolzieren kann, aber Yates hat es drauf, zum Teufel … und zwar erste Sahne.
Nachdem Luis und seine Brüder wissende Blicke gewechselt haben, lachen sie.
Luis hat Nikki kennengelernt, als er fünfzehn war, sich mit achtzehn in sie verliebt und sie geheiratet, als er dreiundzwanzig war. Das erste Mal, als sie sich trafen, hat sie ihm das Knie in die Kronjuwelen gerammt. Die geschwollene Lippe seines Sohnes und die starke Reaktion, die Junior auf das Mädchen zeigt, sind ein Hinweis darauf, dass da etwas unter der Oberfläche brodelt, über das sich sein Sohn zum jetzigen Zeitpunkt nicht mal im Klaren ist.
Leidenschaftliche, heftige Beziehungen sind in ihrer Familie etwas völlig Normales und die älteren Fuentes-Männer wissen das.
Sobald Junior auf dem Eis ist, klopft Alex Luis auf die Schulter. »Du weißt, was passieren wird, oder?«
Luis nickt.
»Sieh es von der positiven Seite«, meint Carlos. »Sie hat einen brutalen rechten Haken. Mit ihr im Team wird eure Familie das alljährliche Höschendiskusturnier garantiert für sich entscheiden.«
Die drei Fuentes-Brüder gehen auf die Tribüne, stolze Väter und Ehemänner, die ihr Leben ihren Familien gewidmet haben.
Sie haben keine Ahnung, dass ihrer Mutter, die neben ihrem Stiefvater Cesar sitzt, jedes Mal die Tränen in die Augen steigen, wenn ihre Jungen und deren Familien zusammenkommen. Vor langer Zeit hatte sie die Hoffnung schon aufgegeben, dass ihren Söhnen ein Happy End beschieden sein würde. Jetzt liegt die problematische, schmerzhafte Vergangenheit nun schon eine ganze Weile hinter ihnen …
… und die Zukunft der Fuentes-Familie sieht vielversprechender aus als jemals zuvor.
Danksagung
Ich danke Emily Easton und der gesamten Mannschaft bei Walker Books for Young Readers dafür, dass ich von den drei Fuentes-Brüdern erzählen durfte. Du oder das ganze Leben, Du oder der Rest der Welt und Du oder die große Liebe sind Herzensbücher von mir und bedeuten mir alles.
Ein großes Dankeschön aus voller Kehle gebührt meiner Agentin Kristin Nelson, die während der vergangenen neun Monate über meine geistige Gesundheit gewacht hat.
Ich möchte Jose Ibarra und Josh Arroyo meine tiefe Dankbarkeit aussprechen, weil sie mich in ihr Zuhause und ihr Leben eingeladen haben, während ich recherchierte.
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