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Du sollst eventuell nicht töten - eine rabenschwarze Komödie

Du sollst eventuell nicht töten - eine rabenschwarze Komödie

Titel: Du sollst eventuell nicht töten - eine rabenschwarze Komödie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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heißt ›Endverbleibserklärung‹. Da höre ich doch schon den Kommissar: ›Der Vermisste wurde
zuletzt in Ihrem Haus gesehen. Warum haben Sie am Tag danach einhundert Liter Schwefelsäure gekauft?‹«
    Laura: »Woher wisst ihr das alles?«
    Ich: »Ach, manchmal macht man sich doch so seine Gedanken.«
    Mendelssohn: »Apropos ›zuletzt gesehen‹ – als Erstes brauchen wir Zeugen dafür, dass er die Party wieder verlassen hat! Das ist jetzt das Wichtigste!«
    Wohl wahr, wir mussten die letzte Spur verlagern. Quasi den Dicken jemand anderem in die Schuhe schieben. Ihn vielleicht doch in Thorstens Cabrio setzen?
    Cromwell: »Ich resümiere: Eine Menge Leute haben ihn kommen sehen. Dann hat er laut rumgepupt und ist mit Herrn Lövenich nach oben gegangen. Danach fehlt von ihm jede Spur. Seine Freundin denkt immerhin, dass er hier oben noch mit Marvie rumgemacht hat. Aber gesehen hat sie ihn nicht. Wir brauchen jetzt also jemanden, der – außer uns – bezeugen kann, dass er das Haus lebend verlassen hat. Auf den eigenen Beinen. In ordnungsgemäßem Zustand.«
    Laura: »Wenn er ein Taxi genommen hätte, wären wir raus aus der Nummer!«
    Schweigen.
    Katharina: »Lässt sich das nicht nachholen?«
    »Wie jetzt?«
    »Jemand, der ihm sehr ähnlich sieht, setzt sich in ein von unserem Telefon aus gerufenes Taxi. Und fährt zu ihm nach Hause. Er verschwindet in der Eingangstür – und voilà!«

    »Das stimmt! Den Taxiruf hätten wir auf unserem Gesprächsnachweis. Und Taxifahrer werden doch ständig von der Polizei als Zeugen befragt!«
    »Aber wer macht′s?«
    Wir musterten einander, prüfend auf Statur und Hässlichkeit. Aber niemand war auch nur ansatzweise wie der Wurstmann.
    Ich: »Wir stopfen denjenigen ein bisschen aus, ziehen ihm Wurstmanns schwarze Sachen an, setzen ihm seinen dämlichen Künstlerhut auf – und dann ins Taxi. Er muss gar nichts sagen, denn um die Uhrzeit wäre der Dicke sowieso rotzbesoffen gewesen. WIR sagen dem Taxifahrer die Adresse und geben ihm das Geld: ›Stimmt so. Liefern Sie unseren dicken Freund doch bitte lebend da und da ab.‹ Und derjenige zieht auf der Rückbank nur seinen verdammten Hut ins Gesicht und steigt irgendwann aus. Und fertig!«
    »Sehr gut, Schlomo!« Ich schien in Paps Achtung immer höher zu steigen. »Aber wer macht es?«
    Paps war von zu großer markanter Gestalt. Der Wurstmann brachte es im lebenden Zustand höchstens auf ein Stockmaß von ein Meter fünfundsiebzig. Damit fiel auch Ritchie aus: Ebenfalls viel zu lang und obendrein hatte er zu schlechte Nerven. Am Ende bekam er noch im Taxi einen Weinkrampf: »Buhuhu, mir ist das alles zu viel! Jetzt musste ich mich auch noch verkleiden!«
    Cromwell schüttelte schon prophylaktisch den Kopf: »Ohne mich. Mir reicht schon die Mitwisserschaft. NOCH tiefer will ich nicht drin sein.« Alle sahen mich an. »Nein!«,
schrie ich panisch. »Für so was eigne ich mich gar nicht! Ich bin mehr der Mann für den Hintergrund! Ich habe schlechte Nerven! Und ein schwaches Herz! Und ich zieh nicht die Sachen von einem Toten an! Schon gar nicht so eine eklige Weste! Und überhaupt: Ich kann nicht für fünf Pfennig schauspielern!«
    Schweigen, und diesmal schauten alle auf Marvie. Genau, warum sollte SIE nicht die Wurst geben! Erstens war das doch ihr Fachbereich, zweitens kannte sie ihn am besten, und drittens hatte sie ihn ja erst hier angeschleppt. Und ihn viertens in ihrer unglaublichen Naivität mit dem Herrschaftswissen über die Familie ausgerüstet. Arme, kleine, naive Marvie! Man gibt doch nicht Hinz und Kunz die intimsten Familiengeheimnisse preis. Und schon gar nicht solch einem fleischgewordenen Durchlauferhitzer. Nein, meine Marvie war wirklich zu gut für diese Welt. Oder vielleicht auch nur zu blöd? Erschrocken ließ ich diesen abtörnenden Gedanken fallen. Wenn man mich unter Stress setzte, konnte ich aber auch ungerecht werden! Marvie und blöd? Nie und nimmer!
    Und meine Marvie sagte mit fester Stimme: »Ich mach′s.«

Kapitel 14
    macht aus einer hinreißenden jungen Frau
eine besoffene Wurst.

    E s war gespenstisch. Katharina hatte Einweghandschuhe geholt; sie und Laura fingerten nun etwas uninspiriert am dicken Dichter herum. Der Rest unserer Rasselbande hielt sich im Halbkreis zurück wie eine Schar eingeschüchterter Assistenzärzte.
    »Wir müssen ihm unbedingt die Weste ausziehen«, sagte Katharina angeekelt.
    »Ja, widerlich, das Teil«, sagte ich.
    Cromwell warf mir einen Blick zu.
    »Wegen

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