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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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Boot, und ich hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen wie ein Bergarbeiter nach einem Minenunglück.
    Wo blieb sie nur? Katrina hatte gesagt, dass sie mehr Überstunden machen wollte, jetzt, wo sie keinen Schlafmehr brauchte. Sie stand kurz vor einer Beförderung. Wenn das klappte, würde es mehr Geld geben, und wir könnten gemeinsam in Urlaub fahren. Oder ein größeres Boot kaufen. Aber mich interessierte weder ein Urlaub noch ein größeres Boot: Ich wollte nur meine Frau bei mir haben.
    Und dann kam mir dieser furchtbare Gedanke: Was, wenn das alles gelogen war? Was, wenn Katrina gar nicht bei der Arbeit war, sondern bei einem anderen? Bei jemand Besserem: bei einem Bürokollegen vielleicht oder einem reichen Kunden. Ich stellte mir vor, wie der heimliche Liebhaber Katrinas Haar berührte, während er sich vorbeugte, um sie zu küssen. Wie sie die Lippen öffnete, wenn ihre Münder sich berührten.
    Nein! Ich spürte, wie mir heiße, klebrige Tränen übers Gesicht liefen. Katrina! Meine wunderschöne Frau … war mir weggenommen worden. Mir versagten die Beine, ich fiel auf die Knie und schlug mit dem Kopf gegen die hölzerne Sofakante. Vor Schmerz sah ich weiße Blitze, die das Bild von Katrina und dem anderen Mann ausblendeten. Also schlug ich noch mal mit dem Kopf gegen die Kante, noch fester, und dann noch einmal.
    Die Wände des Bootes schienen näher zu kommen und mich zu erdrücken. Ich kam mir vor wie in einem hölzernen Sarg. Wie konnte sie mir das bloß antun? Meine Katrina, diese … diese … Eine ungeheure Wut überfiel mich und fegte allen Kummer weg.
    Diese … Schlampe!
    Meine Zähne knirschten aufeinander, meine Hände ballten sich zu Fäusten. Ich hämmerte auf den Boden. Wie konnte sie nur? Aber ich würde es ihr schon zeigen. Ich würde …
    »Jeff? Was machst du denn da auf dem Boden?«
    Da war sie: die Ehebrecherin. Sie stand in ihrem Arbeitsoutfit in der Tür und sah mich so seltsam an. Ich sprang auf,die Wut zerrte an mir wie ein wildes Tier. Ich wollte auf sie losgehen, sie packen und schütteln, bis die Wahrheit aus ihrem Lügenmaul kam. Ich machte einen Schritt auf sie zu und sah ihr direkt ins Gesicht. Ich rechnete damit, so etwas wie Angst in ihren Augen zu sehen, wenn ihr klar wurde, dass ich sie durchschaut hatte, sie als die Schlampe entlarvt hatte, die sie war.
    Aber Katrina starrte auf meine Stirn. »Mein Gott, Jeff, was ist denn passiert?« Sie ließ ihre Handtasche fallen, kam zu mir und legte mir ganz sanft eine Hand auf den Kopf. In ihren Augen stand nichts als Besorgnis und Liebe. Und als ich das sah, zerplatzte meine Wut wie eine Seifenblase. Ich stand da, blinzelte und merkte, wie plötzlich alles wieder normal wurde. Katrina war nicht bei einem anderen. Sie war hier, bei mir. Alles war in bester Ordnung. Mir wurde ganz schwindelig vor Erleichterung.
    »Hast du dich gestoßen?«, fragte Katrina. »Wie schlimm ist es? Warte, ich hole was zum Desinfizieren.« Sie verschwand im Schlafzimmer, und ich konnte hören, wie sie in einer Schublade kramte. Es fühlte sich immer noch an, als würden mir Tränen übers Gesicht laufen. Aber das konnte nicht sein, weil ich nicht mehr weinte. Ich fasste mir ins Gesicht, und meine Finger wurden rot. Blut.
    Katrina kehrte mit ein paar Wattebäuschen und einem Fläschchen Dettol zurück. »Erzählst du mir jetzt, was passiert ist?«, fragte sie.
    »Gar nichts«, antwortete ich und zuckte zusammen, als sie das Desinfektionsmittel auf die Wunde tupfte. Es brannte höllisch. »Ich bin gestolpert und hingefallen. Total idiotisch.« Meine Stimme wurde ganz heiser, als ich sagte: »Ich liebe dich, Katrina.«
    Sie betupfte meine Stirn, und wieder brannte es. »Ich liebe dich auch, Jeff.«
    Simon Caulder war ein großer, spindeldürrer Mann, der einen erschöpften, niedergeschlagenen Eindruck machte. Er hatte nicht mit Cynthia reden wollen und ihre wiederholte Bitte um ein Telefoninterview höflich abgelehnt. Aber als sie mit einem Notizblock und einem mitfühlenden Lächeln vor seiner Tür stand, hatte er nachgegeben.
    »Wie lange waren Sie mit Moira zusammen?«, fragte Cynthia leise. Sie saßen an einem Ecktisch in einem Café neben Simons Wohnung in Southwark. Der mittägliche Ansturm war vorbei, und außer ihnen war nur noch das Mädchen hinter der Theke anwesend, das die Glasfront des Getränkekühlschranks polierte und dabei vor sich hin summte. Simon rührte Zucker in seinen Tee und hob die schmalen Schultern. »Noch nicht sehr lange«,

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