Du sollst nicht sterben
hoffentlich mehr herausfinden.
Als er nach der Morgenbesprechung in sein Büro zurückkehrte, klingelte sein Handy.
Es war eine Mitarbeiterin des kriminaltechnischen Labors, die sehr zufrieden klang. »Roy, ich habe DNA-Ergebnisse für Sie!«
»Von gestern Abend?«, fragte er verblüfft.
»Wir haben hier ein neues Gerät, das sich noch im Versuchsstadium befindet. Vor Gericht können wir noch nicht damit arbeiten. Allerdings waren die DNA-Proben so gut, dass wir ein bisschen experimentiert haben. Wir wussten ja, wie dringend es ist.«
»Und?«
»Wir haben zwei Übereinstimmungen – eine für jede Probe. Eine ist vollständig, eine hundertprozentige Übereinstimmung, die andere teilweise, eine sogenannte familiäre Übereinstimmung. Die vollständige stammt von der DNA aus einem Haarfollikel der Leiche. Ihr Name ist Rachael Ryan. Sie wird seit 1997 vermisst. Sagt Ihnen das etwas?«
»Sind Sie ganz sicher?«
»Das Gerät ist sich sicher. Wir prüfen den Rest ihrer DNA noch auf konventionelle Weise und werden das Ergebnis heute bekommen. Aber ich bin mir ziemlich sicher.«
Grace brauchte einige Sekunden, um die Nachricht zu verdauen. Er hatte damit gerechnet, war aber dennoch schockiert. Er nahm sich vor, ihre Eltern zu verständigen. Hoffentlich lebten sie noch. Dann könnten sie immerhin einen Schlussstrich ziehen.
»Und die familiäre Übereinstimmung?«
Er wusste, dass der Begriff eine annähernde, aber nicht vollständige Übereinstimmung bezeichnete, wie sie gewöhnlich bei Geschwistern oder Eltern und ihren Kindern vorkam.
»Sie stammt von dem Sperma in dem Kondom, das in der Leiche von Rachael Ryan gefunden wurde. Es handelt sich um eine Frau namens Mrs Elizabeth Wyman-Bentham.«
Grace notierte sich den Namen und glich die Schreibweise ab. Seine Hand zitterte vor Aufregung. Dann gab ihm die Labormitarbeiterin die Adresse.
»Wissen wir, weshalb sie in der Datenbank ist?«
»Trunkenheit am Steuer.«
Er bedankte sich bei ihr. Dann rief er die Auskunft an und ließ sich die Nummer der Frau geben.
Als er dort anrief, meldete sich sofort ein Anrufbeantworter. Er hinterließ eine Nachricht mit seinem Namen und Dienstgrad und bat um sofortigen Rückruf unter seiner Handynummer. Dann setzte er sich vor den Computer und googelte ihren Namen. Es war Viertel nach neun. Wenn sie berufstätig war, könnte er sie vielleicht am Arbeitsplatz erreichen.
Sekunden später erschienen auf seinem Bildschirm die Worte: Lizzie Wyman-Bentham, CEO von WB Public Relations.
Er klickte darauf. Sofort erschien das Foto einer lächelnden Frau mit krausem Haar. Er klickte auf Kontakt. In diesem Augenblick klingelte sein Handy.
Er hörte eine ziemlich atemlose, überschwängliche Frauenstimme. »Es tut mir so leid, dass ich Ihren Anruf verpasst habe. Ich wollte gerade aus dem Haus gehen! Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Meine Frage mag seltsam klingen, aber haben Sie einen Bruder oder Sohn?«
»Einen Bruder.« In ihrer Stimme lag Panik. »Geht es ihm gut? Ist etwas passiert? Hatte er einen Unfall?«
»Soweit wir wissen nicht. Ich muss ihn im Zusammenhang mit einer polizeilichen Ermittlung sprechen.«
»Mensch, ich hatte mir schon Sorgen gemacht!«
»Können Sie mir sagen, wo ich ihn erreiche?«
»Eine Ermittlung, sagen Sie? Ja, natürlich, es geht sicher um seine Arbeit. Wie dumm von mir! Ich glaube, er hat beruflich mit Ihnen zu tun. Sein Name ist Garry Starling, und die Firma – eigentlich hat er zwei – sie heißen Sussex Security Systems und Sussex Remote Monitoring Services. Beide befinden im selben Gebäude in Lewes.«
Grace notierte sich alles und ließ sich die Büronummer geben.
»Ich bin mir nicht ganz sicher – warum – warum haben Sie eigentlich mich angerufen?«
»Das ist ein bisschen kompliziert.«
Ihre Stimme wurde ernst. »Ich hoffe, Garry steckt nicht in Schwierigkeiten. Ich meine, er ist ein angesehener Geschäftsmann. Sehr bekannt in der Stadt.«
Da er nichts preisgeben wollte, versicherte er ihr, dass alles in Ordnung sei. Danach rief er umgehend bei Starling im Büro an. Eine freundliche Frau meldete sich, und er bat darum, mit dem Chef zu sprechen, ohne seinen Namen zu nennen.
»Er ist noch nicht da«, erwiderte die Mitarbeiterin. »Es kann aber nicht mehr lange dauern. Normalerweise ist er um diese Zeit schon hier. Ich bin seine Sekretärin. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
»Ich melde mich wieder«, sagte Grace. Er musste sich zwingen, ruhig zu sprechen.
Sowie er aufgelegt
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