Du sollst nicht sterben
gebrauchen konnte.
Doch et hatte Pech.
Das Telefon klingelte, und er erkannte sofort die Stimme von DI David Alcorn.
»Tut mir leid, Roy, aber sieht aus, als hätten wir noch eine Vergewaltigung.«
Bisher hatte die Kripo Brighton den Fall aus dem Metropole Hotel bearbeitet und Grace auf dem Laufenden gehalten. Jetzt sah es aber so aus, als müsste die Abteilung Kapitalverbrechen die Sache übernehmen. Mit anderen Worten: er selbst.
Dabei war Freitag. Warum immer freitags? Was war nur los mit diesem Tag?
»Was hast du für mich, David?«
Alcorn fasste die Sache kurz und bündig zusammen. »Das Opfer ist schwer traumatisiert. Die Kollegen von der Schutzpolizei konnten herausfinden, dass sie gestern Abend allein nach Hause gekommen ist. Ihr Ehemann befindet sich auf einer Geschäftsreise. Sie wurde in ihrem Haus überfallen. Sie rief eine Freundin an, die heute Morgen vorbeikam und auch die Polizei benachrichtigte. Das Opfer wurde vom Notarzt untersucht, benötigte aber keine medizinische Behandlung. Eine Beamtin der Spezialeinheit hat sie ins Krankenhaus begleitet.«
»Irgendwelche Einzelheiten?«
»Äußerst bruchstückhaft, Roy. Sie scheint wirklich schwer traumatisiert zu sein. Hört sich an, als hätte es wieder mit einem Schuh zu tun.«
Grace runzelte die Stirn. »Was genau soll das heißen?«
»Sie wurde mit einem ihrer Schuhe missbraucht.«
Scheiße, dachte Grace und suchte nach Notizblock und Stift. »Wie heißt sie?«
»Roxanna Pearce.« Alcorn buchstabierte den Namen. »76, The Droveway, Hove. Sie besitzt eine PR-Agentur in Hove, ihr Mann ist in der IT-Branche. Mehr weiß ich zurzeit auch noch nicht. Ich habe die Spurensicherung benachrichtigt und fahre jetzt zum Haus. Soll ich dich unterwegs abholen?«
Roy Graces Büro lag nicht gerade auf dem Weg, doch er konnte die Zeit im Auto nutzen, um weitere Informationen über die Vergewaltigung im Metropole zu sammeln und die Übergabe des Falles an die Abteilung Kapitalverbrechen zu besprechen. »Natürlich, danke.«
Er blieb einen Augenblick still sitzen und ordnete seine Gedanken.
Er dachte wieder an den Schuh-Dieb. Die ganze Woche über hatte sich das Team für ungelöste Fälle darauf konzentriert und versucht, eine Verbindung zwischen den Fällen aus dem Jahre 1997 und dem Überfall auf Nicola Taylor am Silvesterabend herzustellen.
Man hatte ihre Schuhe mitgenommen. Dies war eine mögliche Verbindung. Allerdings hatte der Schuh-Dieb damals nur einen Schuh und den Slip mitgehen lassen. Diesmal hatte man beide Schuhe und die gesamte Kleidung gestohlen.
Irgendwo unter den Papierbergen verbarg sich ein dicker Ordner mit dem Bericht des Profilers, der das Täterverhalten analysiert hatte. Er stammte von einem ziemlich durchgeknallten Psychologen namens Dr. Julius Proudfoot.
Grace hatte dem Mann skeptisch gegenübergestanden, als er ihn 1997 bei den Ermittlungen im Fall Rachael Ryan kennenlernte. Allerdings hatte er ihn seither bei einigen Fällen zu Rate gezogen.
Er vertiefte sich so in den Bericht, dass er nicht merkte, wie die Tür aufging und Schritte über den Teppich kamen.
»Hi, Oldtimer!«
Grace schrak zusammen. Glenn Branson stand vor seinem Schreibtisch. »Hast du ein Problem?«
»Das Leben. Ich habe vor, alles zu beenden.«
»Gute Idee. Aber nicht hier, ich hab schon genug Scheiße am Hals.«
Branson kam um den Schreibtisch und warf einen Blick über Graces Schulter. »Julius Proudfoot hat wirklich einen an der Waffel, oder? Das ist doch bekannt.«
»Na und? Ist das nicht die beste Voraussetzung, um bei der Polizei zu arbeiten?«
»Doch, und um zu heiraten.«
»Das auch«, meinte Grace grinsend. »Möchtest du sonst noch irgendwelche Weisheiten mit mir teilen?«
Branson zuckte mit den Schultern. »Ich wollte dir ja nur helfen.«
Am meisten würdest du mir helfen, wenn du jetzt etwa tausend Kilometer von hier entfernt wärst, dachte Grace. Wenn du aufhören würdest, mein Haus zuzumüllen. Und wenn du aufhören würdest, meine CD- und Plattensammlung zu zerstören. Das wäre TATSÄCHLICH hilfreich. Er schaute hoch zu dem Mann, der ihm so viel bedeutete, und sagte: »Willst du mir wirklich helfen? Ansonsten mach die Fliege.«
»Wie nett. Wer könnte da widerstehen?«
»Na schön.« Grace reichte ihm das Gutachten über den Schuh-Dieb. » Dann bitte ich dich, dies in zweihundertfünfzig Wörtern zusammenzufassen, die unser neuer ACC Peter Rigg bis heute Nachmittag verdauen kann.«
Brandon nahm den Aktenordner und blätterte
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