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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Schatzkammer voller Schuhe. Regale vom Boden bis zur Decke. Er war kein Fachmann für Damenschuhe, erkannte aber auf den ersten Blick, dass diese Exemplare wirklich erstklassig waren. Es waren über fünfzig Paar. Die nächste Tür enthüllte etwa weitere fünfzig Paar. Ebenso die dritte.
    »Ganz schön teuer im Unterhalt!«, bemerkte er.
    »Ich glaube, sie hat eine eigene Firma«, sagte David Alcorn.
    Grace war wütend auf sich selbst. Ein dämlicher sexistischer Kommentar, eines Norman Potting würdig. »Stimmt.« Er trat ans Fenster und blickte in den schön gestalteten Garten mit dem ovalen Swimmingpool, der für den Winter abgedeckt war.
    Dahinter erkannte man durch dichtes Gebüsch und junge Bäume die Sportplätze einer Schule. Auf zwei Feldern standen Rugby-Stangen, auf einem dritten Fußballtore. Dies könnte ein möglicher Zugang für den Täter gewesen sein.
    Wer bist du?
    Der Schub-Dieb?
    Oder irgendein anderer Perverser?

33
Jetzt
Freitag, 9. Januar
    »Scheiße, hättest ruhig anklopfen können«, jammerte Terry Biglow.
    Doch Anklopfen war nie Darren Spicers Stil gewesen. Er stand in dem kleinen, dämmrigen Zimmer mit der heruntergelassenen Jalousie, umklammerte die Reisetasche und versuchte, möglichst wenig von der abgestandenen Luft einzuatmen. Es stank nach Zigarettenrauch, altem Holz, staubigem Teppich und saurer Milch.
    »Ich dachte, du sitzt noch.« Der ältere Kriminelle hatte eine hohe, dünne Stimme. Er lag da und blinzelte in den Strahl der Taschenlampe. »Außerdem, was hast du um diese Zeit hier zu suchen?«
    »Hab gebumst«, erwiderte Spicer. »Dachte, ich schau mal vorbei und erzähl dir von ihr. Dabei kann ich in einem meine Sachen abholen.«
    »Ich verzichte. Für mich ist es vorbei mit dem Bumsen. Kann kaum noch pissen. Was willst du? Nimm das Scheißding aus meinem Gesicht.«
    Spicer ließ den Lichtstrahl über die Wände wandern, entdeckte einen Schalter und betätigte ihn. Eine trübe Funzel mit troddelbesetztem Schirm ging an. Beim Anblick des Zimmers verzog er angewidert das Gesicht.
    »Schon wieder draußen?«, wollte Biglow wissen. Er sah furchtbar aus. Wie siebzig, mindestens.
    »Gute Führung, Kumpel. Bin auf Bewährung raus.« Er warf Biglow eine Armbanduhr auf die Brust. »Hab dir ein Geschenk mitgebracht.«
    Biglow griff mit seinen knorrigen kleinen Händen danach und starrte sie gierig an. »Was ist das? Aus Korea?«
    »Nein, die ist echt. Gestern Abend besorgt.«
    Biglow stemmte sich im Bett hoch, tastete auf dem Nachttisch und setzte eine altmodische, große Lesebrille auf. Er betrachtete die Uhr. »Tag Heuer Aquaracer«, verkündete er. »Schönes Stück. Geklaut und gebumst?«
    »Andersrum.«
    Biglow warf ihm ein schwaches Lächeln zu, wobei er braune Zähne enthüllte. Er trug ein schmutziges T-Shirt, das einmal weiß gewesen war. Er war nur Haut und Knochen. Roch nach alten Säcken. »Nett«, sagte er. »Wie viel willst du dafür?«
    »Einen Riesen.«
    »Du machst Witze. Ich kann dir fünfhundert geben, wenn ich einen Käufer finde. Dann muss sie aber auch koscher sein. Ansonsten hundert. Hundert sofort.«
    »Die Uhr ist zwei Riesen wert«, erwiderte Spicer.
    »Und wir haben eine verdammte Rezession und so weiter.« Biglow musterte die Uhr. »Viel später hättest du nicht kommen dürfen.« Als Spicer nichts sagte, fuhr er fort. »Hab nicht mehr lange.« Er hustete, es war ein langer, harter Hustenanfall, der ihn schüttelte und seine Augen tränen ließ. Er spuckte Blut in ein schmutziges Taschentuch. »Die geben mir noch sechs Monate.«
    »Schöne Scheiße.« Darren Spicer schaute sich in der Kellerwohnung um. Alles bebte, als draußen ein Zug vorbeifuhr und ein schauriges Heulen ausstieß. Ein kalter Luftzug wehte durchs Zimmer. Die Wohnung war eine Müllkippe, aber so war es vor vier Jahren auch schon gewesen.
    An die Wand über dem Bett war ein Kruzifix genagelt, und auf dem Nachttisch lag eine Bibel, neben der mehrere Medikamentenpackungen standen.
    So werde ich in dreißig Jahren auch aussehen, falls ich es überhaupt so lange mache, dachte er emotionslos. Dann schüttelte er den Kopf. »Hier verbringst du also deine letzten Tage, Terry?«
    »Schon gut, es ist bequem.«
    »Bequem? Wieso? Weil du’s nicht weit bis zum Bestattungsinstitut hast?«
    Biglow sagte nichts. Auf der anderen Seite der Lewes Road, gleich neben Friedhof und Leichenschauhaus, hatten sich einige Bestatter angesiedelt.
    »Hast du kein fließendes Wasser?«
    »Klar hab ich das«, keuchte

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