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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Jessie Sheldon irgendwie verpasst hatte und sie schon auf dem Platz stand. Sie hatte etwas von einer Autoreparatur erwähnt. Wenn sie nun eine Panne gehabt hatte und von jemandem mitgenommen worden war? Mit dem Bus oder Taxi gefahren war?
    Er hielt neben einer Reihe parkender Autos, schaltete den Motor und die Scheinwerfer aus. Von hier aus hatte er einen guten Blick auf die Einfahrt zum Parkplatz. Es war ein scheußlicher, kalter, verregneter Abend, einfach perfekt. Niemand würde den Lieferwagen bemerken, ob mit oder ohne Flutlicht. Alle hielten die Köpfe gesenkt und wollten nur den Schutz der Gebäude oder ihrer Autos erreichen. Alle außer den dämlichen Sportlern auf der Tartanbahn.
    Er war bestens vorbereitet. Trug schon die Latex-Handschuhe. Das chloroformgetränkte Tuch steckte luftdicht versiegelt in seiner Anoraktasche. Er schob die Hand hinein, um es noch einmal zu überprüfen. Seine Maske war in einer anderen Tasche. Auch die überprüfte er. Nur eins machte ihm Sorgen: Er hoffte, dass Jessie nach dem Spiel duschte, denn er mochte keine verschwitzten Frauen. Manche Frauen rochen ungewaschen, das gefiel ihm nicht. Aber sie duschte bestimmt, wenn sie danach zum Chinesen fahren und sich einen Horrorfilm mit ihrer Freundin Roz anschauen wollte.
    Scheinwerfer näherten sich der Einfahrt. Er erstarrte. War sie das? Er schaltete die Zündung ein, um die Scheibenwischer zu betätigen.
    Es war ein Range Rover. Sein Licht blendete ihn kurz, dann donnerte der Wagen an ihm vorbei. Er ließ die Scheibenwischer an. Die Heizung pumpte wohltuend warme Luft in den Innenraum.
    Ein Typ in ausgebeulter Shorts und Baseballkappe trabte über den Parkplatz, eine Sporttasche über der Schulter, am Ohr ein Handy. Er hörte ein leises Piepsen und sah, wie in einem dunklen Porsche eine Lampe blinkte. Der Mann öffnete die Tür.
    Wichser, dachte er.
    Wieder starrte er zur Einfahrt. Sah auf die Uhr. 18.05 Uhr. Scheiße. Er hämmerte mit den Fäusten auf das Lenkrad. Hörte ein leises, schrilles Pfeifen in den Ohren. Das bekam er immer, wenn er angespannt war. Er drückte sich die Nase zu und pustete, doch es funktionierte nicht. Das Pfeifen wurde lauter. »Aufhören, verdammte Scheiße, aufhören!«
    Es wurde noch lauter.
    Außergewöhnlich kleines Geschlechtsorgan!
    Das würde Jessie entscheiden.
    Er sah wieder auf die Uhr. Zehn nach sechs.
    Das Geräusch war mittlerweile so laut wie die Pfeife eines Schiedsrichters. »Aufhören!«, brüllte er. Er war zittrig, vor lauter Zorn verschwamm ihm alles vor den Augen.
    Dann hörte er Stimmen und das Knirschen von Schritten.
    »Ich habe ihr gesagt, dass er nichts wert ist.«
    »Sie sagt, sie liebt ihn! Ich hab’s ihr tausendmal gesagt, aber …«
    Zwei scharfe Pieptöne. Links von ihm blitzte etwas orangefarben auf, Autotüren öffneten sich und wurden zugeschlagen. Ein leises Surren, dann das Knattern eines Dieselmotors. Plötzlich stank es im Lieferwagen nach Diesel. Jemand hupte.
    »Verpiss dich«, sagte er.
    Wieder hupte jemand links von ihm.
    »Verpiss dich, Arschloch, verpiss dich!« Ein Nebel legte sich über seine Augen, drang in seinen Kopf. Die Scheibenwischer quietschten, schoben den Regen weg. Mehr Regen. Auch der wurde weggewischt. Mehr Regen.
    Dann ging wieder die Hupe.
    Er drehte sich wutentbrannt um und sah Rücklichter. Dann begriff er. Ein großer, hässlicher Van wollte zurücksetzen, und er parkte genau davor und versperrte ihm den Weg.
    »Scheiße, verpiss dich!« Er ließ den Motor an, legte den Gang ein, fuhr ein Stückchen vor und hielt an. Sein Kopf zitterte, das Pfeifen wurde noch lauter, zerschnitt sein Gehirn wie Käsedraht. Er ließ den Motor an. Jemand klopfte auf der Beifahrerseite ans Fenster. »Fick dich!« Er rammte den Schalthebel in den ersten Gang und schoss vor. Blind vor Zorn fuhr er weiter, raste durch die Einfahrt.
    In seinem ungeheuren Zorn bemerkte er die Lichter des kleinen schwarzen Ford Ka nicht, der ihm entgegenkam.

68
Donnerstag, 14. Januar 1998
    »Tut mir leid, dass ich zu spät komme, Liebling«, sagte Roy Grace, als er zur Haustür hereinkam.
    »Wenn ich für jedes Mal, wo du das sagst, ein Pfund bekäme, wäre ich schon Millionärin!«, erwiderte Sandy mit resigniertem Lächeln und küsste ihn.
    Im Haus roch es warm nach Duftkerzen, die sie abends immer anzündete, doch heute schienen es mehr als sonst zu sein, um den besonderen Tag zu feiern. »Mein Gott, du siehst wunderschön aus«, sagte er.
    Und das stimmte auch. Sie war beim

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