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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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seiner Haut, seiner Haare, seines Atems und auch den seines Schweißes. Am meisten aber liebte sie seine Seele.
    Und natürlich, dass er ihre Nase wirklich und wahrhaftig zu mögen schien.
    »Sie gefällt dir doch nicht wirklich, oder?«, hatte sie ihn vor einigen Monaten im Bett gefragt.
    »Und ob!«
    »Das kann nicht sein!«
    »Ich finde dich schön.«
    »Ich nicht, mit dem Riesenriecher.«
    »Für mich bist du schön.«
    »Wann warst du das letzte Mal beim Optiker?«
    »Ich habe was gelesen, was mich an dich erinnert hat. Willst du es hören?«
    »Na sag schon.«
    »Schönheit fesselt die Aufmerksamkeit, Persönlichkeit das Herz. «
    Sie lächelte bei der Erinnerung, als sie in der Dunkelheit im Verkehrsstau steckte. Die Heizung ihres kleinen Ford Ka surrte geräuschvoll und röstete ihre Füße. Sie hörte mit einem Ohr die Nachrichten auf Radio 4. Gordon Brown ließ eine Tirade über Afghanistan vom Stapel. Sie mochte ihn nicht, obwohl sie Labour wählte, und schaltete zu Radio 1. Air spielte gerade Sexy Boy.
    »Yeah!« Sie nickte und trommelte im Takt auf das Lenkrad. Sexy Boy so einen hatte sie auch!
    Sie liebte ihn von ganzem Herzen und aus ganzer Seele, dessen war sie sicher. Sie wollte den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen – noch nie war sie sich bei etwas so sicher gewesen. Ihren Eltern würde es natürlich weh tun, dass sie keinen jüdischen Jungen heiratete, aber das ließ sich nun mal nicht ändern. Sie respektierte die Traditionen ihrer Familie, fühlte sich aber keiner Religion zugehörig. Sie glaubte daran, dass man die Welt zu einem besseren Ort für alle Menschen machen konnte, und war noch keiner Religion begegnet, die dazu fähig oder auch nur daran interessiert gewesen wäre.
    Ihr iPhone auf dem Beifahrersitz kündigte eine neue SMS an. Sie lächelte.
    Durch die Baustelle war der Stau auf der London Road noch schlimmer geworden. Die Ampel vor ihr war bereits zweimal von Grün zu Rot gewechselt, doch sie hatte sich keinen Zentimeter bewegt. Also konnte sie in aller Ruhe einen Blick auf die Nachricht werfen.
     
    Ich hoffe, du gewinnst!
    XXXXXXXXXXXXXX
     
    Sie lächelte. Der Motor war im Leerlauf, und die Scheibenwischer fuhren quietschend über die Scheibe. Die wenigen Tropfen wurden zu einem undurchsichtigen Schleier verschmiert. Benedict hatte ihr gesagt, dass sie neue Wischerblätter brauche. Er wollte ihr welche besorgen. Jetzt hätte sie sie gut gebrauchen können.
    Sie sah auf die Uhr. Zehn vor sechs. Scheiße. Normalerweise reichte die halbe Stunde, die sie für die Fahrt vom Büro in der Old Steine bis zum Withdean-Stadion einplante, vollkommen aus. Doch an diesem Abend hatte sie sich seit über fünf Minuten nicht von der Stelle bewegt. Um sechs musste sie auf dem Court sein. Hoffentlich wurde es nach der Baustelle besser.
    Jessie war nicht der einzige Mensch, der sich Sorgen wegen des Verkehrs machte. Jemand erwartete sie am Withdean-Stadion, und dieser Jemand war nicht ihre Squashpartnerin. Er war sehr schlechter Stimmung, und sie wurde mit jeder Sekunde schlechter.

67
Jetzt
Dienstag, 13. Januar
    Eigentlich müsste es doch dunkel sein! Gestern Abend war es dunkel gewesen. Die längste Nacht des Jahres war noch keinen Monat her, Herrgott nochmal. Um sechs müsste es eigentlich stockfinster sein. Doch der verdammte Parkplatz am Withdean-Stadion erstrahlte wie ein Weihnachtsbaum. Warum mussten sie ausgerechnet heute Abend draußen trainieren? Hatten sie noch nie von Klimaerwärmung gehört?
    Und wo zum Teufel war sie?
    Der Parkplatz war voller, als er erwartet hatte. Er war schon dreimal im Kreis gefahren, um sicherzugehen, dass er den kleinen schwarzen Ka nicht übersehen hatte. Aber er war definitiv nicht hier.
    Auf Facebook hatte sie geschrieben, dass sie sich um Viertel vor sechs mit Jax hier treffen wolle. Der Court war für 18.00 Uhr gebucht. Wie üblich.
    Er hatte sich bei Facebook auch Fotos von Roz angesehen. Fotos von Roz (121). Roz eine Nachricht senden. Roz anstupsen. Roz und Jessie sind jetzt Freunde. Roz war eine ganz schön heiße Braut, dachte er. Obercool! Es gab einige Fotos von ihr, auf denen sie wie für einen Ball gekleidet war.
    Er konzentrierte sich auf die nächste Aufgabe, während seine Augen die Windschutzscheibe fixierten. Zwei Männer mit Sporttaschen eilten vorbei, die Köpfe vor dem Regen geduckt, und betraten das Hauptgebäude. Sie bemerkten ihn nicht. Weiße Lieferwagen wurden immer übersehen! Er war versucht, ihnen zu folgen und zu prüfen, ob er

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