Du sollst nicht sterben
den er sich gerade in der Kochnische besorgt hatte. Er ging gebückt und hielt die dampfende Tasse vor sich ausgestreckt, als traute er ihr nicht über den Weg.
Wie die meisten Mitglieder des Teams war auch er schon vor sieben am Schreibtisch gewesen. Nun war es kurz vor halb neun, Zeit für die Morgenbesprechung.
Als Roy Grace den Raum betrat, klingelte Norman Pottings Telefon.
Er hauchte eine Entschuldigung, riss das Handy aus der Tasche und schaute aufs Display. Dann hob er den Finger. »Ich nehme das Gespräch rasch an, könnte eine Spur sein.«
Potting notierte sich etwas, das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt. »Vielen Dank, das ist sehr hilfreich. Danke nochmals.«
Er beendete das Gespräch und wandte sich selbstzufrieden an Grace. »Wir haben einen weiteren Verdächtigen, Chef!«
»Und?«
»Das war ein Typ, den ich kenne, eine meiner Kontaktpersonen.« Er tippte sich seitlich an die Nase. »Er fährt für Streamline Taxis. Er hat mir gerade von einem Kerl erzählt, über den sich die anderen Taxifahrer wohl lustig machen. Er heißt John Kerridge, nennt sich aber selbst Jak. Anscheinend fährt er nur nachts und interessiert sich für komisches Zeug – unter anderem für Damenschuhe.«
Jetzt hatte er die volle Aufmerksamkeit. »Einige Passagiere haben sich über ihn beschwert. Er werde zu persönlich, erkundige sich nach den Toiletten bei ihnen zu Hause und nach ihren Schuhen. Ich habe mit dem Beamten bei der Stadtverwaltung gesprochen, der für die Taxibetriebe zuständig ist. Er sagt, der Fahrer habe niemanden wirklich belästigt, werde aber persönlicher, als manchen Passagieren lieb sei. Die Verwaltung möchte, dass sich die Fahrgäste, vor allem die Frauen, in Taxis sicherfühlen. Er sagte, er werde mit ihm reden.«
»Haben Sie eine Adresse von Kerridge?«, erkundigte sich Grace.
Potting nickte. »Er wohnt auf einem Hausboot in Shoreham.«
»Gute Arbeit«, sagte Grace. »Das Thema Verdächtige steht auf der Tagesordnung, also kommen wir später noch einmal auf ihn zu sprechen.« Er legte seine Unterlagen vor sich auf den Tisch. »Mittwoch, 14. Januar, 8.30 Uhr. Zehnte Besprechung der Operation ›Schwertfisch‹. Wir ermitteln im Falle der Vergewaltigung von drei Personen, Mrs Nicola Taylor, Mrs Roxy Pearce und Miss Mandy Thorpe. Ich habe die zuständige Beamtin Claire Westmore dazu gebeten, um uns von ihren Gesprächen mit den Opfern zu berichten.« Er nickte ihr zu.
»Wie zu erwarten sind alle drei zutiefst traumatisiert, sowohl von den Angriffen als auch von den unangenehmen Prozeduren, die darauf folgten«, erklärte Claire Westmore. »Ich beginne mit dem ersten Opfer, Nicola Taylor, die sich nach wie vor kaum an den Überfall im Metropole erinnert. Seit dem ersten Gespräch, bei dem Sie und DS Branson zugegen waren, hat sich ihr Trauma verstärkt. Im Augenblick befindet sie sich zu Hause, erhält Beruhigungsmittel und wird rund um die Uhr von einer Freundin betreut. Sie hat zweimal versucht, sich selbst zu verletzen. Möglicherweise muss sie sich in stationäre psychiatrische Behandlung begeben, bevor wir sie ausführlich befragen können.«
Sie hielt inne und schaute in ihre Notizen. »Ich glaube, wir machen Fortschritte bei Mrs Roxanna Pearce, die vergangenen Donnerstag in ihrem Haus attackiert wurde. An ihrer Situation ist interessant, dass sie gerade dabei war, sich schick zu machen, als der Täter zuschlug. Ihr Ehemann befand sich auf Geschäftsreise in Skandinavien. Die Spurensicherung hat in ihrer Küche Hinweise darauf gefunden, dass sie Besuch erwartete.«
Einige zogen die Augenbrauen hoch. Dann sagte Bella: »Sie könnte auch eine Freundin eingeladen haben.«
»Nun«, sagte Claire Westmote, »die Anzeichen deuten nicht auf einen harmlosen Abend mit einer Freundin hin. In einer Tüte auf dem Küchen tisch fanden sich Antipasti. Zwei Steaks lagen auf Tellern. Eine offene Flasche eines sehr teuren Weins stand auf dem Tisch, eine weitere befand sich im Kühlschrank. Ich habe sie gefragt, für wen sie die Steaks habe braten wollen, und sie ging sofort in die Defensive. Sie wiederholt, sie habe sie als besondere Überraschung für ihren Mann gekauft. Er wurde aber erst am nächsten Tag zurückerwartet.«
»So lange lässt man einen Wein aber nicht atmen, das verdirbt ihn«, sagte Michael Foreman. »Ist eines meiner Hobbys. Egal welche Qualität, man lässt ihn nie länger als ein oder zwei Stunden atmen. Ich habe mir den Bericht angesehen. Die geöffnete Flasche kostet
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