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Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Titel: Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Todenhöfer
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dem Gedanken, sich »mit einer Sprengstoffweste in New York in die Luft zu sprengen«. Am liebsten im neuen World Trade Center. Dass Unschuldige dabei sterben würden, stört ihn nicht. Dass der Koran die Tötung Unschuldiger verbietet, auch nicht. Auch die Amerikaner töteten ständig unschuldige Muslime. Auf der ganzen Welt. Viel mehr als Al-Qaida.
    Wie dem FSA -Rebellen Salem ist ihm »die Errichtung eines Kalifats wichtiger als das Leben von zehn Millionen Syrern«. Staunend blicke ich in sein verklärtes Gesicht. Er ist unglaublich stolz, Al-Qaida anzugehören. Dann wird er abgeführt. Durch ein Fenster zum Hof sehe ich, dass man ihm die Augen verbunden hat. Die Hände sind hinter dem Rücken gefesselt.
    Der Siegeszug von Al-Qaida, den in Syrien niemand mehr ernsthaft bestreitet, ist verblüffend. Ich habe Al-Qaida in Afghanistan, Pakistan und im Irak erlebt und mit ihren Kämpfern zahllose Gespräche geführt. Gegenüber der syrischen Al-Qaida waren das Zwerge. Zum Riesen wurde Al-Qaida erst in Syrien.
    Mit jedem Kriegstag wird Al-Qaida in Syrien mächtiger, attraktiver, ja sogar respektierter. Al-Dschasira und Al-Arabiya berichten regelmäßig über die Heldentaten der einstigen Schmuddelkinder des islamistischen Extremismus. Peter Bergen, Amerikas Al-Qaida-Experte Nummer eins, nennt Al-Nusra die »effektivste und disziplinierteste« Kampftruppe gegen Assad. »Fähig, eines Tages auch den Westen anzugreifen.« 73
    Verhandlungen mit den USA?
    Das Gespräch mit dem syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad findet im Palast statt. Der Krieg hat Spuren in Assads Gesicht hinterlassen. Der 1,90 Meter große Mann wirkt noch schmaler als früher. Aber auch konzentrierter, sicherer, entschlossener.
    Es ist unser viertes Treffen. Lange sitzen wir uns schweigend gegenüber. Dann frage ich ihn nach seinen Zielen nach diesen zwei schrecklichen Kriegsjahren. Er nennt »die Befreiung Syriens von Al-Qaida«. Und dann, mit großem Nachdruck, »die Wiederherstellung einer säkularen Gesellschaft, in der alle Ethnien und alle Religionen einen Platz haben: Muslime, Christen, Juden, alle. Für dieses Miteinander sei Syrien einst berühmt gewesen«. Fast verzweifelt hält er an diesem multikulturellen Gesellschaftsmodell fest, das gerade mithilfe des Westens zerstört wird.
    Für einen »fairen Frieden« sei er zu großen Zugeständnissen bereit. Doch wer wolle schon Frieden in Syrien? Er könne das Land nicht dem Chaos überlassen. Deshalb werde er bei der Präsidentschaftswahl 2014 erneut kandidieren. Und weiterkämpfen. Er habe gar keine andere Wahl.
    Ich frage ihn, ob er konkrete Vorschläge für den Westen habe. Deshalb hätten wir uns ja getroffen. Doch Assads Misstrauen gegenüber der amerikanischen Politik ist größer geworden. Dass die USA inzwischen ernsthaft über direkte Waffenlieferungen an »gemäßigte« Rebellen diskutieren, hat seine Skepsis verstärkt.
    Auch dass sie ihm den Einsatz chemischer Massenvernichtungswaffen unterstellen, erstaunt ihn. Es verletzt ihn auch intellektuell. So dumm könne die syrische Politik doch gar nicht sein, dass sie ihren Gegnern die gewünschten Vorwände für eine weitere Militärintervention freiwillig liefere. Das Land leide doch jetzt schon unter den Interventionen von Katar und Saudi-Arabien.
    Verwundert fragt er, ob dem Westen nach dem Irak-Debakel nichts anderes einfalle als der Vorwurf, seine Armee setze Massenvernichtungswaffen ein. Kriege würden zwar immer mit Lügen begonnen. Doch es hätte bestimmt auch originellere Lügen gegeben.
    »Wir haben den Russen sofort Proben aus Aleppo zugeschickt«, sagt er. »Wir sind selbst daran interessiert herauszufinden, was genau Al-Nusra in ihren Kassam-artigen Geschossen verwendet hat. Außerdem haben wir UNO -Inspektoren nach Aleppo eingeladen. Sie können die Ereignisse dort eingehend untersuchen. Sie sind höchst willkommen. Aber nicht zum Besuch anderer militärischer Einrichtungen in Syrien. Wir sind ein souveränes Land.«
    Dann macht er eine lange Pause. »Ist es nicht seltsam, dass wir uns vor einem Land rechtfertigen sollen, das völkerrechtswidrig Drohnen und uranverseuchte Munition gegen Zivilisten einsetzt? Stellt sich niemand im Westen diese Fragen?«
    Nachdenklich, so als spräche er nicht zu mir, sagt er: »Eigentlich hätten wir kein Problem, mit den Amerikanern zu reden. Auch ich hätte letztlich kein Problem, sie um sinnvolle Schritte zu bitten. Ich würde ja nicht für mich bitten, sondern für mein Land.« Dann

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