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Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Titel: Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Todenhöfer
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eine sympathische Stimme aus 6800 Kilometer Entfernung. Ich musste lachen. »Sie machen ja auch eine schlimme Außenpolitik«, antwortete ich. »Eigentlich schade für so ein großartiges Land. Ich habe sogar meine Kinder dort studieren lassen. Allerdings nicht Außenpolitik.« Nun musste er lachen. Wir wussten, dass wir uns verstehen würden.
    Am 26. April 2010 saß ich ihm in McLean, Virginia, gegenüber. Sein Dienstsitz war wenige Kilometer von Washington entfernt. Und so geheim, dass das Gelände auf Stadt-, Land- und Straßenkarten keinen Namen hat. Der drahtige, blendend aussehende Blair war einer jener amerikanischen Offiziere, deren Offenheit, Direktheit und Herzlichkeit mir auch in meiner Zeit als rüstungskontrollpolitischer Sprecher der CDU / CSU immer gefallen hatte.
    Ich erläuterte Blair, dass ich weder Vermittler noch Verhandler, sondern nur Überbringer von Vorschlägen der iranischen Führung sei. Offiziell gebe es weder mich noch die Vorschläge. Obwohl Chamenei und Ahmadinedschad über meine Reise informiert seien. Falls etwas durchsickere, werde mein »Auftrag«, der kein Auftrag sei, möglicherweise sofort dementiert.
    Iran sei bereit, Präsident Obamas Politik der »ausgestreckten Hand« erkennbar zum Erfolg zu verhelfen. Allerdings erwarte Iran von den USA , dass sie bei Zugeständnissen auf das übliche »Triumphgeheul« verzichteten. Das sei kontraproduktiv und würde lediglich den antiamerikanischen Kräften in Iran in die Hände spielen. Es gebe auch dort Politiker, die gegen jeden Kompromiss mit den USA seien.
    Lösungen seien unter anderem in folgenden Bereichen denkbar:
    1.Im Nuklearbereich könne man sich zur Vertrauensbildung vorstellen, den USA niedrig angereichertes Uran zu übergeben. Im Gegenzug würden diese Iran auf 20 Prozent angereichertes Uran zur Verfügung stellen. Ausschließlich für medizinische Zwecke. Die heftig umstrittene Anreicherung auf 20 Prozent könnte somit in den USA stattfinden (sogenannter fuel exchange). Nicht ausgeschlossen sei sogar ein bilateraler, unter Umständen vertraulicher Vertrag mit den USA über einen ausdrücklichen Verzicht Irans auf Nuklearwaffen – falls Irans Recht auf zivile Nutzung der Nuklearenergie unzweideutig anerkannt werde. Diese Möglichkeit hatte ich angeregt.
    2.Iran erwarte, dass die USA Iran als Regionalmacht anerkennen würden. Iran sei bereit, seinen Einfluss in der Region mit den USA in sinnvoller Weise zu teilen.
    3.Iran sei bereit, bei der Lösung des Afghanistan- und des Irakkonflikts konstruktiv mitzuhelfen.
    4.Auch bei der Terrorismusbekämpfung könne Iran die USA unterstützen. Die gemeinsame Ausschaltung Bin Ladens sei ein lösbares Problem.
    Um diese Ziele zu erreichen, sei Iran zu offiziellen, aber auch zu vertraulichen Verhandlungen auf höchster Ebene bereit. »Iran will Frieden mit den USA. «
    Die Verhandlungen müssten allerdings gut vorbereitet sein. Man wolle keine Showveranstaltung. Wenn die USA in der Anfangsphase nicht persönlich verhandeln wollten, könne man sich auch einen Vermittler, einen »Facilitator« (»Erleichterer«) wie den deutschen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vorstellen. Schäuble sei als besonders enger Freund der USA sicher unverdächtig. Allerdings wisse Schäuble nichts von diesem mit der iranischen Führung ausdrücklich abgestimmten Vorschlag.
    Blair ließ mich die iranischen Vorschläge ohne Unterbrechung vortragen. Er schien interessiert. Dann fragte er: »Glauben Sie den Iranern? Oder will Teheran nur Zeit gewinnen?« Ich erwiderte, dass ein hochentwickeltes Volk wie die Iraner ein logisches Interesse daran hätte, aus der Isolation der letzten 30 Jahre herauszukommen. Iran sei nicht Nordkorea. Aus meiner Sicht seien die Vorschläge plausibel.
    »Glauben Sie, die wissen wirklich, wie man an Bin Laden herankommt?«, fragte Blair. »Vielleicht wissen sie, wer die Leute sind, die das wissen«, antwortete ich.
    An dieser Stelle schaltete sich Blairs bulliger Mitarbeiter ein: »Die Iraner sind Lügner«, sagte er. »Sie töten unsere Landsleute. In Afghanistan und im Irak.« – »Aber vielleicht kann man das verhindern, indem man sie zu Verbündeten macht«, versuchte ich ihn zu überzeugen. Doch er blieb dabei. »Das sind Lügner.«
    Ich blickte auf Blair und dann auf meine Notizen. »Die werde ich jetzt hier vergessen«, sagte ich. »Kann ich mich darauf verlassen, dass der Präsident oder zumindest sein Sicherheitsberater über die Vorschläge informiert wird?«
    Ich

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