Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
Vom Netzwerk:
Raumpfleger sollte dich herausholen, aber er ist …« Sie lässt den Kopf hängen. »Verloren. Das Krankenhaus gibt natürlich dir die Schuld, aber unser Mann im Sicherheitsbüro hat die Kameras abgeschaltet, und deshalb weiß niemand genau, wie er gestorben ist. Wir nehmen an, er hat ihn erwischt.«
    Fragend sehe ich sie an. »Er?«
    »Der Wellnesskiller. Ich weiß nicht, wie viel du über ihn erfahren hast, da du ja eingesperrt warst, aber er jagt uns. Er hat schon fünfzehn getötet, alle sind ver­loren.« Besorgt bleibt sie stehen. »Wir wissen nicht, wie viel er weiß.«
    Schon wieder die Killer. Diese Geschichte passt allerdings nicht zu den Informationen des FBI . »Waren es wirklich fünfzehn Opfer?« Sie nickt. »Der FBI -Agent sprach nur von zehn Toten.«
    »Fünf haben sie nicht gefunden, weil wir als Erste zur Stelle waren«, erwidert sie. »Wir haben die Toten hier versteckt. Wir wollen so wenig wie möglich auffallen.«
    »Das ist klar.« Sie hält mich nicht für den Killer, aber ich muss sie weiter aushorchen. »Das FBI glaubt, ihr steckt hinter den Morden.«
    »Wir?«
    »Ihr alle.« Ich blicke in die Runde. »Falls ich meinem Informanten glauben kann, lautet die Theorie der Polizei zurzeit, dass ihr die Opfer selbst getötet habt. Ihr bringt jeden Abweichler um, der die Reihen der Gläubigen verlässt.«
    Sie kichert. »Hast du ihn ausgelacht?«
    Natürlich ist das eine absurde Vorstellung. Es gibt gar keine Abweichler in dieser Sekte, weil bei allen Anhängern das Bewusstsein ausgetauscht wurde. Der einzige Abweichler bin ich. »Ganz so dumm bin ich nun wirklich nicht«, erwidere ich.
    »Ambrose, wir sind ganz gewiss nicht so weit von deinen Plänen abgewichen, dass wir die eigenen Leute umbringen. Das Fleisch ist schwach, wie man so sagt, aber wir sind immer noch die Herren.«
    Ich nicke und bemühe mich, die verborgene Bedeutung hinter den Worten zu erkennen. Das Fleisch ist schwach, wie man so sagt, aber wir sind immer noch die Herren. Ist das ein allgemeines religiöses Dogma, oder steckt mehr dahinter? Wenn sie kein Fleisch sind, was sind sie dann? Ich wechsle die Taktik. »Ist der Killer schon einmal hier aufgetaucht?«
    »Er hat es versucht«, erwidert Ellie. »Wenigstens vermuten wir, dass er es war. In den mehr als dreißig Jahren hatten wir natürlich öfter mit wütenden Eltern und den Streichen Jugendlicher zu tun. Sogar einige ganz normale Einbrecher haben sich hierher verirrt, und alle paar Jahre taucht ein Betrunkener auf. Drei Journalisten waren so dumm, sich uns anzuschließen, und dachten, sie könnten Berichte hinausschleusen.« Sie deutet auf eine Frau, die vor einem Haus steht und so tut, als kehre sie mit einem langen Stock, an dem sich kein Besen befindet, den Boden. »Das ist die Letzte. Wäre es nur bei allen so leicht gegangen!«
    Ich beobachte die Frau, als wir vorbeigehen. Sie fegt und fegt, immer hin und her. Im Dunkeln ist sie kaum mehr als eine Silhouette. Ellie führt mich um die nächste Ecke, im letzten Moment nehme ich die Frau von der Seite wahr.
    »Sie ist schwanger.«
    Ellie nickt. »Die meisten Frauen sind schwanger. Phase drei deines Plans war weitaus erfolgreicher als die anderen.« Sie macht mich auf ein großes zentrales Gebäude aufmerksam. »Die Kinderkrippe, aber die können wir später noch besichtigen. Erst einmal gehen wir dorthin.« Sie meint ein großes Haus, in das eine kleine Schar Gesichtsloser strömt. Ich blicke noch einmal zu dem großen Gebäude zurück, das sie als Kin­derkrippe bezeichnet hat. Ein ganzes Haus nur für die Kinder, die, genau wie ich, hier geboren wurden. Wie viele?
    Wie lange geht das schon so?
    Sie hat versprochen, mir später alles zu zeigen, also ist es sinnlos, jetzt darauf zu beharren. Ich darf sie nicht misstrauisch machen, sonst zeigt sie mir überhaupt nichts. Als ich mich zur Treppe umwende, fällt mein Blick auf ein weiteres Gebäude. Es ist kleiner und älter als die anderen. Ein unscheinbares gedrungenes Farmhaus mitten in dieser eigenartigen Stadt. Ich bleibe wie angewurzelt stehen.
    »Das Haus kenne ich.«
    »Was?«, fragt Ellie. Sie folgt meinem Blick. »Ah, ja. Das Heim.«
    »Ich habe das Gebäude in Hunderten von Zeitungen und Büchern gesehen«, sage ich beinahe zu mir selbst. »Immer wieder das gleiche Foto. Milos Cernys Haus.«
    »Cerny.« Sie dehnt den Namen, als müsse sie darüber nachdenken. Dann tritt sie näher an mich heran. »Es ist nicht nur Cernys Haus«, erwidert sie langsam. »Es gehört

Weitere Kostenlose Bücher