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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Sicher­heitsgurt und ziehen mich aus dem Auto. Ein Cop, denke ich, doch als ich mich umsehe, ist niemand zu entdecken. Niemand ist in der Nähe, auch aus den anderen Autos ist keiner ausgestiegen. Wahrscheinlich haben mich Lucy oder Vanek herausgezogen, aber auch sie sind fort.
    Ein paar Sekunden lang bin ich allein.
    Der Streifenwagen direkt vor mir liegt auf der Seite, die Windschutzscheibe hat Risse und ist voller Blut. Der Cop, der am Steuer saß, ist tot, sein Kopf ist zerschmettert und blutüberströmt. Auf dem Beifahrersitz entdecke ich den FBI -Agenten Leonard. In seinem Gesicht stecken Glassplitter, der Hals ist unnatürlich stark abgewinkelt. Warum haben die Airbags versagt? Was auch immer die Motoren ausgeschaltet hat, muss zugleich die Airbags beschädigt haben. Es war der Lichtblitz.
    Ich wende mich um und suche Vanek. »Was haben Sie getan?«
    Irgendwo bewegt sich jemand, ich höre ein Klicken und ein Husten. Ein Polizist versucht, die Tür eines umgekippten Streifenwagens zu öffnen. Ich renne ins Maisfeld.
    Im Mondlicht ist sowieso kaum etwas zu erkennen, und auf dem Acker wird es noch schwieriger. Ich laufe durch die Reihen der Stängel, um mich von den Cops zu entfernen, dann schlage ich einen Haken und renne weiter. Hinter mir flammen Scheinwerfer auf, erst einer, dann ein weiterer und schließlich ein dritter, aber ich bin schon zu weit entfernt, um von den Strahlen erfasst zu werden. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin und wohin ich gehe, doch vor mir ist der Boden zu erkennen. So schnell wie nur möglich laufe ich zum Ende des Felds. Schon kann ich das Ziel ausmachen, eine Lücke im Mais, die etwas heller ist als der Tunnel, durch den ich mich schlage. Als hinter mir Rufe und Schreie zu hören sind, renne ich noch schneller. Am Rand des Felds stolpere ich über den Rand eines Abhangs, verliere das Gleichgewicht, stürze und rolle hinab. Unten pralle ich mit dem Bein gegen etwas Hartes und stoße einen Schmerzensschrei aus. Ich zucke zusammen, liege mit dem Gesicht nach unten im kalten Matsch und versuche mich aufzurichten.
    »Keine Bewegung!«
    Ich erstarre. Woher ist die Polizei so schnell gekommen? Das kann nicht sein, sie war gerade noch weit hinter mir. Ich gebe mir Mühe, ruhig zu bleiben. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin der mit dem Gewehr, Mann. Und wer sind Sie?«
    Also ein Farmer. Wahrscheinlich bin ich auf seinen Grund geraten. Ich wende mich um und entdecke einen Zaun. Dort habe ich mir das Bein angeschlagen. Der Zaun sichert sein Feld und vielleicht auch sein Haus. »Ich bin kein Einbrecher«, beruhige ich ihn. »Ich will nichts stehlen und niemanden überfallen. Ich komme nur hier vorbei, weil ich zu einer anderen Farm will.«
    »Mit einem Schwarm Polizisten auf den Fersen?«, erwidert er. »Ich schwöre Ihnen, Mann, wenn Sie uns umbringen wollen, dann werde ich Ihnen gleich hier …«
    »Sie töten?« Ich schüttle den Kopf und starre den Schlamm an. »Warum sollte ich jemanden töten?«
    »Wir sind anständige Leute«, sagt er. »Wir lassen uns nicht einschüchtern, und wir übergeben Sie der Polizei. Stehen Sie auf!«
    »Wir?« Die Polizisten nähern sich. Ich erhebe mich und erkenne jenseits des Maisfelds auf dem Hügel schwache Lichtblitze. Sie sind schon fast da. »Sie sind es, oder? Die Kinder der Erde?«
    Erschrocken halte ich inne. Inzwischen erkenne ich den Farmer: Jeans, dunkle Jacke, Hut. Das Gesicht ist eine leere Fläche.
    Überrascht lässt er das Gewehr sinken. »Sind Sie es wirklich?«
    »Erkennen Sie mich?«
    »Sie sind es! Nach so langer Zeit kehren Sie endlich zurück!«
    Ich habe es geschafft. Er streckt die Hand aus, fasst mich an der Schulter. Ich spüre ein elektrisches Knistern, als er mich berührt. Es schmerzt nicht und fühlt sich seltsam vertraut an. »Endlich sind Sie wieder zu Hause.« Er dreht sich um, dabei beobachte ich, dass die Luft um ihn herum wabert und sich verzerrt. »Peter! Ruf den Rat zusammen!« Er wendet sich wieder an mich. »Sag ihnen, dass Doktor Vanek wieder da ist!«
    Ich weiche einen Schritt zurück, alle Hoffnungen zerfallen zu Asche. »Wer?«
    Er sieht mich scharf an. »Ambrose Vanek. Sie sind es doch, oder?«
    Das kann nicht sein. Ich betaste mein Gesicht. Es ist immer noch da. Die Gesichtszüge fühlen sich an wie meine eigenen. Was wird der Farmer tun, wenn ich ihm erkläre, dass ich jemand anders bin? Er hat schließlich das Gewehr in der Hand. Ich gehe einen Schritt, die Polizisten nähern sich. Die Stimmen sind deutlich zu

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