Du und ich – fuer immer
wüsste er genau, was Edwina vorhatte. Hatte er sie durchschaut? Hoffentlich machte sich ihre Schwester nicht zum Narren! Sie hätte es nicht ertragen, wenn sich dieser herrschsüchtige Fiesling die ganze Zeit über sie lustig machte! Nein, dachte Jermaine energisch, das ist unwahrscheinlich. Er war nur ein Mann, schwach und leicht zu beeindrucken - selbst wenn er der Aufsichtsratsvorsitzende einer großen Computerfirma war. Edwinas Verführungskünste hatten bis jetzt jeden dazu gebracht, den Verstand auszuschalten und mit etwas ganz anderem zu denken.
Jake ließ Jermaine den Vortritt. Was für ein Bild! dachte sie spöttisch. Edwina lag auf dem Sofa und spielte die Schwerverletzte. Ash saß neben ihr und hielt ihre Hand. Er hatte schon glücklicher ausgesehen.
“Jermaine!” Ihr Exfreund sprang auf und kam auf sie zu. “Du bist gekommen.
Ich freue mich so.” Die Erleichterung war ihm deutlich anzumerken. Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und beugte sich herunter, um sie zu küssen.
Jermaine warf ihm einen eisigen Blick zu und trat einen Schritt zurück. Jake stand an der Tür und beobachtete sie scharf. Warum scherte er sich nicht zum Teufel? Sie wandte sich um und funkelte ihn feindselig an. Sie wollte nur weg von hier! Ihr Blutdruck war bestimmt schon auf einhundertachtzig! Seit Ashs Anruf vor drei Tagen war sie nicht mehr zur Ruhe gekommen. Die Tavinor-Brüder, Edwina, ihre Eltern - nahm das denn nie ein Ende? Sie war doch nicht für alle verantwortlich!
Seufzend ging sie zum Sofa, auf dem ihre Schwester demonstrativ daniederlag.
Eins musste sie ihr lassen: Edwina war die perfekte Schauspielerin. Nur wer sie gut kannte, bemerkte den unterdrückten Zorn in ihrer Stimme. “Was machst du denn hier, Jermaine?”
“Wie geht es dir?” Sie, Jermaine, hasste es, sich zu verstellen. Allerdings hatte sie keine andere Wahl. Sie konnte ihre Schwester nicht bloßstellen.
“Schon besser”, antwortete die “Kranke” leidend.
“Mein armer Liebling ist so tapfer gewesen.” Ash betrachtete seine neue Freundin bewundernd.
Was sollte man dazu sagen? Wenn es nicht so traurig gewesen wäre, hätte Jermaine gelacht. Nun, sie hatte ihren Teil getan. Mehr konnte man nicht von ihr erwarten. Schnell wandte sie sich ab und ging zur Tür. Jake stand immer noch dort und beobachtete das Schauspiel mit ausdrucksloser Miene. “Kann ich bitte telefonieren?”
“Selbstverständlich. Ich bringe Sie in mein Arbeitszimmer.“
Er hielt ihr die Tür auf und führte sie in die Eingangshalle. “Können Sie nicht einmal einen Abend ohne Ihren Freund auskommen?” fragte er plötzlich.
Was für eine Unverschämtheit! Er nahm sich zu viel heraus. Sie beschloss, nicht zu antworten. Es ging ihn ja wohl kaum etwas an, dass sein Bruder sie Knall auf Fall für Edwina hatte sitzen lassen.
“Haben Sie ihm versprochen, gleich anzurufen?”
Jermaine blickte ihn finster an. Ließ er denn nie locker? Es war Zeit, ihm die Meinung zu sagen. “Von wegen! Das habe ich alles Ihnen zu verdanken. Hätten Sie sich nicht eingemischt, wäre ich nicht hier. Jetzt muss ich meine Eltern anrufen, um sie zu beruhigen. Dad steht kurz vor einem Herzinfarkt. Was sind Sie nur für ein Mensch - alte Leute so zu erschrecken. Dabei geht es Edwina den Umständen entsprechend gut.”
Jake lächelte, und sie hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Obwohl sie vor Wut kochte, entging ihr eins nicht: Vor ihr stand ein großer, attraktiver Mann mit einem wundervollen Lächeln, das Eis zum Schmelzen bringen konnte und irgendwie ansteckend war. Nur bei ihr versagte sein Charme. Lieber sprang sie in ein Haifischbecken, als sich noch länger mit ihm zu unterhalten.
Schweigend betraten sie das gemütlich eingerichtete Arbeitszimmer. Jake zeigte ihr das Telefon und blieb dann mit vor der Brust verschränkten Armen mitten im Raum stehen.
“Danke.” Erwartungsvoll blickte Jermaine ihn an. Er wollte doch nicht etwa hier bleiben? Anscheinend schon. Sie sah zur Tür - ein Wink mit dem Zaunpfahl
-, aber er reagierte nicht. Seufzend wandte sie sich ab und wählte die Nummer ihrer Eltern. Ihr Vater meldete sich nach dem ersten Klingeln. “Edwina geht es gut”, kam sie gleich zur Sache.
“Bist du bei ihr?”
„Ja.“
“Kann sie nicht selbst ans Telefon kommen?”
„Ich bin in einem anderen Zimmer.” Jermaine spürte Jakes Blick auf sich. Er besaß tatsächlich die Frechheit, ein privates Gespräch zu belauschen. Na warte, dachte sie, dir werde ich
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