Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
Vom Netzwerk:
Spaltbreit öffnen. Durch den kam zwar keine frische Luft herein, dafür aber jede Menge Lärm.
    Weil mein Zimmer so furchtbar war, verbrachte ich den größten Teil des Wochenendes damit, durch die Straßen und Parks der Stadt zu laufen, mein Buch zu lesen, in einem kleinen Café unzählige Tassen Kaffee zu trinken und mein Handy zu ignorieren. Dom hatte mir diverse Nachrichten hinterlassen, von beschwichtigend bis wutentbrannt. Auch Alex hatte angerufen.
    Alex und ich hatten uns in letzter Zeit nicht häufig gesehen. Ich mied sie und hatte deshalb ein schlechtes Gewissen. Und je mieser ich mich dabei fühlte, desto weniger wollte ich sie sehen. Ich wusste, dass sie mich brauchte, weil sie wegen der Scheidung eine harte Zeit durchmachte. Aber ich zweifelte daran, dass ich ihr eine große Hilfe wäre. So was lag mir einfach nicht. Ich gelobte mir nach meiner Rückkehr nach London Besserung und nahm mir vor, sie häufiger zu treffen. Bis dahin aber wollte ich meine Ruhe.
    Ich schickte den beiden eine SMS. An Alex schrieb ich: «Arbeite in Edinburgh. Rufe dich an, wenn ich zurück bin.» Und an Dominic: «Lass mich in Ruhe! Ich rufe dich nächste Woche an.»
    Ich Idiot. Denn in dieser Sonntagnacht, während ich in meinem furchtbaren Hotelzimmer in Edinburgh wach lag, weinten sich Alex und Dominic beieinander aus und trösteten sich gegenseitig. In jeder Beziehung.
    Ich weiß nicht, wer von ihnen angefangen hat. Ich bin auch nicht sicher, ob ich es wissen will. Dominic hat es mir später so erzählt: Alex kam gegen acht bei ihm vorbei. Sie fuhr mit einer Flasche Rotwein im Gepäck per Taxi vor und hatte schon was getrunken, behauptete jedoch, sie wäre noch ganz klar. Dann setzten sie sich in die Küche, tranken Wein und redeten. Alex war ganz schön fertig. Mike war da gewesen, um den Rest seiner Sachen aus dem Haus zu schaffen, das ab sofort zum Verkauf stand. Dabei hatte er ihr verkündet, dass er jemand kennengelernt hatte. Na ja, nicht wirklich kennengelernt, denn er kannte sie schon eine ganze Weile – es war Karen, die Event-Managerin. Die Frau, die die Silvesterparty organisiert hatte, bei der Aidan sich meinetwegen geprügelt hatte. Mike kannte sie also bereits seit Jahren. Als Alex wissen wollte, wie lange da schon was lief, hatte er nur achselzuckend gefragt: «Spielt das jetzt noch eine Rolle?»
    Außerdem bangte sie um ihren Job, was alles nur noch schlimmer machte. Nach der Scheidung hatte sie eine (wesentlich schlechtere) Stelle in ihrem alten Verlagshaus bekommen. In ihrem emotionalen Zustand war es für Alex jedoch schwierig, ihre Karriere neu zu starten. Sie hatte, so erzählte sie Dom, in den letzten zwei Monaten fünfzehn Krankheitstage genommen.
    «Die Firma muss sich verkleinern», sagte sie. «Sie schmeißen mindestens zehn Prozent der Angestellten raus, und ehrlich gesagt, würde ich mich sofort feuern, wenn das meine Aufgabe wäre. Ich war in letzter Zeit einfach nur überflüssig und unnütz.»
    Sie leerten die Flasche Wein und bestellten Pizza. Dann sprachen sie über mich. Alex fragte Dom, warum ich sie ignorierte und nicht auf ihre Anrufe antwortete. War ich wütend auf sie? Dom sagte, er wüsste nicht mehr, was überhaupt in meinem Kopf vorging. Er erzählte Alex von den Briefen und was ich über Aidan geschrieben hatte. Er fragte sie, ob ich je mit ihr über Aidan gesprochen hätte und ob ich ihn noch lieben würde. Alex antwortete, dass sie es nicht wüsste. Sie leerten die zweite Flasche. Es wurde spät. Alex wollte sich ein Taxi zum Zug bestellen. Dom wollte das nicht. Er hatte Angst, sie könnte einschlafen und ihre Haltestelle verpassen. Sie sollte doch lieber über Nacht bleiben.
    Dann machten sie die dritte Flasche auf. Irgendwann begann Alex zu weinen. Dom wusste nicht mehr warum, nur, dass sie auf dem Sofa saßen und weinte. Er stand auf, holte ihr ein Taschentuch und gab es ihr. Dann setzte er sich neben sie, hielt ihre Hand und küsste sie auf die Wange. Sie umarmte ihn. Sie hielten einander im Arm. Ab wann genau sie dabei dann nackt waren, weiß ich nicht, aber ich kann es mir lebhaft vorstellen. Und das tue ich ständig.

    Am folgenden Wochenende kehrte ich aus Edinburgh zurück. Dom und ich hatten inzwischen ein paar Mal telefoniert, aber nicht wirklich geredet, sondern nur Banalitäten ausgetauscht. Wie geht’s bei der Arbeit, was machen die Hunde, wie ist das Hotel? Er war nicht zu Hause, als ich ankam, also duschte ich erst mal in Ruhe. Dann ging ich in meinem

Weitere Kostenlose Bücher