Du und ich und all die Jahre (German Edition)
wenn es irgendwie wehmütig klang.
«Alles in Ordnung, Aidan?», fragte ich.
«Bestens.»
Es klang gar nicht so.
Wir machten uns auf den Weg zur Party. Alex sah hinreißend aus in ihrem sehr kurzen schwarzen Kleid, das den Blick auf den Rand ihrer halterlosen Strümpfe freigab, wenn sie sich bückte.
«Du hättest den Rock gleich ganz weglassen können», beschwerte sich Mike.
«Ich finde sie scharf so», sagte Julian.
«Deinetwegen mache ich mir auch keine Sorgen», erwiderte Mike, der jedem Franzosen, der Alex im Vorbeigehen ansah, drohende Blicke zuwarf.
Julian öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, aber Karl drückte seine Hand und schüttelte dabei fast unmerklich den Kopf. Schweigend stiegen wir die Treppen zur Métro hinunter.
Wir nahmen die Bahn von Saint Michel-Notre Dame nach Champ de Mars-Tour Eiffel. Der Eiffelturm wurde von Tausenden von Lichtern erleuchtet. Die Beklemmung, die uns alle erfasst hatte, löste sich, als wir ehrfürchtig stehen blieben und ihn mit offenem Mund anstarrten. Jetzt waren wir alle aufgeregt und gleichzeitig ganz bezaubert von Paris bei Nacht.
Wir spazierten die Seine entlang zum Quai de Grenelle, wo Bertrand und Laure mit ihrem Hausboot vor Anker lagen. Als wir näher kamen, konnten wir die Lampions auf dem Deck des Bootes erkennen und ein Durcheinander französischer Stimmen hören. Ich hielt Aidans Hand fester, so nervös war ich plötzlich. Aidan führte uns über die Gangway an Bord; ich rutschte aus, als ich das Deck betrat. Er fing mich auf.
«Ich halte dich fest», sagte er mit einem Lächeln. Ein guter Anfang.
Wir stiegen runter in die Kajüte, einem langgestreckten, schmalen Raum mit niedriger Decke, einem Kamin, langen, niedrigen Bänken auf beiden Seiten und farbenfrohen afrikanischen Drucken an den Wänden.
«Oh Gott, man kann hier drinnen ja kaum aufrecht stehen», murmelte Mike, der sich vornüberbeugen musste, damit er sich den Kopf nicht an den Deckenbalken stieß.
In der Kajüte war es warm und voller Menschen, dichte Rauchschwaden hingen über den Köpfen der Gäste, von denen die meisten leger gekleidet waren in Jeans und Sakkos oder schlichten Etuikleidern. Im Gegensatz dazu kam ich mir schrill und aufgedonnert vor.
« Salut , Aidan!», rief eine Stimme aus dem Getümmel. Ein untersetzter Mann mit dunklen, struppigen Haaren trat aus der Menge hervor und streckte seine Hände zur Begrüßung aus.
« Bonsoir , Bertrand!» Die beiden Männer umarmten sich, Bertrand küsste Aidan auf beide Wangen.
Dann sah er mich an. «Und das ist Nicole?», fragte er und küsste mich ebenfalls zur Begrüßung. Er war nicht der zuvorkommende, zurückhaltende Franzose, den ich erwartet hatte, eher schlampig gekleidet, aber offen und herzlich. Ich war unglaublich erleichtert.
Wir mischten uns unter die Leute. Julian und Karl unterhielten sich mit ein paar schick gekleideten Männern über Immobilien (Paris, London oder Berlin – wo sollte man am besten eine Wohnung kaufen?). Alex und ich kamen mit ein paar sehr charmanten französischen Theaterschauspielern ins Gespräch. Mike stand beleidigt in der Ecke und trank Bier. Aidan war in der Menge verschwunden.
Als ich ihn seit über einer Stunde nicht mehr gesehen hatte, ging ich ihn schließlich suchen. Ich bahnte mir einen Weg durch die Partygäste, von einem Ende des Boots zum anderen, aber von Aidan war keine Spur. Ich ging den gleichen Weg noch einmal zurück. Schließlich fand ich ihn draußen auf dem Deck, wo er sich mit einer kleinen, zartgliedrigen Frau in Jeans und schwarzer ärmelloser Bluse unterhielt, die eine silberne Kette um den Hals und massive silberne Ringe an ihren schmalen Fingern trug. Sie teilten sich einen Joint. Als Aidan mich sah, winkte er mir.
«Nic, ich möchte dir Laure vorstellen», sagte er.
Die Frau drehte sich um. Ihre schwarzen Haare waren kurz geschnitten, sie hatte riesengroße dunkle Augen und elfenhafte Gesichtszüge, ihre Schultern und ihr Dekolleté waren mit Sommersprossen übersät.
«Hallo», sagte sie und hielt mir ihre Hand hin. «Nicole? Freut mich, dich kennenzulernen.» Sie musterte mich von oben bis unten, drehte sich zu Aidan um, zog eine Augenbraue hoch und lächelte. « Elle est mignonne », sagte sie. Sie ist süß. Mein Französisch war nicht besonders, aber so viel hatte ich verstanden. Etwas an der Art und Weise, wie sie das sagte, gefiel mir nicht. Aidan grinste ein wenig unbeholfen und wandte den Blick ab. Wir unterhielten uns eine Weile über die
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