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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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    «Lieber Aidan», schreibe ich, «es war so schön, wieder einmal deine Stimme zu hören.» Ich halte inne, weil ich spüre, dass Dom hereingekommen ist. Ich habe nicht gehört, wie er die Treppe heruntergekommen ist, weil das Radio läuft. Doch so, wie die Hunde an mir vorbeispähen und mit dem Schwanz wedeln, muss er direkt hinter mir stehen und wahrscheinlich lesen, was ich geschrieben habe.

[zur Inhaltsübersicht]
    10. Kapitel
    Silvester 2001
Paris
Neujahrsvorsätze:
     
Kopie von Eine englische Tragödie mit meinem Lebenslauf an die BBC, Channel 4 und große Produktionsfirmen schicken
Umziehen! Vielleicht Richtung Osten? Hackney/Dalston?
Rucksackreise durch Kambodscha/Vietnam
Fünf Kilo abnehmen
Französisch lernen

    «Une soirée sur une péniche! Nous sommes invités à une soirée sur une péniche! Une péniche sur la Seine! C’est formidable!»
    Julian fand es unbegreiflicherweise sehr lustig, diese kurzen Sätze wieder und wieder aufzusagen (Eine Party auf einem Hausboot! Wir sind zu einer Party auf einem Hausboot eingeladen! Ein Hausboot auf der Seine! Es ist wunderbar!).
    Wir anderen hatten es schon satt, noch bevor der Zug den Bahnhof Waterloo verlassen hatte. Wir, das waren Alex und Mike (der Rugby-Profi), Julian und Karl (der nackte Deutsche), Aidan und ich. Wir waren morgens in den Eurostar nach Paris gestiegen, um an une soirée sur une péniche teilzunehmen, die Aidans Freunde, Bertrand und Laure, veranstalteten. Die beiden waren in einem Film aufgetreten, den Aidans Produktionsfirma über die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen in Westafrika gedreht hatte.
    Aidan war deshalb ein wenig angespannt – so angespannt, dass er im Ernst versucht hatte, sich mit dem Vorwand plötzlichen Unwohlseins um die Reise zu drücken. Doch nichts auf der Welt konnte Julian von einer Silvesterparty sur une péniche sur la Seine abhalten, also waren wir alle gemeinsam nach Paris aufgebrochen.
    Ich verstand, warum Aidan so nervös war. Bertrand und Laure hatten zwar darauf bestanden, dass er Freunde mitbrachte, aber gleich fünf auf einmal waren wahrscheinlich zu viel des Guten. Das zumindest hatte er mir am Vorabend gesagt. Außerdem bezweifelte er, dass wir miteinander klarkommen würden. Genauer gesagt, wie wir alle mit Mike klarkommen würden, der so schweigsam war, dass es an Unhöflichkeit grenzte. Der schien auch selbst keine große Lust zu haben, weil er nicht wusste, Zitat, «ob er ausgerechnet mit Franzmännern etwas anfangen konnte».
    Ich war ebenfalls nervös. Seit Monaten hatte ich Geschichten über Bertrand und Laure gehört: Aidan konnte gar nicht mehr aufhören, von der phantastischen (und gefährlichen!) Arbeit zu erzählen, die die beiden an der Elfenbeinküste und in Sierra Leone leisteten, er hatte von ihrem leidenschaftlichen Engagement für Menschen in Afrika geschwärmt, von ihrer radikalen politischen Haltung, ihrer wunderbaren Beziehung.
    «Es muss so großartig sein», hatte er gesagt, «mit deiner besseren Hälfte so zusammenzuarbeiten, zusammen zu reisen, alles zusammen zu machen, eine echte Partnerschaft zu haben.» Ich hörte das gern, denn das wollte ich auch und hoffte, dass unsere Beziehung sich so entwickeln würde. Wenn ich mich erst als ernstzunehmende Regisseurin etabliert hatte, konnten Aidan und ich die Welt bereisen und zusammen arbeiten. In meiner Phantasie sah ich uns sogar schon unsere eigene Produktionsfirma gründen: Blake Symonds Film. Oder Symonds Blake Film. Oder so etwas in der Art.
    Die Realität jedoch verunsicherte mich. Bertrand und Laure klangen als Vorbilder beinahe unerreichbar, und ich wollte unbedingt einen guten Eindruck auf sie machen. In den Wochen vor der Reise hatte ich versucht, mein Schulfranzösisch aufzufrischen, um wenigstens eine simple Unterhaltung mit ihnen führen zu können. Sie sollten mich nicht für die typische Engländerin halten, die nicht einmal versuchte, eine Fremdsprache zu lernen (was genau auf mich zutraf). Ich wollte nicht wie ein Idiot dastehen.

    Wir hatten uns alle in einer eher zweifelhaften Pension direkt hinter dem Boulevard St Germain einquartiert. Besonders Mike fand diese Wahl eher fragwürdig.
    «Wir können uns wirklich etwas Besseres leisten», beklagte er sich, während wir die Treppen zu unseren heruntergekommenen Zimmern hinaufstiegen (der Aufzug war hors service ).
    «Wir bleiben ohnehin nicht lange», sagte Alex, «wir wollen hier doch nur nach der Party ein paar Stunden schlafen. Dann gehen wir

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