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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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Sendung, die Aidan über sie gemacht hatte und die in wenigen Wochen ausgestrahlt werden sollte. Dann über ihren nächsten Einsatz – möglicherweise mussten sie und ihr Mann nach Afghanistan, obwohl sie mit dem «schmutzigen Krieg» der Amerikaner nichts zu tun haben wollten. Laure wollte wissen, womit ich mein Geld verdiente. Ich erzählte, dass ich als freiberufliche Produktionsassistentin arbeitete und irgendwann mal selbst Regie führen wollte.
    «Willst du in Aidans Fußstapfen treten?», fragte sie lachend.
    «Nicht ganz», antwortete ich, «er war ja Kameramann.»
    Sie schaute Aidan an. «Kann sie was?»
    Aidan wirkte peinlich berührt. Ich wurde langsam wütend.
    «Sie ist wirklich toll.» Er legte mir den Arm um die Schultern und zog mich zurück in die Kajüte. «Es ist jemand hier, den du unbedingt kennenlernen solltest», sagte er, «Simon Carver, der Programmdirektor von Breakthrough. Ich habe dir von ihm erzählt, weißt du noch? Also, ich habe ihm deinen Film über die Angehörigen der Opfer von 9/11 in Großbritannien geschickt – Eine englische Tragödie  …»
    «Aidan!»
    «Komm schon, einer muss doch dafür sorgen, dass den jemand zu sehen bekommt. Du hast ihn hundert Mal neu geschnitten und bist seit Wochen nicht weitergekommen. Und dabei ist der echt beeindruckt. Jedenfalls möchte Simon dich gern kennenlernen.»
    Während wir hinunter in die Kajüte kletterten, warf ich Laure über meine Schulter hinweg einen Blick zu. Sie beobachtete uns, schaute mich direkt an, lächelte aber nicht.
    «Sie scheint nett zu sein», log ich. Er sagte nichts dazu – ich war nicht sicher, ob ihre Unhöflichkeit ihm peinlich war oder ob er mich nicht gehört hatte.
    Wir entdeckten Simon Carver am anderen Ende der Kajüte, wo er sich an den langen Tisch lehnte, der als Bar diente. Er war groß und dick, seine Gesichtsfarbe changierte zwischen Rosa und Tiefrot. Auch aus großer Entfernung hätte man ihn in dieser Umgebung sofort als Engländer identifiziert.
    «Ah-ha!», rief er, als Aidan uns miteinander bekannt machte. «Der neue Nick Broomfield, der neue Michael Moore. Bloß wesentlich hübscher.» Ich wurde rot bis unter die Haarwurzeln, aber eher wegen des schmeichelhaften Vergleichs mit Broomfield als wegen des Kompliments für mein Aussehen. «Setz dich zu mir», sagte er und klopfte dabei neben seinem breiten Hintern auf die Tischkante, «und erzähl mir, was du als Nächstes vorhast.»
    Ich lehnte mich vorsichtig an den Tisch, unsicher, ob der uns beide aushielt.
    «Also …», fing ich an, weil mein Kopf vollkommen leer war, und ich wünschte, Aidan hätte mich vorgewarnt. «Es gibt einen Kurzfilm, an dem ich in meiner freien Zeit gearbeitet habe. Er handelt vom Handel mit den Zwangsprostituierten.»
    «Pikant.»
    «Eigentlich nicht. Ich habe als Freiwillige in einem Flüchtlingsheim gearbeitet. Dort bin ich Frauen begegnet, die bereit sind, von ihren Erfahrungen zu erzählen. Das Material ist ziemlich grausam.»
    «Total auf der sicheren Seite, wie? Sehen die Frauen gut aus?»
    Ich war versucht, ihm zu sagen, er solle sich verpissen, aber immerhin hatte ich es hier mit Simon Carver zu tun, dem Programmdirektor von Breakthrough Productions. Er mochte ein frauenfeindliches Arschloch sein, aber er war ein einflussreiches frauenfeindliches Arschloch. Ich biss die Zähne zusammen und erzählte ihm von meinem Plan.

    Eine Dreiviertelstunde später hatte ich meinen ersten eigenen Auftrag in der Tasche. Ein dreißigminütiger Film, der bis Ende Februar fertig sein sollte und für den Breakthrough mir ein kleines Budget zur Verfügung stellte. Carver konnte natürlich nicht garantieren, dass er auch tatsächlich gesendet wurde, aber es war bezahlte Arbeit für eine renommierte Firma. Vielleicht würde der Film mir weitere Aufträge einbringen, möglicherweise sogar einen bezahlten Job. Vielleicht war es das! Vielleicht war das meine große Chance.
    Ich war geradezu lächerlich aufgeregt, als ich mich auf die Suche nach Aidan begab, um ihm die phantastischen Neuigkeiten zu erzählen. Zuerst traf ich jedoch auf Julian.
    «Du wirst es nicht glauben!», quietschte ich. «Ich bin Regisseurin! Ich werde Regisseurin!»
    Wir verlangten eine Flasche Rotwein und tranken auf mein bevorstehendes Regiedebüt.
    «Das ist toll, Nic! Ich bin so stolz auf dich», schwärmte Julian, trank sein Glas in einem Zug aus und schenkte uns beiden nach.
    «Na ja», sagte ich. «Vitamin B.»
    «Ach Blödsinn. Du hast das dermaßen

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