Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
Vom Netzwerk:
Moment», sagte Aidan und griff nach meiner Hand. «Du hast mir nicht mal hallo gesagt.»
    Ich zog meine Hand weg und schaute ihn an. Trotz seiner Bartstoppeln und dem verstrubbelten Haar sah er im Smoking eher nach James Bond als nach Kellner aus.
    «Hallo, Aidan», sagte ich. «Ich muss jetzt ins Haus und mit Alex reden.»
    Alex war nicht mehr im Arbeitszimmer. Im Wohnzimmer oder draußen auf der Terrasse, wo sich die Raucher in Grüppchen um die Heizpilze scharten, war sie auch nicht. Dort entdeckte ich dafür aber Julian und Karl, die beide teuer aussehende Mäntel trugen. Sie waren mit weitem Abstand die attraktivsten Männer auf der Party.
    «Hast du Alex gesehen?», fragte ich Jules, nachdem wir uns zur Begrüßung geküsst hatten.
    «Noch gar nicht», antwortete er und schaute besorgt zu Karl. «Kann sein, dass sie ein bisschen … also …»
    «Besoffen ist», ergänzte Karl seinen Satz.
    «Ich glaube, bei ihr und Mike gibt’s Probleme», sagte ich. «Und was zum Teufel macht Aidan hier?»
    «Aidan?», fragte Julian ungläubig. «Ich dachte, der ist in New York. Was hat der hier zu suchen? Alex mag Aidan nicht besonders. Und Mike hasst ihn.»
    «Alles richtig, trotzdem ist er hier.» Ich zog an Julians Zigarette. «Ich muss unbedingt Alex finden.»

    Ich entdeckte sie schließlich oben im großen Schlafzimmer, wo sie gerade eine Linie Koks vom Frisiertisch zog.
    «Da bist du ja!», rief sie, als ich hereinkam. «Na endlich!» Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und drückte mich an sich. «Gott sei Dank!» Sie ließ mich los und hielt mir einen zusammengerollten Zehner hin. «Willst du auch?»
    «Nein danke. Ist alles okay? Ich habe dich eine Ewigkeit lang gesucht.»
    Wir schlüpften aus den Schuhen und setzten uns auf Alex’ Bett.
    «Wie war es in Pakistan?», fragte sie. «Du machst doch da gerade diese Reportage über die Flüchtlinge? An der afghanischen Grenze? War doch so, oder? Erzähl mal.»
    «Das Projekt haben wir schon im Mai abgeschlossen, und die Sendung lief vor ein paar Monaten in der BBC. Ich habe dir deshalb doch eine Mail geschickt.»
    «Oh Mann, ja – sorry.» Es war ihr unangenehm. «Mein Kopf … bin ein kleines bisschen verwirrt in letzter Zeit. Also, wo warst du?»
    «Erst eine Weile in Indonesien …»
    «Ja klar, jetzt hab ich’s wieder – die Geschichte mit dem Bombenanschlag. Okay. Und, wie lief’s?»
    «Es war … schwierig. Danach bin ich weiter nach Vietnam …»
    «Oh, das ist ja super.»
    Sie wirkte durcheinander, zerstreut. Ich nahm ihre Hand.
    «Alex, geht es dir wirklich gut?», fragte ich und sie begann zu weinen.

    Julian entdeckte uns ein paar Minuten später. Ich saß auf dem Bett, Alex’ Kopf auf dem Schoß. Er schloss die Türe hinter sich. In der einen Hand hatte er eine Flasche Champagner und drei Gläser in der anderen.
    «Ich dachte, wir veranstalten unsere eigene Party», sagte er. «Unten komme ich nicht richtig in Stimmung.»
    «Oh Gott», stöhnte Alex, setzte sich hin und verschmierte ihre Wimperntusche noch mehr, als sie über ihre Augen wischte. «Mikes Freunde sind ein Albtraum. Da unten laufen pro Quadratmeter mehr Homophobe rum als bei einem texanischen Erweckungsgottesdienst. Tut mir wirklich leid, Jules!»
    Er grinste sie an, stellte den Champagner ab und zupfte ein Taschentuch aus der Kleenex-Box auf dem Frisiertisch. Dann wischte er ihr die schwarzen Schlieren aus dem Gesicht.
    «Mach dir deshalb keine Gedanken. Karl hat großen Spaß daran, den Mob zu provozieren. Er dreht gerade richtig auf, so was hast du noch nicht gesehen.» Er schenkte uns ein, und wir stießen an. «Also, Alex», befahl er dann, «erzähl uns jetzt, was zum Teufel eigentlich hier los ist.»
    Alex erklärte uns, dass in den ersten drei Monaten nach der Hochzeit zunächst alles in Ordnung gewesen war. Dann aber verletzte sich Mike während eines Spiels das Kreuzband, und die Ärzte rieten ihm, seine Karriere zu beenden. Er würde nie wieder in der Profiliga spielen können.
    «Es ging ihm ziemlich mies», sagte Alex. «Er saß nur zu Hause rum, trank die ganze Zeit und suchte Streit mit mir.»
    Die Dinge besserten sich wieder, nachdem ein alter Schulfreund ihm einen Job als Finanzberater besorgte. «Genau genommen verkauft er Versicherungen», meinte Alex. «Aber er selbst bezeichnet sich lieber als Finanzberater.» Doch dann wurde alles nur noch schlimmer, weil Mike beschloss, dass es nun Zeit für Nachkommenschaft wurde. «Sein Trauzeuge Harry – erinnert ihr

Weitere Kostenlose Bücher