Du und ich und all die Jahre (German Edition)
euch an den? Jedenfalls hat der einen Sohn bekommen und Mikes Freund Stephen kurz danach auch. Also wollte Mike nicht hinterherhängen und fand, wir sollten jetzt loslegen.»
«Und wie stehst du dazu?», fragte ich.
Sie zuckte die Achseln. «Ich weiß nicht. Natürlich will ich Kinder! Das weißt du ja. Aber ich bin siebenundzwanzig … Keine Ahnung. Ich hatte das eigentlich erst nach dreißig geplant.»
«Das solltest du ihm sagen», riet Julian und füllte unsere Gläser wieder auf.
«Hab ich, und es gab ständig Streit deswegen. Also habe ich am Ende einfach nachgegeben …»
«Alex, du solltest dich nicht zu etwas drängen lassen, was du gar nicht möchtest», sagte ich.
«Aber ich will es ja», betonte sie leicht gereizt. «Ich bin nicht wie du. Ich bin nicht besessen von meiner Karriere. Ich will Kinder! Es ist nur eine Frage des Timings.»
«Okay», lenkte ich ein.
«Egal», fuhr sie fort, und ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen, «es ist wirklich scheißegal, denn wir versuchen es nun schon seit einer verdammten Ewigkeit, und ich scheine nicht schwanger werden zu können. Ich weiß nicht, was mit mir nicht stimmt.»
«Mit dir ist alles in Ordnung!», beruhigte ich sie. «Bei manchen Leuten dauert es einfach etwas länger.»
Sie schniefte. «Mike meint, es liegt daran, dass ich zu viel trinke.»
«Das ist Schwachsinn», widersprachen Julian und ich einstimmig.
«Nein!», jammerte sie «Es ist wahr. Ganz bestimmt sogar. Ich trinke zu viel, vor allem seit ich nicht mehr arbeite …»
«Moment – was?», rief ich ungläubig. «Du hast aufgehört zu arbeiten? Wann? Warum?»
In den letzten zwei Jahren hatte Alex die Marketing-Abteilung des aufstrebenden Verlags Scribe geleitet. Sie liebte ihren Job.
«Ich habe vor ein paar Monaten gekündigt», sagte sie, leerte ihr Glas und hielt es Julian zum Nachfüllen hin. «Wir dachten … Ich dachte, dass ich besser nicht weiter so viel Stress habe, wenn ich ernsthaft schwanger werden will.»
Julian und ich wechselten einen kurzen Blick, der Alex nicht entging. «Es war meine Entscheidung!», fuhr sie uns an und stand auf. «Schaut mich nicht so an. Ich habe das selbst beschlossen. Ich will das so.» Sie ließ ihre Füße wieder in die Schuhe gleiten und schwankte zur Tür. Dann drehte sie sich noch einmal zu uns um und sagte: «Ich weiß, was ihr denkt, aber ihr versteht das nicht. Ihr seid nicht verheiratet. Das ist etwas ganz anderes.» Julian wollte erst etwas erwidern, überlegte es sich dann aber anders. «Kommt schon», sagte Alex und lächelte. Ihre Launen waren so wechselhaft wie Aprilwetter. «Lasst uns zurück zur Party gehen. Ach, Nic, ich sollte dich noch vorwarnen: Ich habe Aidan eingeladen. Ich bin ihm letzte Woche in London zufällig über den Weg gelaufen, und du weißt ja, dass Mike ihn auf den Tod nicht ausstehen kann. Da war ich nicht in der Lage zu widerstehen.» Sie stakste über den Korridor davon und glättete dabei den Saum ihres Kleides.
Zurück im Erdgeschoss, suchte ich vergebens nach Dom und wurde stattdessen in ein Gespräch mit einer der Gucci-Ehefrauen verwickelt («Wir sehen uns doch bestimmt im März in St. Moritz?»). Schließlich gelang es mir, mich loszureißen, und ich kämpfte mich durch die Menschenmassen zur Terrasse, wo ich zu meinem Entsetzen unter einem der Heizpilze Dom entdeckte. Im Gespräch mit Aidan. Konnte diese Party noch desaströser verlaufen?
Ich pirschte mich möglichst unauffällig an die beiden ran und versteckte mich hinter einer Gruppe von Gästen, um die Unterhaltung der beiden zu belauschen.
«Ich muss mich bei dir entschuldigen», sagte Aidan gerade. «Bei unserer letzten Begegnung vor einem Jahr habe ich mich wohl wie ein ziemlich großes Arschloch aufgeführt. Meine Erinnerungen daran sind allerdings eher schemenhaft.»
«Ja, hast du», antwortete Dom, «aber nur kurz. Trotzdem – vergiss es einfach. Ich kann das schon verstehen. Wirklich! Ich würde definitiv auch durchdrehen, wenn ich mir die Beziehung mit Nicole versaue.» Aidan trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Dom ignorierte das und fuhr ungerührt fort: «Es würde mich umbringen, sie mit jemand anderem zu sehen. Das würde mich fertigmachen!» Aidan nickte. Er senkte den Blick, dann schaute er sich hilfesuchend nach jemandem um, der ihn vor diesem Gespräch retten konnte. Okay.
«Hallo!», rief ich ein bisschen zu laut und zu fröhlich. «Amüsiert ihr euch? Wie läuft die Party?»
Dom legte den Arm um
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