Du und ich und all die Jahre (German Edition)
damit ruiniert, und ich werde weder von dieser noch von anderen Produktionsfirmen irgendwelche Aufträge bekommen. Es ist mir einfach egal. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit habe ich das Gefühl, in meinem Berufsleben das Richtige zu tun.
Dom kommt mit zwei Plastiktüten voller Zeitschriften für den Flug.
«Leihst du mir deinen Laptop?», frage ich ihn. Ich habe meinen nicht dabei. «Ich muss eine Mail verschicken.»
«Klar. An jemand Bestimmtes?»
Ich zögere.
«Nicole …»
Ich hole tief Luft. Bitte, lieber Gott, lass das jetzt nicht in einen neuen Streit ausarten. «Ich will die Sendung nicht machen – Betrug . Ich werde Paul Ronson mailen, dass ich aussteige.»
«Gut», sagt Dom und breitet die Financial Times auf seinem Schoß aus. «Dieser Dreck ist unter deiner Würde.»
«Du findest das richtig?» Ich bin unfassbar erleichtert.
«Absolut. Wir brauchen das Geld nicht. Es ist ja nicht so, als müsstest du arbeiten. Mein Gehalt reicht völlig.»
Er hatte das Wesentliche nicht begriffen.
«Dir ist schon klar, dass ich arbeiten will, oder? Ich kündige nicht, weil ich nicht arbeiten will, sondern weil ich diesen Job nicht machen will.»
«Ja, das weiß ich», er lächelt mich an und streichelt meinen Nacken. Er liest eine Weile und schaut dann hoch. Offenbar ist ihm plötzlich etwas eingefallen, was ihn beunruhigt.
«Dabei geht es aber nicht um das Angebot von Aidan Symonds, oder? Du kündigst nicht deswegen? Du willst doch nicht für ihn arbeiten?»
«Nein», antworte ich. «Ich nehme sein Angebot nicht an.»
An Bord des Flugzeugs sind wir idiotisch froh darüber, dass wir direkt am Notausgang sitzen. Wir strecken unsere Beine aus, entledigen uns der Schuhe und spielen mit den Zehen – zur Verärgerung eines Passagiers auf der anderen Seite des Gangs. Er ist mindestens einen Meter neunzig groß, und mit meinen einen Meter siebzig sollte ich ihm wohl eigentlich einen Platztausch anbieten. Aber Dom bestellt Champagner und hält meine Hand – also zum Teufel mit dem schlechten Gewissen. Das hier ist unser Urlaub, die Reise, auf die ich mich schon seit Wochen freue. Ich bin aufgeregt und blendender Laune. Die Sache mit Dad habe ich geklärt, das mit Annie Gardner ebenfalls, und ich habe endlich eine klare Linie in Sachen Schwangerschaft und auch was Aidan angeht.
New York kann kommen, ich bin bereit!
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14. Kapitel
Silvester 2005
Oxfordshire
Neujahrsvorsätze:
Eigene Produktionsfirma gründen
Wohnung in London kaufen
Fünf Kilo abnehmen
Urlaub mit Alex und Jules
Dad schreiben
Dank Dom am Steuer und des schlechten Wetters wurde es eine sehr lange Fahrt nach Henley, und meine Stimmung verdüsterte sich ebenso wie der Himmel. Ich war erschöpft. Vier Monate lang war ich fast ununterbrochen unterwegs gewesen. Und seit meiner Rückkehr hatte ich im Schneideraum Dreizehnstundenschichten geschoben. So ziemlich das Letzte, worauf ich gerade Lust hatte, war Silvester im riesigen Landhaus der Griffiths.
Natürlich freute ich mich auf Alex. Tatsächlich konnte ich es kaum erwarten, sie – und Julian – zu sehen. Dieses Jahr hatten wir nicht viel Zeit miteinander verbringen können. Entweder arbeitete ich, oder wir befanden uns nicht in derselben Zeitzone.
Nur leider war dieser Silvesterabend Mikes Party und nicht die von Alex, was mir gegenüber auch mehrfach betont wurde.
«Er hat sich darüber beschwert, dass wir Silvester immer das machen, was ich will», hatte sie mir erklärt, als wir Weihnachten telefonierten. «In diesem Jahr ist die Party also sein Ding. Na ja, nicht dass er irgendwas selbst organisiert hätte, nein, er hat eine Event-Managerin beauftragt. Karen. Eine abscheuliche Frau. Ich erzähl dir von ihr, wenn du hier bist. Jedenfalls kommen vor allem Mikes Freunde. Und dann noch du und Jules.»
Alex und Mike hatten das Haus in Henley ein paar Wochen nach ihrer Hochzeit gekauft. Es war riesig – allein sechs Schlafzimmer, glaube ich – und hatte einen zur Themse abfallenden, wundervollen Garten. Allerdings hätte ich mir für ein paar Millionen Pfund eine andere Bleibe ausgesucht. Das Haus war ein protziger Neubau für Neureiche, wie Julian es ausdrückte, nachdem wir sie zum ersten Mal besucht hatten.
«Ja, das Richtige für einen ehemaligen Rugby-Spieler», fügte ich ironisch hinzu.
«Hört ihr zwei vielleicht mal auf, euch wie Snobs aufzuführen?», schalt Karl uns. «Mit dem Haus ist alles in Ordnung. Ihr findet nur absichtlich alles
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