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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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meine Taille und küsste mich auf den Mund. Er markierte sein Revier. Ich zog den Kopf zurück. Aidan stand nur da und lächelte verlegen.
    «Ganz okay», sagte er.
    «Lügner», erklärte ich, und er lachte.
    «Geht es Alex gut?», fragte er.
    «Ich weiß es nicht.»
    «Warum?», wollte Dom wissen, den es offensichtlich ärgerte, dass er keinen Schimmer hatte, was los war. «Ist was passiert?»
    «Zwischen ihr und Mike läuft es nicht so gut», antwortete ich. «Sie war ziemlich fertig …» Dom hörte mir gar nicht wirklich zu, sondern beobachtete Aidan, der wiederum mich ansah.
    «Ich habe deine Reportage über Pakistan gesehen», sagte Aidan zu mir. «Die lief drüben in den Staaten auf BBC World. Wirklich hervorragend, Nic. Großartige Arbeit.»
    «Danke.» Ich wurde rot. Lob von ihm bedeutete mir eine Menge – und das nicht nur wegen unserer Vorgeschichte. Aidan hatte mich dazu inspiriert, Regisseurin zu werden, und seine Meinung war mir ungeheuer wichtig. Einen Moment lang standen wir nur da und schauten einander an. Mir wurde leicht schwindelig. «Wir sollten wieder reingehen. Hier draußen ist es ziemlich kalt», sagte ich zu Dom.
    Ich hatte den ganzen Tag kaum etwas gegessen, also begab ich mich auf die Jagd nach den Kanapees.
    Dom hingegen unterhielt sich währenddessen mit einem von Mikes weniger unangenehmen Freunden. Am anderen Ende des Raums stand ein gedeckter Tisch auf dem schwerbeladene Tabletts mit verschiedenen Köstlichkeiten warteten. Julian, Karl und ich griffen zu. Als wir fertig waren, stapelten sich auf meinem Teller Wachteleier, Cocktailtomaten, geräucherter Lachs, Kaviar und Ententerrine mit einem Klecks karamellisierter Orangen obendrauf. Karl beobachtete mich amüsiert.
    «Haben sie dich in Vietnam etwa hungern lassen?», fragte er. «Als wir da waren, fand ich das Essen fabelhaft. Einfach köstlich. Erinnerst du dich an die Nudelsuppe in Huê, Jules? Gott, zum Sterben gut!» Ich versuchte Karl zuzuhören, aber es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren. Hinter ihm stand nämlich eine Truppe kinnloser Idioten, die ihn nachäfften und dabei wie Schuljungen kicherten. Julian hatte sie auch bemerkt. Er warf mir einen Blick zu.
    «Lass uns rausgehen», schlug ich ruhig vor.
    «Nein, scheiß auf die», widersprach er mit vollem Mund. «Es ist eiskalt draußen. Ich gehe wegen denen nirgendwohin.»
    Karl erzählte selbstvergessen weiter. Ich warf den Typen einen vernichtenden Blick zu, aber sie hörten nicht auf.
    «Ah», sagte einer von ihnen zu Julian. «Ihr wart also in Vietnam, ja?» Er hatte ein gerötetes Gesicht und genauso wenig Kinn wie seine Freunde. «Habt ihr euch ein paar hübsche kleine Transen gegönnt?»
    «Das ist Thailand, du ignorantes Stück Scheiße», antwortete ich.
    «Was hast du gesagt?», fragte der Kinnlose geschockt.
    «Bei der musst du vorsichtig sein», gluckste sein Freund. «Das ist so ’ne Kampf-Emanze.»
    «Ich habe dich ein ignorantes Stück Scheiße genannt», wiederholte ich laut. Ich spürte Julians Hand auf meinem Arm, ein Versuch, mich zu beschwichtigen. Ich ignorierte ihn. «Irgendwas unklar? Soll ich es für dich buchstabieren?»
    «Pass auf, was du sagst, du Schlampe», knurrte der Kinnlose.
    Ich wollte gerade etwas erwidern, aber mein Gegner lag plötzlich auf dem Boden. Blut rann aus seinem fischmaulartigen Mund. Neben mir stand Aidan mit geballter Faust.
    «Rede nie wieder so mit ihr», sagte er ruhig. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und wollte gehen, sah sich aber einem aufgebrachten Mike gegenüber, der ihn am Revers packte.
    «Verschwinde aus meinem Haus, du verdammter Prolet», schnauzte er ihn an.
    Aidan entfernte ganz ruhig Mikes Finger von seiner Anzugjacke. «Mit Vergnügen.»
    Am anderen Ende des Raums sah ich, wie Alex die Szene mit ausdruckslosem Gesicht beobachtete. Ich schaute mich nach Dom um, konnte ihn aber nirgendwo entdecken.
    Schließlich folgte ich Aidan zur Eingangstür und hinaus auf die Terrasse.
    «Und ich dachte, du würdest dich heute Abend mal so richtig erwachsen benehmen», sagte ich mit einem Lächeln.
    «Hey, ich habe deine Ehre verteidigt.»
    «Vielen Dank.»
    «Hat der mich gerade ernsthaft einen Proleten genannt?»
    Wir mussten beide lachen, es folgte eine lange, unangenehme Pause, und dann begannen wir gleichzeitig zu reden.
    «Okay, ich glaube …», begann er.
    «Ich war in New York …», sagte ich.
    Wir lachten.
    «Du zuerst», sagte er.
    «Also, ich war vor ein paar Monaten in New York. Ich wollte

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