Du wirst noch an mich denken
sehen.
»Hallo, Kleine.« Er ging neben ihnen in die Hocke und wackelte mit einem Finger vor Greta-Leighs Gesicht herum, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dann blickte er zu Aunie. »Schadet das nicht ihren Augen?«
»Offenbar nicht«, erwiderte Aunie, »auch wenn ich das Gefühl nicht loswerde, dass sie eigentlich blind davon werden müsste.« Sie legte einen Finger zwischen die Seiten ihres Buchs, um die gerade gelesene Stelle zu markieren, und sah ihn an. »Aber Lola hat mich vorgewarnt. Sie hat mir gestern erzählt, dass Greta-Leigh eine Vorliebe für hohe Wattzahlen hat. Ich nehme an, dass Babys in diesem Alter einfach fasziniert von hellem Licht sind. Der Kinderarzt in der Klinik hat wohl gemeint, es würde ihr nicht schaden.«
»Hm. Seltsam.«
Greta-Leigh bemerkte jetzt den großen Finger, der vor ihrem Gesicht hin und her wackelte, und griff danach. James legte ihn in ihre kleine weiche Hand, und gleich darauf entfuhr ihm ein überraschter Laut, als sie ihn mit unerwartet viel Kraft umklammerte. Versuchsweise zog er seine Hand ein paar Zentimeter zurück, und das Baby, das sich daran festhielt, ließ sich mit hochziehen.
»Du musst ihren Kopf stützen, James«, sagte Aunie und lächelte Greta-Leigh zu, die sich unverzagt an seinen Finger klammerte, obwohl ihr Kopf dabei nach unten hing. »Ihr Hals ist noch nicht kräftig genug, um ihn zu halten, und sie lässt genau so abrupt los, wie sie zupackt, nicht wahr, meine Süße? Schieb deine andere Hand unter sie. So.« Sie zeigte es ihm.
James tat wie geheißen. »Sie kommt wirklich ganz nach Otis. Sie hat einen Griff wie ein Ringer. Oh oh.« Er rümpfte die Nase. »Magnolie, ich glaube, sie hat gerade in die Hose gemacht.« Vorsichtig löste er die winzige Faust von seinem Finger, hob das Baby mit seinen großen Händen hoch und hielt es Aunie entgegen. »Hier.«
Aunie lachte hell auf. »Selber hier«, erwiderte sie, langte nach der Wickeltasche und schob sie ein Stück zu ihm hin. »Du bist doch ein großer, starker Mann. Ich bin sicher, dass du es schaffst, so eine lächerliche kleine Windel zu wechseln.«
»Ist es nicht längst Zeit für sie, nach Hause zu gehen?«, fragte James und hielt Greta-Leigh mit seinen langen Armen so weit wie möglich von sich weg.
»Wir haben sie bis sechs. Lola ist krank.« Aunie musste grinsen, als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah. »Alles, was du brauchst, findest du da drin«, sagte sie und gab der Wickeltasche einen weiteren kleinen Schubs in seine Richtung. »Reinigungstücher, Puder, frische Windeln ... sogar ein sauberes Gummihöschen, falls was danebengegangen ist.«
»Verlockende Aussicht. Kann ich nicht einfach mit ihr vors Haus gehen und sie mit dem Wasserschlauch abspritzen?«
»James.«
»Okay, okay. Aber ich warne dich, Magnolie. Ich habe einen schwachen Magen. Wenn mir schlecht wird, musst du hinter uns beiden sauber machen.«
»Spül den Inhalt der Windel im Klo runter, wenn du fertig bist, und dann wirf sie in die Plastiktüte, die an der Tür hängt.«
»Willst du damit etwa sagen, dass sie das schon öfter gemacht hat?«
Aunie zog eine Augenbraue in die Höhe, und James trollte sich leise vor sich hin brummend ins Bad, wobei er das Baby immer noch möglichst weit von seiner Nase weghielt.
Er blieb lange verschwunden. Schließlich gewann Aunies Neugier die Oberhand, und sie schlich auf Zehenspitzen den kurzen Flur entlang.
»Ich habe nicht die allergeringste Erfahrung mit Kindern, meine Kleine«, sagte James gerade, als sie sich der Badezimmertür näherte. Er hatte das Waschbecken mit warmem Seifenwasser gefüllt, dem Baby das Hemdchen bis unter die Achseln hochgerollt und schwenkte seine Beine und seinen Po im Wasser hin und her. »Dafür braucht man ja drei Hände.« Aunie sah ihm dabei zu, wie er Greta-Leigh mit dem Gesicht nach unten über seinen linken Unterarm legte, mit einer Hand ihren pummeligen Oberschenkel festhielt und ihr mit der anderen Wasser über den Po goss. »In deiner Tasche ist doch sonst alles, weißt du vielleicht, ob auch ein Waschlappen dabei ist?« Er schüttelte das Wasser von seiner Hand, angelte mit dem Fuß nach dem Schulterriemen der Wickeltasche, zog sie näher zu sich heran und kramte darin herum. »Ah ja, da. Wusste ich's doch, dass auf deine Mama Verlass ist und sie alles einpackt, was wir brauchen.«
Er stellte sich zwar etwas tollpatschig an, und seine Stirn war schweißbedeckt, als er schließlich nach einem Handtuch griff, aber er machte das
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