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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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erneut das Gefühl, beobachtet zu werden, als sie auf dem gepflasterten Platz vor dem Hauptgebäude herumwanderten. Die feinen Härchen in ihrem Nacken richteten sich wieder auf, genau wie in der vergangenen Woche. Sie fuhr mit dem Kopf herum und suchte automatisch mit den Augen die Menge ab, aber sie konnte niemanden entdecken, der ihr ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit schenkte.
    Gleich darauf kam sie sich etwas albern vor. Das war ja wohl ein eindeutiger Fall von Selbstüberschätzung. In Anbetracht der gestern erfolgten Verhaftung war es nicht sehr wahrscheinlich, dass sie jetzt noch jemand beobachtete, und genau genommen hatte dieses Gefühl ja auch nur einen flüchtigen Moment gedauert. Wahrscheinlich hatte sie nur irgendeiner der jungen Männer hier ganz hübsch gefunden - etwa fünfzehn Sekunden lang. Bei dieser nicht besonders schmeichelhaften Vorstellung musste sie lächeln. Trotzdem nahm sie sich vor, James davon zu erzählen - vorausgesetzt, sie bekam ihn zu Gesicht -, und dann bemühte sie sich, nicht mehr daran zu denken.
    Auch wenn sie es nicht gern zugab, nicht einmal vor sich selbst, war sie genauso begierig darauf, etwas über den Anrufer zu erfahren, wie alle anderen, die heute hier waren. Sie hätte sich gern über die Art von Klatsch und Gerüchten, die auf dem Campus kursierten, erhaben gefühlt, aber sie musste feststellen, dass sie jedes Detail aufsog, das die Runde machte, ob es nun den Tatsachen entsprach oder reine Spekulation war. Sie hörte gespannt zu, sobald es um den jungen Mann ging, der es geschafft hatte, so vielen Frauen das Leben schwer zu machen.
    Und es fiel ihr nach wie vor nicht leicht, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ihr Anrufer ein Fremder gewesen war und nicht Wesley.
    Als ihr letztes Seminar zu Ende war, hatte es zu nieseln begonnen, und Mary bot ihr an, sie nach Hause zu fahren. Aunie lehnte jedoch ab, weil sie das befreiende Gefühl genießen wollte, zum ersten Mal seit vielen Wochen wieder allein unterwegs zu sein. Sie ließ sich Zeit, bummelte an den Schaufenstern auf dem Broadway entlang und machte Halt, um ein paar Toilettenartikel zu kaufen, die ihr schon vor einer Weile ausgegangen waren. Als sie schließlich ihren Schlüssel ins Schloss der Haustür steckte, war sie bis auf die Haut durchnässt, aber das war ihr egal. Ihr Leben schien endlich wieder ihr zu gehören. Und Regen hin oder her, sie hatte den Spaziergang ungemein genossen. Der junge Mann folgte ihr einen Häuserblock lang auf der anderen Straßenseite. Auf dem Broadway war es ein Kinderspiel, sie im Auge zu behalten. Als sie in das Wohnviertel abbog und er nicht mehr die Massen von Studenten und Passanten auf den Bürgersteigen als bequeme Deckung nutzen konnte, wurde es ein bisschen schwieriger, aber nicht sehr. Sie hatte sich kein einziges Mal umgesehen, und nicht zum ersten Mal an diesem Tag bedankte er sich im Stillen bei dem armen Kerl, der gestern der Polizei in die Falle gegangen war. Zweifellos war er ein perverser kleiner Mistkerl, aber das Timing hätte nicht besser sein können.
    Und Timing war das A und O, dachte der junge Mann. Er musste zugeben, dass ihn langsam Verzweiflung erfasst hatte. Als es ihm einige Wochen zuvor geglückt war, einen Blick auf das Anmeldeformular der Franklin für das College zu werfen, hatte er gedacht, er wäre am Ziel. Wie sich jedoch herausgestellt hatte, war es danach mit seinem Glück auch schon wieder vorbei gewesen. Die Adresse auf der Anmeldung gehörte zu einem Postfach, das sie nie aufsuchte. Sie hatte keinen Führerschein für den Staat Washington beantragt, sie hatte kein Auto angemeldet. Außer zu dieser dämlichen blonden Kuh, Holloman, hatte sie zu niemandem engeren Kontakt, und die hatte ihn eiskalt abblitzen lassen, als er sich an sie herangemacht hatte. Offenbar war er nicht ihr Typ. Entweder das oder sie hatte nichts für die klassische Anmache übrig. Solche Frauen sollte es geben.
    Das Hauptproblem bestand natürlich darin, dass die Franklin von Männern umgeben war, mit denen er nicht unbedingt nähere Bekanntschaft schließen wollte. Ohne ihre Bewacher hätte er ihr schon am ersten Tag bis nach Hause folgen können, aber unter diesen Umständen war das eine heikle Angelegenheit. Es war ihm nicht entgangen, wie vorsichtig und wachsam sie waren, wenn sie sie von ihren verkehrswidrig direkt vor dem College geparkten Fahrzeugen ins Gebäude begleiteten und wieder abholten. Und sie kannten sich gut in der Stadt aus. Er glaubte zwar

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