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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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unter dem Vorwand, er müsse noch einen Cartoon zu Ende zeichnen. Aunie drehte den Kopf weg, als er sich zu ihr hinunterbeugte, um ihr einen Kuss zu geben, und er strich stattdessen dem Baby über die Haare. Kurz darauf fiel leise die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Meine Kinder. Die Worte hallten ihm höhnisch in den Ohren nach, als er zurück in seine Wohnung ging. Dort angekommen, schloss er ganz sacht die Tür hinter sich, dann umklammerte er den Türrahmen, bis die Knöchel an seinen Händen weiß hervortraten, und schlug immer wieder die Stirn gegen das harte Holz der Füllung, um die gehässige kleine Stimme in seinem Kopf zu vertreiben. Meine Kinder.
    Scheiße, das tat weh. Sich die Stirn reibend taumelte er zur Couch und ließ sich in die kühlen Lederpolster sinken. O Mann. Kein Wunder, dass sie vergangene Nacht nicht mit ihm hatte reden wollen. So distanziert hatte er sie noch nie erlebt, aber in seiner Ignoranz hatte er gedacht, den Grund für ihr Verhalten zu kennen. Er hatte es nicht geschafft, sich für die gemeinen Dinge zu entschuldigen, die er ihr bei ihrem Streit an den Kopf geworfen hatte. Sonst nicht auf den Mund gefallen, hatte er es nicht fertig gebracht, über das eine Thema zu reden, über das sie reden mussten. Es hatte ihn geärgert, dass Aunie das anscheinend überhaupt nicht für nötig befunden hatte, aber jetzt ... O Gott, sie musste ihn wirklich für einen erbärmlichen, rücksichtslosen Mistkerl halten.
    In seinem Ubereifer, die Stille zwischen ihnen mit Worten zu füllen, hatte er keinen einzigen vernünftigen Satz von sich gegeben, keine einzige vernünftige Frage gestellt. Zum Beispiel, ob es die sichere oder die gefährliche Zeit war. War es möglich, dass er sie geschwängert hatte? Was wollte sie tun, wenn das der Fall war?
    Er hatte einen bösen Verdacht, was die letzte Frage anbelangte. Sie hatte noch zwei Jahre Uni vor sich, und sie hatte ihm tausendmal erklärt, wie sehr sie sich darauf freue, sich einen richtigen Job zu suchen und draußen in der wirklichen Welt ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es war vermutlich das Letzte, was sie wollte, sich die Last aufzubürden und ein Kind zu bekommen.
    Er konnte es nicht fassen, dass er so nachlässig gewesen war. Von Anfang an, seit dem allerersten Mal, war Verhütung das Selbstverständlichste von der Welt für ihn gewesen, aber jetzt, bei der einzigen Frau, die ihm jemals etwas bedeutet hatte, war auf einmal jede Verantwortung vergessen. Wie ging es nun mit ihnen weiter?
    Er wusste, was er wollte, aber er wusste nicht, wie er ihr das sagen sollte. Sie hatte sich gerade eben nicht einmal von ihm küssen lassen. Das Lachen, das ihm entfuhr, war bitter und gar nicht lustig. Außerdem, was zum Teufel verstand er denn schon von dauerhaften Beziehungen, oder überhaupt von Beziehungen, um genau zu sein? Es war schließlich nicht so, als hätte er vor Aunie schon einmal eine gehabt. Was er vorweisen konnte, war eine Liste von One-Night-Stands.
    Wenn er nicht umgehend seinen Hintern in Bewegung setzte und so schnell wie möglich mit ihr redete, würde es vermutlich auch dabei bleiben. Aber erst musste er sich seine Argumente zurechtlegen. Wenn er es diesmal falsch anfing, dann konnte er alle seine Wünsche in den Wind schreiben, was wirklich eine Ironie des Schicksals wäre, wenn man es recht bedachte. Sein ganzes Leben lang war es ihm gelungen, seine Gefühle hinter seiner Schlagfertigkeit zu verbergen, und er hatte sich aus fast jeder Situation herausreden können. Bei Aunie war es mit seiner sprichwörtlichen Eloquenz jedoch nicht sehr weit her. Stattdessen schaltete sich sein Verstand aus, und seine Gefühle brachen sich gewaltsam Bahn und bestimmten jede seiner Handlungen. Vom ersten Augenblick an war es ihr gelungen, sein Leben ohne größere Anstrengung auf den Kopf zu stellen, und sie brachte ihn dauernd dazu, zuerst zu reagieren und hinterher darüber nachzudenken. Gerade immer dann, wenn es am wichtigsten war, einen kühlen Kopf zu bewahren, verlor er unweigerlich die Beherrschung.
    Aber dieses Mal konnte er sich das nicht leisten. Er würde sich also etwas Ruhe gönnen und gründlich darüber nachdenken. Und dann würde er sich auf seine Fähigkeit besinnen, aus jeder Situation einen Ausweg zu finden und sie sinnvoll nutzen.
    Morgen sollte sich seine kleine Südstaatenschönheit besser in Acht nehmen. Weil er nämlich fest entschlossen war, dieses Spiel zu gewinnen.
    Das Flugzeug, das mitten in der Nacht auf dem Flughafen

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