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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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Baby gründlich sauber. Danach kniete er sich hin und hielt Greta-Leigh mit einer Hand auf seinem Oberschenkel fest, während er mit der anderen ein sauberes Handtuch in der Mitte faltete und auf den Boden breitete. Dann legte er sie vorsichtig darauf ab und drehte sich nach der Tasche um. Als er Aunie entdeckte, die am Türrahmen lehnte und ihn beobachtete, zuckte er leicht zusammen.
    »Hey«, sagte er. »Warum hast du mich nicht gewarnt, bevor ich sie hochgenommen habe? Die Windel war bis zum Rand voll, man möchte es gar nicht glauben.« Er zog eine saubere Windel aus der Tasche und legte sie auf das Handtuch. »Wenn du mich fragst, ist es nie zu früh, um mit dem Töpfchentraining anzufangen.« Er hielt Ausschau nach Puder und einem sauberen Gummihöschen und wandte sich damit wieder seiner Aufgabe zu.
    Aunie gab keine Antwort, aber ein Lächeln spielte um ihren Mund, als sie ihm weiter zusah. Das war James, wie sie ihn kannte. Als er schützend die Finger zwischen die Windel und Greta-Leighs Bauch schob und sich prompt mit der Sicherheitsnadel stach, mit der er das Ganze befestigen wollte, lachte sie auf.
    James blickte zu ihr hoch. »Es macht dir wirklich Spaß, mich dabei zu beobachten, wie ich mich zum Idioten mache, was?« Schließlich schaffte er es, die beiden Sicherheitsnadeln zu schließen, und griff nach dem Gummihöschen.
    »Ja«, gestand sie fröhlich. »Als Anstreicher und Zeichner magst du ja ein Ass sein, aber als Kinderschwester lässt du einiges zu wünschen übrig.«
    James hielt Greta-Leigh hoch, damit Aunie sein Werk begutachten konnte, und sagte: »Ich habe fabelhafte Arbeit geleistet. Komm schon, gib's zu.«
    Aunie nahm das Baby auf den Arm. »Ja, ja, ja.« Sie vergrub ihre Nase an Greta-Leighs Hals. »Aber er hat Stunden gebraucht, um eine einzige kleine Windel zu wechseln, stimmt's, meine Süße?« Während sie mit dem Baby aus dem Bad tänzelte, rief sie über die Schulter zurück: »Vergiss nicht, die Windel zu leeren und in die Tüte hinter der Tür zu werfen.« Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich plötzlich viel besser, ihr Ärger war verflogen. Natürlich war es immer noch nötig, dass sie miteinander redeten, aber zumindest hatte sie die Hoffnung, dass alles wieder in Ordnung kommen würde.
    Dieses Gefühl hielt nicht einmal fünf Minuten an.
    Als James zurück ins Wohnzimmer kam, fand er die beiden in der gleichen Position wie vorher auf der Decke vor. Er ließ die Wickeltasche auf den Boden plumpsen und ging in die Hocke. Greta-Leigh begann zu wimmern. »Was ist denn los, Kleine?« James strich ihr mit dem Finger über die Wange.
    Aus dem Wimmern wurde Weinen, aus dem Weinen ohrenbetäubendes Gebrüll.
    »Oje.« Aunie sprang auf. »Wir wissen, dass sie trocken ist, also muss sie Hunger haben. Ich wärme schnell ein Fläschchen in der Mikrowelle.«
    »Lass mich bloß nicht mit ihr allein!«
    Aunie, die bereits in die Küche geeilt war, steckte noch einmal den Kopf ins Zimmer. »Schau doch mal, ob du ihren Nuckel findest.«
    »Ihren was?«
    »Na, du weißt schon, den Schnuller.« Aunies Kopf verschwand wieder. »Er muss irgendwo auf der Decke liegen. Zwischen dem Spielzeug.«
    James fand ihn, blies einen Fussel weg und steckte ihn dem Baby in den Mund. Greta-Leigh begann sofort mit schmatzenden Lauten daran zu saugen. Ihre Tränen versiegten, aber James fand das durch den Schnuller hervorgerufene Clownslächeln auf ihrem Gesicht irgendwie unheimlich. »Ich kann es nicht fassen, dass Otis sie dieses Ding in den Mund stecken lässt«, sagte er. »Meine Kinder würden so was nicht kriegen, nie.«
    Aus der Küche drang Aunies Lachen. »Sag niemals nie, James«, rief sie. »Du weißt doch, man soll den Teufel nicht an die Wand malen.« Sie wartete auf eine seiner gewohnt schlagfertigen Antworten, aber James war auf einmal verstummt.
    Als Aunie mit Greta-Leighs Fläschchen zurückkam, wusste sie sofort, dass das fröhliche Geplänkel, das erste seit vierundzwanzig Stunden, vorbei war. James hatte erneut eine Mauer um sich errichtet. Er wirkte nicht verärgert, aber er hatte sich zurückgezogen. Aunie verspürte spontan eine so heftige Wut, dass sie beinahe daran erstickte. Zum Teufel mit ihm. Ungefähr zwei Minuten lang war es ihr vergönnt gewesen, nicht mehr an den gestrigen Vorfall zu denken. Was für eine Laus war ihm denn jetzt wieder über die Leber gelaufen?
    Er sah ihr noch eine Weile dabei zu, wie sie das Baby fütterte, aber es dauerte nicht lange, und er verabschiedete sich

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