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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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machte sich ans Lernen. Es dauerte allerdings eine Weile, bis sie die erforderliche Konzentration aufbringen konnte.
    Das Abschleifen der Wand hatte ihr wirklich Spaß gemacht; sie war sich dabei zur Abwechslung einmal nützlich vorgekommen. Aber sie würde sicher einige Zeit brauchen, um den Ausdruck auf James Ryders Gesicht zu vergessen, als sie sich derart mit dem Schleifpapier blamiert hatte. Er hatte sie angesehen, als frage er sich, wie in aller Welt sie es geschafft hatte, sich bislang durchs Leben zu schlagen, wenn doch jeder, der Augen im Kopf hatte, sehen konnte, dass sie nicht einmal von den grundlegendsten Dingen eine Ahnung hatte.
    Dieser Mann verunsicherte sie, und deshalb ging sie instinktiv auf Abstand zu ihm. Ihre Weigerung, James mit seinem Vornamen anzusprechen, hatte nichts damit zu tun, wie er sich an dem Tag, an dem sie die Wohnung gemietet hatte, ihr gegenüber verhalten hatte, oder jedenfalls nicht nur. Es hatte vor allem etwas damit zu tun, dass er sie ansah, als wäre sie völlig unfähig, während sie sich doch gerade so sehr darum bemühte, ein lebenstüchtiger, unabhängiger erwachsener Mensch zu werden. Sie musste zugeben, dass sie damit später anfing als die meisten, aber besser spät als nie. Immerhin versuchte sie es, und das Letzte, was sie dabei brauchen konnte, war jemand wie ihn, der ihr ohnehin unterentwickeltes Zutrauen in ihre Fähigkeit, nützlich und produktiv zu sein, noch untergrub. Darüber hinaus schüchterte es sie ein, wenn sie daran dachte, was er in seinem Leben schon alles erreicht hatte, während sie selbst bisher nicht das Geringste aus eigener Kraft zustande gebracht hatte.
    Ihm gehörte nicht nur dieses Haus, worauf sie an jenem ersten Tag nicht im Traum gekommen wäre, er war außerdem J. T. Ryder. Der J. T. Ryder, der Erfinder von »Mit anderen Augen«, der besten Cartoonserie, die in den letzten Jahren in den Sonntagszeitungen erschienen war. Und nicht nur das, seine Zeichnungen schmückten außerdem verschiedene Kalender, und es gab zwei Taschenbücher mit seinen gesammelten Cartoons. Und in der vergangenen Woche hatte sie in dem Campus-Buchladen einen Kaffeebecher mit einem Cartoon von ihm erstanden. Sie benutzte ihn zum Aufbewahren von Stiften. Erst als sie ihn Lola zeigte und dabei erneut über den eigenwilligen Humor lachen musste, der in der Zeichnung zum Ausdruck kam, erfuhr sie, dass sie James' Werk war. Sie war wie vom Donner gerührt. Das war von ihm? Sie hätte schwören können, dass er mit Drogen handelte.
    Da sie Wohnungsnachbarn waren, hatte sie mitbekommen, dass seit dem Tag ihres Einzugs dauernd irgendwelche Männer zu den unmöglichsten Zeiten zu ihm kamen. Na gut, so viele waren es nun auch wieder nicht gewesen, aber sie schienen nie länger als fünf Minuten zu bleiben, und ein paar davon hatten wirklich sehr merkwürdig ausgesehen. Sie war nur froh, dass sie Lola gegenüber nichts von ihrem Verdacht hatte verlauten lassen, du lieber Gott, sie käme sich sonst noch dümmer vor, als sie es ohnehin schon tat.
    Sowohl James als auch Otis hatten es in ihrem Leben zu etwas gebracht, und keiner von ihnen hatte es auch nur annähernd so leicht gehabt wie sie. Lola hatte ihr von dem Viertel erzählt, in dem die beiden aufgewachsen waren, und Aunie krümmte sich innerlich bei dem Gedanken, was ihr alles in die Wiege gelegt worden war. Sie hatte es nie nötig gehabt, auch nur einen Cent zu verdienen, und doch hatte sie nichts aus ihrem Leben gemacht.
    Am meisten beschämte sie, dass sie in der ersten Zeit ihrer Ehe mit ihrer Situation vollkommen zufrieden gewesen war. Na ja, nicht ganz. Ihr Liebesleben war von Anfang an eine einzige Enttäuschung gewesen, aber in materieller Hinsicht hätte es ihr auch nicht besser gehen können, wenn sie in der Lotterie den Jackpot geknackt hätte.
    Aunie starrte auf den Text in dem Buch vor ihr, ohne etwas davon zu erfassen, und klopfte mit dem Radiergummi an ihrem Bleistift nervös auf die Tischplatte. Vor ihrem geistigen Auge sah sie die kräftigen Schultern und Arme von James Ryder, das Spiel seiner Muskeln unter dem schwarzen, verschwitzten T-Shirt, das ihm am Körper klebte. So viel geballter Männlichkeit, wie er und Otis sie ausstrahlten, war sie noch nie begegnet.
    Dem Vergleich konnte Wesley bei weitem nicht standhalten. In seinen eleganten maßgeschneiderten Anzügen hatte er eine gute Figur gemacht, aber ohne ... na ja, er sah nicht gerade aus wie Michelangelos David. Das wäre auch nicht weiter schlimm

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