Du wirst noch an mich denken
machte Witze. Den flüchtigen Gedanken, dass Shelleys Haut nicht so zart und glatt war, wie er sie in Erinnerung hatte, verdrängte er genauso schnell wieder, wie er aufgetaucht war. Stattdessen genoss er es, wie sie ihren üppigen Busen gegen seinen Arm presste, während sie sich unterhielten, und ihn anfeuerte, als er gegen den Billardchampion antrat. Leider nutzte es nicht besonders viel. Der Typ war einfach zu gut, und nach einer Partie war die Sache für James gelaufen. Er konnte froh sein, dass nur noch zwei seiner Kugeln auf dem Tisch lagen, als der andere die Acht versenkte ... wenigstens hatte er sich nicht völlig blamiert. Shelleys Tröstungen taten ein Übriges, ihn seine Niederlage verschmerzen zu lassen.
Es war schon ziemlich spät, als er sich zu ihr beugte und mit den Lippen über ihr Ohrläppchen strich. »Nimmst du mich mit zu dir?«, fragte er leise. »Du könntest mir all diese neuen Farben zeigen, von denen du mir vorhin erzählt hast.« Shelley arbeitete in einem Nagelstudio, das sich auf Neonfarben spezialisiert hatte.
»Ach James, das geht leider nicht. Ich habe zusammen mit meiner Mitbewohnerin mein Zimmer neu gestrichen und muss heute Nacht auf der Couch im Flur schlafen.«
Sie beugte sich vor und presste dabei erneut ihre Brüste gegen seinen Oberarm. »Lass uns zu dir gehen.«
Einen kurzen Augenblick lang war James versucht, seine eiserne Regel zu brechen: Nimm niemals eine Frau mit nach Hause. Immerhin hatte Shelley genau das zu bieten, worauf er gerade Lust hatte.
Aber gleich darauf war dieser Augenblick auch schon wieder vorbei. »Ah, das geht auch nicht. Bei mir übernachtet heute einer meiner Brüder.« War eine Frau erst einmal über Nacht geblieben, machte sie es sich nach seiner Erfahrung sofort zur Gewohnheit, dauernd unangemeldet aufzukreuzen und sich häuslich einzurichten. Schließlich endete es jedes Mal damit, dass er ihre Gefühle verletzte, wenn er ihr erklärte, er lege keinen Wert darauf, dass jemand für ihn kochte oder sein Wohnzimmer aufräumte. Oder schlimmer noch, sie entdeckte eine seiner Arbeiten auf dem Zeichenbrett, schloss daraus, wer er war, und dann fingen die Schwierigkeiten erst richtig an.
Lola zufolge war er ein echter Chauvinist, aber so war es eben. Er konnte auf diesen Beziehungskram verzichten.
James verbrachte noch eine weitere Stunde mit Shelley, doch als er sich dann auf den Nachhauseweg machte, tat er das allein.
Das war einfach nicht sein Tag gewesen.
3
L ola nahm das Thermometer aus dem Mund und machte eine Eintragung in dem Kalender neben dem. Bett. Dann ließ sie sich frustriert zurück in die Kissen sinken. Es sah so aus, als wäre es morgen so weit, und Otis war nicht da. Seine Schicht begann heute Nachmittag. So ein Mist! Sie schlug die Bettdecke zurück und stand leise auf.
Sie war gerade dabei, sich eine Tasse Kräutertee aufzubrühen, als Otis hinter sie trat. Er legte seine kräftigen Arme um ihre Taille und gab ihr einen Kuss auf den Nacken. »Guten Morgen, Baby.«
»Guten Morgen«, erwiderte sie missmutig, und als Otis' Mund an ihrem Hals entlangwanderte, zog sie genervt die Schulter hoch. Langsam richtete er sich auf.
»Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden ... Was ist los, was sagt das Thermometer?«
»Sieht aus, als wäre es morgen so weit.«
»Sex nur so zum Spaß kommt dann heute also nicht in Frage, schätze ich.« Seine Stimme klang bitter. »Das wertvolle Sperma muss schließlich für den Zeitpunkt aufgespart werden, wenn es wirklich gebraucht wird!«
»Du kannst morgen nicht mal schnell zwischendurch nach Hause kommen?«
»Nein, das kann ich verdammt noch mal nicht.« Er packte sie bei den Schultern. »Wie lange wollen wir uns das eigentlich noch antun, Lola? Erinnerst du dich daran, dass wir früher miteinander geschlafen haben, weil wir Lust darauf hatten und nicht weil es uns irgendeine blöde Tabelle vorgeschrieben hat?«
»Ich will ein Kind, Mann!«
»Ich auch, Liebling, ich auch. Aber ich will nicht mein ganzes Leben dafür opfern. Da draußen gibt es bestimmt Hunderte schwarzer Babys, die dringend ein liebevolles Zuhause brauchen. Ich finde, du solltest dir ernsthaft Gedanken über eine Adoption machen.«
»Ich will ein Kind von dir«, sagte sie stur.
Otis versteifte sich und ließ seine Hände sinken. Diese Diskussion führten sie nicht zum ersten Mal ... im Grunde genommen hatten sie sie schon viel zu oft geführt. Die Sache fing an, einen Keil zwischen sie zu treiben. In letzter
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